So schön der Frühling für viele ist, so anstrengend kann er für Allergiker werden. Doch es sind nicht nur die Frühjahrsmonate, die Heuschnupfengeplagte leiden lassen. Bereits seit einigen Jahren dehnt sich die Pollensaison immer weiter aus. Der Grund: Immer mildere Temperaturen.
Laut dem Pollenflugkalender der Stiftung Deutscher Polleninformationen beginnt der Pollenflug teilweise schon im Winter. Hasel- und Erlenpollen fliegen bereits im Dezember. Gräser und Brennnessel können auch noch im November allergische Reaktionen auslösen.
„Im Vergleich zum langjährigen Mittel waren die letzten 12 Monate durchweg zu warm. Die Abweichungen liegen zwischen 1 und 5 Grad“, erklärt Andreas Machalica, Meteorologe bei wetter.com. „Aktuell beträgt die Jahresmitteltemperatur 8,2 Grad. Für den Referenzzeitraum 1991 bis 2020 erwarten wir 9,2 Grad. Das ist verglichen mit den vergangenen Abweichungen von lediglich 0,1 Grad ein sehr großer Sprung.“
„Die längere Pollensaison wirkt sich individuell auf die Patienten aus. Unangenehm wird es für Menschen, die gegen mehrere Pflanzen allergisch sind. Dadurch wird ihre Leidensperiode deutlich verlängert“, so Professor Ulf Darsow, der in der Klinik für Dermatologie und Allergologie des Klinikums rechts der Isar in München tätig ist.
Ein weiterer Faktor, der zur Ausweitung der Pollensaison führt: Neue, eingeschleppte Pflanzenarten – in der Fachsprache Neophyten genannt.
„Ein Beispiel für ein Neophyt ist die Ambrosia. Sie breitet sich gegenwärtig in Deutschland aus”, erklärt Darsow. „Diese Pflanze blüht bis in den Spätsommer und löst eine Kreuzallergie zu Beifuß aus. Das heißt, dass Beifußallergiker auch auf Ambrosia reagieren und Beifußallergie gibt es schon lange in Deutschland.“
Klimawandel verstärkt Heuschnupfen-Symptome Es wird befürchtet, dass ein höherer Kohlendioxid-Gehalt in der Luft die Pollenproduktion vieler Pflanzen verstärkt „Das muss allerdings erst noch Pflanze für Pflanze bewiesen werden”, sagt Darsow. Jedoch sei durch Symptomtagebücher von Patienten bereits aufgezeigt worden, dass die Symptome sich verstärken, je höher die Pollenmenge pro Kubikmeter Atemluft ist.
„Umweltschadstoffe wie Feinstaub können zudem die Allergenträger beeinflussen”, erklärt Darsow. „Insgesamt rechnen wir wegen des Klimawandels und der verlängerten Vegetationsperiode mit einer Verschlimmerung der Pollenallergie in Deutschland.”
Weitere Infos zum Thema gibt es hier. Wie hoch die aktuelle Belastung ist, zeigt der wetter.com-Pollenflugkalender.
Pollensaison
Heuschnupfen
Klimawandel