Der Konsum von Kokain kann in eine schwere psychische Abhängigkeit führen – ein professioneller Entzug kann helfen, die Suchtspirale hinter sich zu lassen.
Kokain ist ein Rauschmittel mit stimulierender Wirkung. Lange Zeit war das Betäubungsmittel, das aus den Blättern des Cocastrauchs gewonnen wird, als Manager- oder High Society-Droge bekannt – weil nur die Reichen und Schönen sich das teure, weiße Pulver leisten konnten. Heute ist die Rauschdroge erschwinglicher und wird laut Drogen- und Suchtbericht 2019 der Drogenbeauftragten der Bundesregierung seit 1990 immer häufiger konsumiert. Schließlich sorgt sie dafür, dass man sich schön, leistungsstark und praktisch unbesiegbar fühlt.
Die Folge des Konsumanstiegs: Die Kokainabhängigkeit ist heute keine Seltenheit mehr. Um ihr zu entkommen, gibt es professionelle Entzugsangebote – denen viele Betroffene jedoch mit Skepsis begegnen. Ein Grund hierfür: Sie kennen die unangenehmen Entzugserscheinungen, die auftreten, sobald die Wirkung der Droge nachlässt. Umso wichtiger ist es, zu zeigen, dass ein Kokainentzug nichts Bedrohliches haben muss, sondern für viele Betroffene der einzig erfolgversprechende Weg aus der Sucht ist.
Wie jede andere Suchterkrankung ist auch eine Kokainabhängigkeit durch verschiedene Kriterien gekennzeichnet. Treffen mindestens drei der folgenden Merkmale zu, muss von einer Abhängigkeitserkrankung ausgegangen werden:
Es besteht ein intensives, kaum überwindbar scheinendes Verlangen nach dem Konsum von Kokain.
Die Einnahme der Droge muss kontinuierlich erhöht werden, um dieselbe Wirkung zu verspüren.
Im Leben spielt das Koks eine immer größer werdende Rolle – andere Lebensbereiche werden zunehmend untergeordnet.
Der Kokainkonsum gerät zusehends außer Kontrolle, vor allem in Bezug auf die Menge und die Dauer.
Wenn sich die Drogeneinnahme verzögert, machen sich Entzugserscheinungen bemerkbar.
Es wird weiterhin gekokst, obwohl die Einnahme des Rauschmittels bereits zu negativen Konsequenzen geführt hat.
Ein professioneller oder qualifizierter Kokainentzug gliedert sich in mehrere Phasen. Diese sollten normalerweise immer medizinisch-therapeutisch begleitet werden. So können die Suchtkranken sichergehen, dass sie bei Entzugserscheinungen oder in einer psychischen Belastungssituation immer einen verlässlichen Ansprechpartner an ihrer Seite haben.
Als Entgiftung bezeichnet man die erste Phase eines Entzugs, bei dem bewusst und unter kontrollierten Bedingungen auf die Einnahme der Droge verzichtet wird. Nach dem Absetzen des Rauschmittels befreit sich der Körper von den Resten sowie den Abbauprodukten des Kokains. Das kann mit Nebenwirkungen einhergehen, die als Entzugserscheinungen bekannt sind.
Viele Suchtkranke empfinden diese Nebenwirkungen als sehr unangenehm, normalerweise sind sie jedoch – anders als zum Beispiel bei einer Alkoholabhängigkeit – recht harmlos. Niedergeschlagenheit, Schlafstörungen und Erschöpfung sind typisch. Körperliche Entzugserscheinungen treten sehr selten auf und können bei Bedarf medikamentös gelindert werden.
Bei der Entwöhnung steht die psychische Komponente der Suchterkrankung im Fokus. Das ist bei einem Kokainentzug von entscheidender Bedeutung, weil die psychische Abhängigkeit meist deutlich stärker ausgeprägt ist als die physische. Gemeinsam mit einem Therapeuten geht der Patient den Ursachen seiner Erkrankung auf den Grund.
Im Rahmen von Einzel- und Gruppentherapie lernt er, seine eigenen Konsummuster zu erkennen sowie suchtauslösende Situationen zu identifizieren. Dadurch kann er Strategien entwickeln, um zukünftig alternative Verhaltensweisen erfolgreich umzusetzen. Zudem werden psychische Begleiterkrankungen, wie Depressionen oder Angststörungen, die häufig mit einer Kokainsucht verknüpft sind, mitbehandelt.
Die Nachsorge findet normalerweise im Anschluss an den Klinikaufenthalt statt. Hier geht es darum, für den Betroffenen ein stabiles Netz zu etablieren, welches ihm Sicherheit für den Alltag gibt und im Notfall – also bei akuten Rückfallsituationen – zurück zur Stabilität verhilft. Diese Phase des Kokainentzugs wird idealerweise durch einen niedergelassenen Therapeuten in Wohnortnähe begleitet. Zusätzlich hat sich die regelmäßige Teilnahme an Selbsthilfegruppen als hilfreich erwiesen.
Viele Suchtkranke versuchen, sich in Eigenregie zu „therapieren“. Bedeutet: Sie führen einen sogenannten kalten Entzug durch, indem sie ohne medizinisch-therapeutische Hilfe damit aufhören, weiterhin Koks zu nehmen. Von dieser Vorgehensweise kann nur abgeraten werden, weil die Gefahr für extrem belastende Entzugserscheinungen und einen Rückfall hoch ist.
Betroffene sollten einen Entzug lieber in einer Klinik durchführen lassen. Dort werden sie während der Entgiftung durch Ärzte überwacht, bekommen Medikamente gegen die Entzugserscheinungen und erhalten zusätzlich eine therapeutische Behandlung. Ein qualifizierter Kokainentzug in einer öffentlichen Klinik ist in den meisten Fällen erfolgsversprechender als ein ambulanter Entzug oder gar die kalte Entzugsvariante.
Besonders intensiv betreut wird der Kokain-Entzug in privaten Kliniken. Hier werden alle Phasen des Entzugs an einem Ort, mit einem vertrauen Team an Ärzten und Therapeuten durchgeführt. In öffentlichen Krankenhäusern ist er dagegen häufig unterteilt, nicht selten muss sogar die Klinik gewechselt werden oder es liegen lange Wartezeiten zwischen der Entgiftung und der Entwöhnung. Dadurch steigt natürlich die Rückfallgefahr.
Für suchtkranke Menschen, die von Kokain abhängig sind, gibt es bundesweit viele Anlaufstellen, die über die Möglichkeiten eines Kokainentzugs informieren können. Als erster Ansprechpartner ist oftmals der eigene Hausarzt geeignet, da hier bereits eine stabile vertrauensvolle Beziehung besteht. Viele Betroffene möchten aus Scham oder Angst vor Stigmatisierung jedoch lieber anonym bleiben. Für sie empfiehlt sich der Weg zu einer Drogen- oder Suchtberatungsstelle. Entsprechende Angebote sind in immer mehr Städten zu finden.
Eine weitere Option ist es, sich direkt bei einer Klinik mit Suchtambulanz bzw. einer spezialisierten Entzugsklinik zu melden. In öffentlichen Krankenhäusern werden Patienten zwar häufig nur in akuten Notsituationen aufgenommen, die Mitarbeitenden können aber an die entsprechenden Stellen für weitere Informationen verweisen. Eine interessante Alternative sind private Entzugskliniken mit der Möglichkeit einer Sofortaufnahme.
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