Wundern Sie sich ab und an, warum ein Medikament nicht hilft? Möglichertweise haben Sie es einfach nicht zur richtigen Zeit eingenommen! Denn selbst sorgfältig ausgesuchte und eigentlich passende Medikamente können wirkungslos bleiben, wenn sie zur falschen Zeit eingenommen werden. “Das Timing ist extrem wichtig”, sagt Tobias Eckle, Anästhesiologe an der University of Colorado. Denn spezifische Proteine, die ein Medikament modifizieren soll, können im Laufe eines Zeitraums von 24 Stunden unterschiedlich auf das Präparat reagieren. Verursacher ist der zirkadiane Rhythmus, jener 24-Stunden-Tag-Nacht- Zyklus, dem alle lebenden Organismen auf der Erde unterworfen sind.
Es ist eben dieser Zyklus der Menschen in der Dunkelheit der Nacht ruhen und im Tageslicht aktiv sein lässt. Demzufolge beeinflußt er auch maßgeblich alle menschlichen Körperfunktionen und das falsche Timing von Verhaltensweisen wie Bewegung oder Nahrungsaufnahme kann die menschliche Gesundheit erheblich beeinflussen.
Am besten erklärt es sich mit dem Essen zu Nachtzeiten, das, wie viele nächtlichen Kühlschranplünderer leider nur zu gut wissen, im Laufe der Zeit zur Gewichtszunahme führen kann. Der Grund dafür ist schnell gefunden, denn, während die Nahrungsaufnahme tagsüber durch Aktivitäten kompensiert wird, führt das nächtliche Essen zur erhöhten Fettspeicherung. Warum? Ganz einfach, unser Körper ruht eigentlich schon zu dieser Zeit, d. h. er hat längst in die nächtliche Ruhephase gewechselt.
Und nicht anders als beim nächtlichen Essen, reagiert er auch auf Medikamente zur falschen Zeit. Je nachdem, ob sie tagsüber oder nachts eingenommen werden, kann die Wirksamkeit schwanken oder gar völlig abnehmen. Zur falschen Zeit eingenommen kann es sogar zu den gefürchteten unerwünschten Nebenwirkungen kommen.
“Wenn Ärzte Medikamente verschreiben, berücksichtigen sie selten den besten Zeitpunkt für die Einnahme”, so Eckle. Schuld daran ist einerseits die Tatsache, dass viele Ärzte gar nicht wissen, dass einige Medikamente am besten wirken, wenn sie zu einer bestimmten Tageszeit eingenommen werden. Und der weitere Grund liegt darin, dass die meisten Medikamente nicht auf mögliche unterschiedliche Wirkungen während eines 24-Stunden-Zyklus untersucht worden sind.
“Mein Labor und ich untersuchen seit vielen Jahren die Chronotherapie, also wie der Zeitpunkt der Einnahme eines Medikaments die Wirksamkeit der Behandlung beeinflusst”, sagt Eckle. Aber, auch wenn man schn viel herausgefunden hat, so sei mehr Forschung nötig, um die besten Zeiten für die Verabreichung von Medikamenten für verschiedene Krankheiten zu bestimmen. “In Anbetracht der Tatsache, dass die zehn umsatzstärksten Medikamente in den USA nur zwischen vier und 25 Prozent der Patienten helfen, glaube ich, dass die Berücksichtigung des Timings dazu beitragen könnte, Behandlungen wirksamer zu machen und mehr Menschen weltweit zu helfen”, meint der Wissenschaftler Tobias Eckle.
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