In Deutschland leiden ca. vier Millionen Menschen unter chronischen Wunden. Chronisch bedeutet, dass die Gewebeverletzung nicht innerhalb von acht Wochen nach ihrem Entstehen abheilt. Dies ist dann der Fall, wenn die körpereigenen Wundheilungsmechanismen gestört sind, was in der Regel auf falsche Ernährung, ein geschwächtes Immunsystem, Infektionen und Stoffwechselkrankheiten oder psychische Probleme zurückzuführen ist. Schätzungen zufolge wären z.B. 90 Prozent aller Druckgeschwüre vermeidbar, nur jede fünfte chronische Wunde wird adäquat versorgt.
Betroffene Patienten fühlen sich oft gesellschaftlich ausgegrenzt. Der Verlust von Arbeitsfähigkeit und Mobilität, die Schmerzen und der starke Wundgeruch beeinträchtigen ihre Lebensqualität enorm und führen oft in eine soziale Abwärtsspirale.
Dekubitus (Druckgeschwür)
• Entsteht, wenn der Patient zu lange auf einer Stelle liegt oder sitzt
• Betroffen: In Deutschland mehr als eine Million Menschen – besonders gefährdet sind ältere, bettlägrige Patienten
• Ständiger Druck auf bestimmte Hautareale verhindert die ausreichende Versorgung der Haut mit sauerstoffreichem Blut: Die Haut und das darunter liegende Gewebe sind nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt und sterben ab - es bildet sich ein Druckgeschwür
Ulcus cruris („offenes Bein“):
• Eine längere Zeit nicht abheilende, offene, oft großflächige, meist nässende Wunde am Unterschenkel, verursacht durch venöse oder arterielle Durchblutungsstörungen
• Betroffen: ca. ein bis zwei Millionen Patienten in Deutschland
Diabetisches Fußulcus (Diabetischer Fuß)
• Folgekrankheit von erhöhtem Blutzucker (Diabetes mellitus), die sich durch Nervenschädigungen an den Füßen und Unempfindlichkeit gegenüber Berührungsreizen aber auch durch Durchblutungsstörungen in Folge der Zuckererkrankung bemerkbar macht
• Betroffen: Fast sieben Prozent der 5 Millionen Diabetiker in Deutschland – als Folge- erscheinung müssen jährlich fast 28.000 Amputationen von der Einzelzehe bis hin zur Beinamputation durchgeführt werden!
• Durch Prävention und regelmäßige Kontrolle ist die Bildung eines diabetischen Fußsyndroms meist vermeidbar
Verbrennungen stehen in der Statistik von Unfällen im Haushalt und auch bei Kindern weit oben. Auch hier ist der Einsatz feuchter Wundversorgung wesentlich effektiver als herkömmliche Verbandmittel.
Unter Fachleuten heißt es: „Eine trockene Wunde ist eine tote Wunde1“. Traditionelle Wundverbände haben einen gravierenden Nachteil: Sie entziehen der Wunde Feuchtigkeit und verzögern so den Heilungsprozess. Die Annahme, rasche Schorfbildung fördere die Heilung, ist ein Irrtum. Schorf trocknet die Wunde aus – die körpereigenen Abwehrkräfte sind inaktiv. Der in der Regel mehrfach täglich erforderliche Verbandwechsel birgt außerdem ein erhöh- tes Infektions- und Verletzungsrisiko für die Wunde. Der Wundgrund kann mit der Kompresse verkleben – winzige Teilchen des Verbandstoffes verbleiben in der Wunde, verunreinigen sie und neu gebildetes Gewebe wird verletzt.
Hydroaktive Wundverbände können dagegen in der Regel ohne Wechsel mehrere Tage auf der Wunde belassen werden. Sie legen sich wie eine „zweite Haut“ auf die betroffene Körperstelle, lindern die Schmerzen und sind problemlos zu entfernen. Für jede Wundform und Heilungsphase gibt es eine entsprechende Behandlungsmöglichkeit: Hydrokolloide, Hydropolymere, Hydrogele – auch sogenannte amorphe Gele (halbflüssige), silberhaltige Wundauflagen, Alginate etc. Die Verbände nehmen das Wundsekret vollständig auf und schaffen ein optimales feuchtes Wundheilungsmilieu. Sie bestehen meist aus mehreren Schichten und sind zum Teil von außen wasserdicht. Das feuchte Milieu begünstigt die Bildung körpereigener Abwehrkräfte (Enzyme und Hormone), die ein schnelles Abheilen der Wunde bewirken.
Vorteile für die Patienten
Röthel, H.: Verbandstoffsysteme für die feuchte Wundbehandlung; CMC Medical Information, Praxiswissen, Heidenheim; 1996 ↩