Um gleich mit einem Vorurteil aufzuräumen: Harninkontinez ist keine Krankheit , sondern ein Zustand, der die Lebensqualität massiv beeinflussen kann. Und so erklärt sich auch, dass noch immer über 70% der Betroffenen dieses Zustand “verdrängen” und nur knapp 30% sich dazu bekennen. Schade, denn 80 % aller Betroffenen könnten nicht nur klassifiziert, sondern auch erfolgreich dagegen behandelt werden!
Die unterschiedlichen Ursachen einer Blasenfunktionsstörung zeigen sich in den verschiedenen Formen, die entsprechend unterschiedlich therapeutisch behandelt werden müssen. Eine Schwächung des Schließmuskel-Systems am Blasenausgang ist typische für die sogenannte Stress- oder Belastungsinkontinenz, während die Dranginkontinenz durch eine Fehlfunktion des Blasenwandmuskels verursacht werden kann. Doch auch wenn sich beide Formen der Harninkontinenz klar von einander abgrenzen lassen, so liegen doch bei 30% aller Betroffenen sogenannte Mischformen vor.
Leichtere Formen der Harninkontinenz können konservativ mitttels physiotherapeutischer Verfahren wie Beckenbodentraining, Biofeedback-Training oder Elektrotherapie behandelt werden. Seit neuestem steht mit Duloxetin auch eine medikamentöse Therapie zur Verfügung. Die Erfolgraten bei diesen konservativen Verfahren liegen immerhin zwischen 30 und 60%. Bei therapieresistenten Fällen ist eine Inkontinenzoperation Mittel der Wahl, wobei die klassischen Verfahren mit den minimalinvasiven Verfahren konkurrieren. Doch die Erfolgsraten liegen zwischen 63- und 98%! Es sollte aber nicht verheimlicht werden, dass die Patientenzufriedenheit hier nur bei durchschnittlich 75 % liegt.
Eine echte Neuerung auf dem Gebiet der Therapie der Drangharninkontinenz ist die Verabreichung des Wirkstoffs Oxybutynin ( Kentera ) mittels eines transdermalen Systems. Oxybutynin wird seit mehr als 30 Jahren erfolgreich angewandt und gilt als eine der wirksamsten Substanzen. Durch die innovative Applikationsform erlebt die Substanz nun mehr als eine Renaissance und hat seine Wirksamkeit und gute Verträglichkeit bereits in mehreren Studien unter Beweis gestellt. Das transdermale System muss nur 2 x wöchentlich appliziert werden, enthält 36 mg Oxybutynin, von dem pro 24 Stunden nur 3,9 mg abgegeben werden. In den USA ist es bereits seit Aprill 2003 unter dem Markennamen Oxytrol auf dem Markt, in Deutschland wird es im April 2005 von der UCB-Pharma unter dem Produktnamen Kentera eingeführt werden.
Blasenfunktionsstörung
Beckenbodentraining