Einsamkeit kann eine herausfordernde Situation sein, aber es gibt verschiedene Wege, um damit umzugehen. Hier sind vorab ein paar Vorschläge:
Abhilfe durch sozialen Aktivitäten: Hobbys oder Interessengruppen suchen, die Spaß machen. Das kann mithelfen, neue Leute kennenzulernen und potenzielle Freundschaften aufzubauen.
Neue Technologien nutzen: In der heutigen digitalen Welt gibt es viele Möglichkeiten, um mit anderen in Kontakt zu treten, wie beispielsweise an Online-Communities oder Foren teilnehmen, um Gleichgesinnte zu finden.
Freundeskreis erweitern: Bestehende Freundschaften vertiefen oder neue Kontakte knüpfen. Das funktioniert u. a. in dem man zum Beispiel alte Freunde anruft oder neue Leute bei Veranstaltungen oder Meetups kennenlernt.
Offen sein für neue Erfahrungen: Manchmal ist es hilfreich, aus der eigenen Komfortzone herauszutreten und neue Dinge auszuprobieren. Dadurch lernt man neue Menschen kennenn und kann seine sozialen Fähigkeiten verbessern.
Professionelle Unterstützung: Wenn das Gefühl der Einsamkeit anhält oder sich verschlimmert, könnte es hilfreich sein, mit einem Therapeuten oder Berater darüber zu sprechen. Sie helfen, die Ursachen der Einsamkeit zu verstehen und Strategien zu entwickeln, um damit umzugehen.
All dies sind aber immer nur allgemeine Vorschläge, denn jeder Mensch ist unterschiedlich. Deshalb haben wir uns zu diesem komplexen Thema auch bei den Experten umgehört und interessante Ratschläge gesammelt.
Bewegungsmangel, Adipositas, Alkohol oder Rauchen: Wie gefährlich sie für unsere Gesundheit sind, ist hinlänglich bekannt. Aber all diese Krankheiten und Suchten bedrohen unsere Gesundheit lange nicht so, wie Einsamkeit. Denn „Einsamkeit geht mit einem Verlust an Lebensjahren einher“, erläutert Professor Dr. med. Hans-Christoph Friederich, von der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM). Sie erhöht nachweislich die Sterblichkeit um etwa 30 Prozent. Diese Einsamkeit darf jedoch keinesfalls verwechselt werden, mit dem selbst gewähltem Alleinsein oder einer unverschuldeten Isolation! Denn bei Einsamkeit spielen in vielen Fällen ungewollt persönliche Faktoren eine Rolle.
Das ist beispielsweise der Fall bei einem altruistischen, aufopfernden Beziehungsmuster, das die sogenannten „hilflosen Helfenden“ leben. „Sie sind darauf fixiert, sich um andere zu kümmern und eigene Interessen zurückzustellen“, erläutert Friederich. „Dahinter steht meist die Sorge, nicht anerkannt zu werden – häufig eine Prägung aus der Kindheit, sich die Anerkennung der Eltern erarbeiten zu müssen.
Zurückweisung statt Zuneigung erlebt man gar nicht so selten. „Ihr Gegenüber fühlt sich dominiert oder verpflichtet – und reagiert mit Verärgerung oder Rückzug“, schildert Friederich weiter. Es sei hilfreich nachzufragen, warum sich andere zurückziehen, rät der DGPM-Experte. Auch sei es wichtig, andere Verhaltensweisen in der Beziehung anzubieten. „Den anderen nicht verwöhnen, sondern sich für die eigenen Bedürfnisse einsetzen. Oder vom Gegenüber etwas erwarten und die Erfahrung machen, wie er/sie reagiert“, zählt Friederich sinnvolle Alternativen auf.
Als Philobaten bezeichnet man Menschen, die enge Bindungen meiden, die aber mit Fernbeziehungen durchaus gut zurecht kommtn. „Sie haben Angst vor Nähe und ein großes Bedürfnis nach emotionaler Unabhängigkeit“, berichtet Friederich. „Sie wurden in früher Kindheit sehr enttäuscht und wollen nie wieder so verletzt werden.“ Wünscht der Partner oder die Partnerin mehr Nähe, ist die Beziehung gefährdet. „Dann werden bewusst Konflikte inszeniert, um wieder Distanz herzustellen“, erläutert Friederich.
Auch in der Sexualität sind Philobat:innen Grenzen gesetzt. „Aus Angst vor Verschmelzung können sie tiefe Intimität nicht leben“, sagt Friederich. Daraus resultieren häufig sexuelle Probleme. Gelingt es, herauszufinden, was die Ursache für die Angst vor Zurückweisung war, so kann man das Verhalten ändern und ist auch bereit.
Selbstgerechte Menschen suchen die Schuld vorwiegend bei anderen und verleugnen ihre Anteile. „Es gibt Menschen, die schreiben sich haarklein auf, was der andere falsch gemacht hat – und zählen das immer wieder auf“, berichtet der DGPM-Experte. Die Folge sind erbitterte Streitereien, bis es zum Bruch kommt.
Problembehaftet ist auch das sogenannte Don-Juan- oder Lolita-Muster. „Solche Personen sexualisieren alles, weil sie auf Anerkennung angewiesen sind“, erklärt Friederich. Doch ständiges Fremdflirten ist für die Beziehungsperson schwierig – Eifersucht kommt ins Spiel, Konflikte entstehen. Ebenfalls nicht einfach zu handhaben sind Narzissten, für die Menschen wie Trophäen sind. „Sie setzen sich enorm ein, um sie zu gewinnen – aber dann langweilen sie sich und etwas Neues muss her“, so Friederich.
Doch egal, welche Muster gelebt werden, es gilt: Brechen immer wieder unfreiwillig Kontakte ab, ist eine Psychotherapie angeraten – mit dem Ziel, ungünstige Interaktionen zu identifizieren und zu bearbeiten, denn Betroffene selbst sind ja meist blind für die eigenen Verhaltensmuster.
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