Wie eine Studie zeigt, die kürzlich im European Journal of Cardiovascular Nursing veröffentlicht wurde, verstehen die meisten Patienten nichts von all den Informationen, die ihnen vor einem Eingriff am Herzen gegeben wurden. Und sehr oft erinnern sie sich nicht einmal daran, dass sie auch aufgeklärt wurden. So glauben beispielsweise viele Patienten fälschlicherweise, dass das Öffnen blockierter Arterien sie von ihrer Herzkrankheit heilen wird. 40 % aller dazu Befragten, konnten auch mit dem Begriff PCI nichts mehr anfangen. PCI steht für die perkutane Koronarintervention (PCI), die zu den häufigsten Eingriffen am Herzen, vor allem in Ländern mit hohem und mittlerem Einkommen, zählt.
Die Patienten-Aufklärung über ein bestimmtes Behandlungsverfahren, einschließlich der Risiken und Vorteile, ist eine rechtliche und ethische Anforderung, um den Patienten genügend Informationen über ihre bevorstehenden Behandlungsmöglichkeiten an die Hand zu geben und um ihnen eine endgültige Wahl zu erleichtern, ohne dass sie sich dazu gezwungen fühlen.
Bei den Patienten, welche man zum Einwilligungsverfahren zu einer PCI befragte, handelte es sich aber nicht um solche, die eine Notfall-PCI erhalten mussten. Den im Notfall ist vor allem die Geschwindigkeit von entscheidender Bedeutung. Etwa 60% der Patienten mit koronarer Herzkrankheit, die sich einer PCI unterziehen mussten (um eine Arterie zu öffnen), waren der Meinung, dieser Eingriff würde ihre koronare Herzkrankheit heilen. Zudem waren 95% der Meinung, der Eingriff würde ihr Risiko für einen zukünftigen Herzinfarkt verringern, 91% dachten sogar, es würde ihre Lebensdauer erhöhen.
Schon aufgrund dieser Studien-Zahlen bedarf es dringend einer Reformation bei der Patientenaufklärung! Ärzte, aber auch Patienten müssen genügend Zeit haben, die vorgeschlagene Behandlung und die mögliche Alternativen ausführlich zu diskutieren. Viel zu oft erhalten Patienten alle Informationen auf einmal und fühlen sich damit überlastet, was letztlich auch dazu beiträgt, das Gesagte zu vergessen oder nicht zu verstehen. Fast die Hälfte der Befragten (47%) hätte sich ein Familienmitglied bei diesem (Einwilligungs-) Gespräch an seiner Seite gewünscht, um mit diesem das Verfahren ausführlich erläutern zu können. Rund ein Drittel (31%) der in der Studie befragten Patienten benötigte eine erklärende Hilfestellung, um die gesundheitsbezogenen Informationen überhaupt zu verstehen.
Dies zeigt sehr deutlich, dass einerseits Gesundheitskompetenz ein vernachlässigtes Thema ist, andererseits auch den Patienten mitgegebene Broschüren oft nicht wirklich hilfreich sind. Vor allem dann nicht, wenn sie, wie so oft, nicht in klarer, verständlicher Sprache verfasst sind. Patienten werden sich nur selten freiwillig melden, wenn sie die gedruckten Informationen nicht verstehen. Dazu geistert in viel zu vielen der Betroffenen noch immer der Begriff „Götter in Weiß“ herum und leider ist es vielen Ärzten, aber auch deren Hilfspersonal, oft lieber als diese angesehen zu werden, als den zu behandelnden Menschen etwas Zeit für Erklärungen zu widmen.
Hilfreich und ein kleiner Anfangsschritt könnte zum Beispiel sein, den Patienten die Informationen nur häppchenweise zu geben und sie dann zu bitten, das Gehörte mit eigenen Worten zu erklären, um so zu sehen, wie viel vom Gesagten auch verstanden wurde. Aber das kostet natürlich Zeit – und die ist kostbar! Und man kann sie von Ärzten und Klinik- oder Praxispersonal nur einfordern, wenn sie auch dafür gewährt wird (z.B. von der Verwaltung in Kliniken).
Falsch ist auch das gern praktizierte schulische Abfragen von viel zu schnell Erklärtem. Denn die Patienten sind keine Schüler, die einen Lehrer brauchen, sondern oft sehr kranke Menschen, die man nicht auch noch beschämen muss, ob der Tatsache, dass sie etwas nicht wissen oder richtig verstanden haben.
Die ESC-Leitlinien für den Revaskularisierungszustand besagen: “Die aktive Beteiligung der Patienten am Entscheidungsprozess sollte gefördert werden. Die Verwendung von Terminologie, die der Patient versteht, ist unerlässlich. Risiken und Nutzen….sollten gründlich diskutiert werden”.
Und dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. NUR BITTE AUCH AUSFÜHREN!