Wenn unser Lebenslicht erloschen ist und die Seele, so es sie denn gibt, sich auf die Reise in eine andere Dimension begibt, beginnt für das, was von uns über bleibt, ein lange andauernder Abbauungsprozess.
Wird der Leichnam weder eingeäschert noch einbalsamiert, so beginnt der Körper langsam in vielen verschiedenen Stufen zu zerfallen, bis letztendlich nur noch die Knochen übrig bleiben. Chemisch gesehen ist die Zersetzung eines zuvor lebenden Organismus in immer einfachere Elemente ein Phänomen. M. Lee Goff , ein forensischer Wissenschaflter erklärt dazu: “… ein kontinuierlicher Prozess, der am Punkt des Todes beginnt und endet, wenn der Körper zu einem Skelett reduziert wurde”.
Dies sind die Namen der drei bekanntesten Verwesungsprozesse. Sie werden gerne und oft in Krimis zitiert, ohne dass die meisten Leser dabei wissen, um was es sich dabei wikrlich handelt.
Livor mortis bezeichnet die Fahlheit und weist auf jenen Punkt hin, an dem der Körper bald nach Eintritt des Todes sehr blass oder aschgrau wird. Da das Herz aufgehört zu schlagen, erlahmt auch die Blutzirkulation, die u.a. auch für Hautfarbe beim lebenden Menschen sorgt. Das nicht mehr fließende Blut setzt an den tiefsten Stellen des Körpers ab und verfärbt Haut. Diese Fahlheit beginnt rund eine Stunde nach dem Tod und dauert bis 9-12-Stunden an.
Zwei bis ca. sechs Stunden (hängt von den Außentemperaturen ab) nach dem Tod setzt die oft zitierte Leichenstarre (rigor mortis) ein. Der Körper wird steif und völlig unbeweglich, da alle Muskeln durch die auftretenden Veränderungen auf zellulärer Ebene, angespannt sind. Rigor mortis kann zwischen 24-84 Stunden dauern, danach werden die Muskeln wieder schlaff und geschmeidig.
Algor mortis beginnt, (je nach Aussentemperatur nach 18-20 Stunden) in dem Augenblick, wenn der Körper kalt wird, da er “seine innere Temperatur nicht mehr reguliert”.
Nimmt der Leichnam nach Eintritt des Todes eine, die Umwelt oft in Angst und Schrecken versetztende, grünliche Färbung an, bilden sich in den Hohlräumen des Körpers Gase, deren wesentlicher Bestandteil Schwefelwasserstoff ist. Er reagiert “mit dem Hämoglobin im Blut zu Sulfhämoglobin” welches Toten die grüne Farbe verleiht.
Die als “Marmorierung” bezeichnete violett-grün-Verfärbung eines Leichnams, lässt sich auf bestimmte Arten von Bakterien, die sich im Bauch befinden, und von dort in die Blutgefäße “wandern”, zurückführen. Meist am Rumpf, Beinen und/oder Armen vorkommend, gibt es einen Marmoreffekt (daher der Name).
Vielfach bleiben bei Verstorbenen die Augen offen, der freiliegende Teil der Hornhaut trocknet aus, die Augäpfel nehmen eine rot-orange bis schwarze Verfärbung, auch schwarzer Fleck genannt, an.
Nicht wirklich ein ansehenswerter Verlauf ist das langsame sich Ablösen der Haut, deren Schutzschicht ja schon beim Lebenden auch aus vielen toten Zellen besteht. Medizinisch betrachtet, ist auch bei Lebenden die äußere Hautschicht, (Stratum corneum), tot, spielt aber eine wichtige Rolle für die darunter liegende (lebenden) Haut. Diese äußere tote Schicht wird ständig abgetragen und durch die darunterliegende Epidermis ersetzt. Nach dem Tod, in feuchten oder nassen Lebensräumen, beginnt sich die Epidermis von der darunter liegenden Dermis zu trennen und kann dann leicht vom Körper entfernt werden.
Durch die konzertierte Wirkung von Bakterien, Pilzen, Insekten und Fressfeinden wird der Körper im Laufe der Zeit von allem Weichgewebe befreit ist schlußendlich bleibt dann nur noch das Skelett übrig.
Wissenschaftlich betrachtet unterscheidet man den Zersetzungsprozess in fünf verschiedene Stufen.
Die erste Stufe bezieht sich auf den Körper direkt nach dem Tod, wenn nur wenige Anzeichen von Verwesung sichtbar sind. Einige Insekten - typischerweise Fliegen - können bereits in diesem Stadium eintreffen, um ihre Eier abzulegen. Denn Fliegen und ihre Larven sind perfekt für diese Arbeit geschaffen und werden als “die unsichtbaren Bestatter der Welt” bezeichnet.
In der zweiten, aufgeblähten Stufe der Zersetzung, beginnt die Verwesung durch sich im Bauchraum ansammelnde Gase.
Im dritten, sogenannten Fäulnis-Stadium, bricht die Haut durch Fäulnis und die Einwirkung von Maden auf, wodurch die angesammelten Gase, mit teilweise sehr unangenehmen Gerüchen verbunden, entweichen können.
Im vorletzte Stadium der Zersetzung ist der Körper bereits auf Haut, Knorpel und Knochen reduziert. Nun gelangen verschiedene Käferarten zum Einsatz, um das weichere Gewebe zu entfernen. Am Ende bleiben dann nur die Knochen zurück.
Als Skelettphase, in der nur noch das Skelett - und eventuell auch die Haare - übrig sind, wird das letzte, fünfte Stadium der körperlichen Auflösung bezeichnet.
Wenn ein Körper in einem trockenen Klima mit sehr niedrigen oder sehr hohen Temperaturen gefunden wird, kann er sich mumifizieren.
Niemand redet gerne über den Tod! Doch auch wenn wir das Thema lieber verdrängen präsentiert es sich für viele als Albtraum. Je älter wir werden, desto länger hält er uns gefangen – und das nicht nur in der Nacht. Niemand ist unsterblich – und gerade deswegen sollte man beim Tod nicht Schauermärchen und Fehlinformationen aufsitzen.
Denn eine klare Vorstellung davon, was mit einem Körper nach dem Tod geschieht, kann sehr wohl dabei helfen, die Aura der Angst um das Bewusstsein unserer eigenen Sterblichkeit zu beseitigen. Denn Leichen verbreiten in aller Regel weder Krankheiten noch verursachen sie, selbst bei Naturkatastrophen, irgendwelche Epidemien. Mythen, welche die Wissenschaft längst ad absurdum führte. “Seit über 20 Jahren wissen wir, dass die Leichen der Opfer von Naturkatastrophen keine Ausbrüche von Infektionskrankheiten verursachen”, schreiben die Autoren eines Sonderberichts, der im Pan American Journal of Public Health veröffentlicht wurde.
Leichen sind weder eine Gefahr für unsere Gesundheit, noch stellen sie ein gerne diskutiertes Thema dar. Doch das Wissen rund um den Tod kann Hinterbliebenen helfen, mit ihrem Verlust in gegebener Zeit fertig zu werden.
De mortuis nil nisi bene – befand der griechische Philosoph Chilon und wir hoffen, dass das Wissen um den Tod nach dieser kleine Lektüre zumindest einen Teil des Schrecken verloren hat.