Eine erschreckende Zahl kommt aus Amerika, aber deutsche Experten sind sich einig in der Überzeugung, dass es hierzulande nicht anders ist: Zwischen 2000 und Mitte 2004 ist die Zahl der unter 18-Jährigen, die sich kosmetischen Operationen unterzogen haben, um 14 Prozent gestiegen. Selbst Jungen und Mädchen, die gerade sechs Jahre alt geworden sind, lassen sich Nasen und Ohren „verschönern“. Fast 4 000 amerikanische Mädchen zwischen 13 und 19 Jahren haben sich Brustverschönerungen unterzogen. Und – man höre und staune – etwa die gleiche Anzahl von Jungen im Teenage-Alter haben sich ihre „überentwickelten Brüste reduzieren lassen“ – so steht es wörtlich in einem Bericht der US-Vereinigung plastischer Chirurgen (American Society of Plastic Surgeons). Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt erkennt durchaus, dass diese Problematik auch eine deutsche ist – sie sagte jetzt deshalb: „Ich lehne es ab, dass Schönheitsoperationen für junge Leute so alltäglich werden wie der Gang zum Friseur“.
Sie bezog sich auch auf die TV- und Radiosendungen – neuerdings etwa „The Swan – endlich schön“ bei Pro7 -, wo „selbsternannte Schönheitschirurgen“ um Einschaltquoten wetteifern. Auch Karl Kardinal Lehmann, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, meldete sich warnend zu Wort: „Stoppt den Schönheitswahn. Jugendliche brauchen kein Skalpell, sondern Liebe und Anerkennung“.
„In extremen Situationen“, urteilt der Kinderarzt Dr. Steven Shelov (Maimonides Medical Center Brooklyn), „wenn Jugendliche ihrer Ohren oder Nasen wegen mangelndes Selbstvertrauen entwickeln, kann ein Eingriff gebilligt werden. Aber Brustimplantate bei Jugendlichen sind verwerflich“. Dem stimmt sein Kollege Dr. Peter Fodor nicht ganz zu: „Brüste sollten erst dann verändert werden, wenn ihr Wachstum beendet ist. Das ist heutzutage schon im Alter zwischen 16 und 17 Jahren der Fall. Wenn ich es aber mit einem Mädchen zu tun habe, das schon zwei oder drei Jahre menstruiert, jedoch kaum entwickelte Brüste hat, kann man durchaus an ein kleines Implantat denken“.
Es war einmal, dass Chirurgen Ohrenkorrekturen nicht an unter 17-Jährigen vornahmen, aus der Furcht heraus, das noch nicht abgeschlossene Wachstum eines jungen Menschen könne nach einer solchen Operation zu Schlimmerem führen. Kinder und Jugendliche aber entwickeln sich heute viel schneller, so dass Nasenkorrekturen – bekannt auch als Rhinoplastik – bei Mädchen schon im Alter von 13, bei Jungen von 14 Jahren befürwortete werden. Die Ohren eines Kindes sind dagegen bereits im Alter von sechs oder sieben Jahren voll entwickelt und können dann der entsprechenden Korrektur – Otoplastik – unterzogen werden.
Es sind Fälle bekannt, da 13 Jahre alte Mädchen eine Brustvergrößerung verlangen, nur mit der Begründung, „meine Freundinnen sind auch besser gebaut – ich finde keinen Freund“. Ein solches Beispiel erzählt ein Chirurg in Aachen. „Da kann natürlich nicht operiert werden“, fügt er hinzu, und diesen Standpunkt würde er auch den Eltern gegenüber vertreten, sollten die einen Eingriff befürworten. Ein anderer Fall: Da erschien eine junge Mutter mit ihrer Sechs-Jährigen und meinte fast beiläufig: „Die Nase meiner Tochter muss korrigiert werden“. Auch in solchen Fällen schrillen die Alarmglocken, wozu Dr. Steven Perlman, ein New Yorker Plastikchirurg, anmerkt:
„Manchmal muss man allein mit dem Patienten sprechen, um herauszufinden, ob die geplante Operation wirklich seine Idee ist – oder die einer vielleicht besessenen Mutter“.
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