Pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel1 in Form von Multivitamin- oder Mineralstoffpräparaten etc. sind, laut Werbung, äußerst gesund und daher sehr beliebt. Es gibt sie in zahlreichen Varianten und von nicht immer seriösen Herstellern. Leider können diese Nahrungsergänzungsmittel, vor allem in Kombination mit Kurkuma, Grüntee, Rotschimmelreis etc. (s. unten) potenziell gesundheitliche Schäden verursachen. Insbesondere bekannt sind Leberschäden und Medikamentenwechselwirkungen.
Wissenschaftliche Studien wie im Journal of the American Medical Association (JAMA), haben mehrere Fälle und Mechanismen identifiziert, durch die diese Substanzen potenziell gesundheitsschädlich wirken können. Eine systematische Übersichtsarbeit, ebenfalls veröffentlicht in JAMA, untersuchte die Häufigkeit und Schwere von Leberschäden, die durch Nahrungsergänzungsmittel verursacht wurden. Die Studie zeigte, dass Kräuter- und Nahrungsergänzungsmittel in den USA für etwa 20% aller Fälle von leberschädlichen Reaktionen verantwortlich sind. Besonders Grüntee-Extrakte und Rotschimmelreis wurden als häufige Verursacher identifiziert, wobei die Schwere der Leberschäden von milden Enzymerhöhungen bis hin zu fulminantem Leberversagen reichte.
Multivitamin-Tabletten: Gelten in aller Regel als sicher, aber: Vorsicht bei einer übermäßigen Einnahme insbesonders von fettlöslichen Vitaminen (wie A, D, E, K) - es kann zu toxischen Wirkungen führen. So weiß man aus seriösen Studien, dass bei Überdosierung von Vitamin A die Leber geschädigt werden kann.
Kurkuma enthält Curcumin, das für seine entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften bekannt ist und hochgelobt wird. Ein Bericht in JAMA beschrieb Fälle, in denen Patienten nach der Einnahme von Kurkuma-Präparaten Leberschäden entwickelten. Dies kann durch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder durch die erhöhte Bioverfügbarkeit von Curcumin, oft durch Zusatzstoffe wie Piperin, (einem Wirkstoff aus schwarzem Pfeffer), verschärft werden.
Grüntee gilt als in moderaten Mengen als gesundheitsfördernd. Hochkonzentrierte Grüntee-Extrakte in Nahrungsergänzungsmitteln können jedoch zu schweren Leberschäden führen. Studien, einschließlich Veröffentlichungen in JAMA, haben gezeigt, dass Epigallocatechingallat (EGCG), ein Hauptbestandteil von Grüntee, in hohen Dosen lebertoxisch sein kann. Es wurden zahlreiche Fälle von akuter Hepatitis und Leberversagen dokumentiert, die auf den übermäßigen Konsum von Grüntee-Extrakten zurückzuführen sind.
Rotschimmelreis wird besonders gerne zur Cholesterinsenkung eingesetzt. Er enthält den Statin-ähnlichen Stoff Monacolin K, das chemisch dem verschreibungspflichtigen Cholesterinsenker Lovastatin ähnlich ist. Obwohl er in der traditionellen Medizin vielfach Verwendung findet, bergen Nahrungsergänzungsmittel mit Rotschimmelreis das Risiko von Statin-ähnlichen Nebenwirkungen, einschließlich schwerer Leberschäden. Studien haben gezeigt, dass die Einnahme von Rotschimmelreis in hohen Dosen oder über längere Zeiträume zu einer Erhöhung der Leberenzyme und in schweren Fällen zu Leberversagen führen kann.
Zu den weiterer Nahrungsergänzungsmitteln, die als natürliche Heilmittel für eine Vielzahl von gesundheitlichen Beschwerden beworben werden, zählen Ashwagandha (Withania somnifera), Garcinia cambogia (Garcinia gummi-gutta) und Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa). Über negative Nebenwirkungen und gesundheitliche Risiken, die mit ihrer Einnahme verbunden sind, findet man hingegen nur selten Hinweise.
Ashwagandha (Withania somnifera) wird in der ayurvedischen Medizin traditionell als Adaptogen verwendet, um Stress abzubauen und das Immunsystem zu stärken. Obwohl es viele positive Effekte besitzt, sollte man auch die negative Nebenwirkungen kennen.
1 Lebertoxizität ist nur in seltenen Fällen bekannt. Es gibt dokumentierte Fälle von akuter Hepatitis nach der Einnahme von Ashwagandha-Präparaten. Als Symptome können Gelbsucht, erhöhte Leberenzyme und Müdigkeit auftreten. Betroffen davon sind vor allem Personen die empfindlich auf pflanzliche Präparate reagieren oder hohe Dosen eingenommen haben.
2 Wechselwirkungen mit Medikamenten: Ashwagandha kann die Wirkung von Beruhigungsmitteln verstärken und in Kombination mit Schilddrüsenmedikamenten zu einer Überdosierung führen. Menschen mit Autoimmunerkrankungen sollten ebenfalls vorsichtig sein, da Ashwagandha das Immunsystem stimulieren kann.
3 Magen-Darm-Probleme in Form von Magenverstimmungen, Durchfall und Übelkeit, treten insbesondere auf, wenn es auf leeren Magen eingenommen wird.
Garcinia cambogia (Garcinia gummi-gutta) wird gerne als Mittel zur Gewichtsabnahme vermarktet. Es enthält den Wirkstoff Hydroxyzitronensäure (HCA), der den Appetit unterdrücken und die Fettverbrennung fördern soll. Allerdings gibt es erhebliche Bedenken bezüglich der Sicherheit dieses Supplements!
1 Leberschäden, auch schwere, bis hin zur Transplantation, finden sich in mehreren Berichten, die mit der Einnahme von Garcinia cambogia in Verbindung gebracht werden. Auch Fälle mit akuter Hepatitis sind dokumetiert. Erstellte Studien deuten darauf hin, dass der in Garcinia cambogia enthaltene Wirkstoff HCA möglicherweise toxisch für die Leberzellen ist.
2 Wechselwirkungen mit Medikamenten: Zwischenzeitlich weiß man, dass Garcinia cambogia den Serotoninspiegel im Gehirn beeinflussen kann. Dies führt zu Wechselwirkungen mit Antidepressiva. Das Risiko eines Serotonin-Syndroms, eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung, kann sich dadurch erhöhen.
3 Verdauungsprobleme in Form von Verdauungsstörungen wie Bauchschmerzen, Durchfall und Übelkeit nach der Einnahme von Garcinia cambogia, sind durch Anwender bekannt.
Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa) wurde schon im Mittelalter hauptsächlich zur Linderung von Wechseljahrsbeschwerden eingesetzt. Obwohl es als pflanzliche Alternative zu Hormonersatztherapien gilt, gibt es auch hier Bedenken bezüglich seiner Sicherheit.
1 Leberschäden, deren genaue Mechanismen noch unklar sind, aber in Fälle von akuter Hepatitis und Leberversagen dokumentiert wurden, sind bekannt. In einigen Ländern gibt es Warnungen vor der Verwendung mit Präparaten, die den Wirkstoff der Traubensilberkerze enthalten.
2 Hormonelle, phytoöstrogene Wirkungen, die hormonabhängige Erkrankungen wie Brustkrebs beeinflussen könnten, zeigen sich in der aktuellen Forschung nicht eindeutig. Trotzdem ist Vorsicht geboten, insbesondere bei Frauen mit einer Vorgeschichte von hormonabhängigen Krebserkrankungen.
3 Kopfschmerzen und Schwindel zählen zu den häufigeren, wenn auch weniger schweren Nebenwirkungen.
Es ist mehr als ratsam, bei der Einnahme all dieser genannten Nahrungsergänzungsmittel oder Supplements, vor allem in höherer Dosierung, größte Vorsicht walten zu lassen. Die Absprache mit seinem Arzt, um Wechselwirkungen und Überdosierungen zu vermeiden, wird unbedingt empfohlen. Vor allem vom Kauf im Internet bei unbekannten, ausländischen Anbietern wird gewarnt.
Die Zahl beläuft sich auf rund 100.000 NEMs, die in Drogerieketten, Apotheken sowie im Internet erhältlich sind ↩
Nahrungsergänzungsmittel
Kurkuma
Grüner Tee
Vitamine