Laut Report der Weltgesundheitsorganisation (WHO) schneidet die Bundesrepublik in Sachen Tabakkontrolle im Vergleich zu anderen Ländern schlecht ab (nur Österreich ist noch schlechter!). Was deutlich macht: Auch die Schockbilder haben nichts gebracht, vielleicht auch deswegen nicht, weil seit deren Einführung nichts mehr passierte. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) fordert deswegen unter anderem ein komplettes Werbeverbot für Tabakwaren sowie professionelle Entwöhnungsprogramme auf Rezept.
Noch immer dürfen hierzulande Tabakkonzerne auf Plakaten oder Großveranstaltungen uneingeschränkt für ihre Produkte werben. „Ein umfassendes Werbeverbot wäre wichtig, damit junge Leute gar nicht erst mit dem Rauchen anfangen“, sagt Professor Dr. med. Berthold Jany, von der DGP. Ein solches Verbot ist im Bundestag, auch dank maßgeblicher Lobbyarbeit der Tabakindustrie, auf absehbare Zeit jedoch nicht geplant. Doch der Schwarze Peter liegt nicht nur bei der Politik, denn auch das Gesundheitssystem berücksichtige die Folgen des Rauchens und der Abhängigkeit noch viel zu wenig. „Rauchen ist kein Lifestyle-Problem, sondern eine Sucht – deshalb scheitern die meisten Raucher, wenn sie ohne professionelle Hilfe versuchen aufzuhören“, erklärt der Chefarzt der Abteilung Innere Medizin im Klinikum Würzburg Mitte.
Wirksame Hilfen bieten Medikamente, die den Drang zu rauchen unterdrücken, medizinische Beratung und verhaltenstherapeutische Programme. Eine Entwöhnung auf Rezept gibt es in Deutschland aber nicht: Die meisten Kurse und wirksame Medikamente muss der Raucher aus eigener Tasche bezahlen.
Rauchen schadet fast jedem Organ im menschlichen Körper und ist der wichtigste vermeidbare Risikofaktor für Krebs, Herz-Kreislauf-Schäden und chronische Lungenerkrankungen1. Über 13 Prozent, das ist immerhin mehr als 1/8, aller Todesfälle in Deutschland gehen auf den Konsum von Zigaretten zurück. Trotz der gesundheitlichen Gefahren fehlt es in Deutschland jedoch an effektiven Aufklärungskampagnen, die vor den Folgen des Rauchens warnen. In Ländern wie Kanada, Indien, Großbritannien oder selbst die Türkei, die in den vergangenen zehn Jahren umfassende Rauchverbote eingeführt und nationale Programme zum Rauchstopp gestartet haben, ging der Anteil der Raucher hingegen deutlich zurück. „Die Maßnahmen der WHO haben sich in Untersuchungen als wirksam erwiesen und sind auch für Länder mit kleinem Budget umsetzbar“, betont Professor Jany. „Es wird Zeit, dass Deutschland dem guten Beispiel anderer Industrienationen folgt.“
Leider steht zu befürchten, dass Professor Jany damit der Rufer in der Wüste bleibt!
Quelle: World Health Organization: WHO-report on the global tobacco epidemic, 2017 – Monitoring tobacco use and prevention policies
Im Lungenkrebsmonat November, auch Lung Cancer Awareness Month (LCAM) genannt, gibt es wieder viele Aufklärungskampagnen. ↩
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