Wer Süßigkeiten liebt, bereitet seiner Bauchspeicheldrüse Schwerstarbeit, weil sie in kürzester Zeit ein paar Wochen lang die Insulinproduktion steigern muss, um alle süßen Leckerbissen zu verarbeiten. Denn Stollen und Kekse sind aus den wenigsten Haushalten wegzudenken. All diese Verführungen werden im Normalfall mit Tonnen an Zucker hergestellt. Doch nicht nur die Plätzchen tragen Schuld, wenn in dieser Zeit unser Stoffwechsel aus dem Ruder läuft. Auch viele andere Lebensmittel-Gerichte können auf diesen süßen Stoff nicht verzichten. Denn der menschliche Körper scheint auf Süßes geradezu programmiert zu sein.
Zucker kann dick und süchtig, aber auch krank machen (Karies und Diabetes); Zucker verursacht schlechte Haut, verringert die Energie als Folge eines stark schwankenden Insulinspiegels, führt zu Depressionen und kann das Krebsrisiko erhöhen.
Um uns Menschen mit dieser Lust auf Süßes zufrieden zu stellen kommen die Zuckerersatzstoffe gerade recht. Vor gut 70 Jahren wurden sie für den Handel freigegeben und können heute, nach Gusto und Laune, überall besorgt werden. Was nicht immer ganz einfach ist, bei der Vielzahl an Bezeichnungen. Übrigens: Mit Zuckerersatzstoff werden alle Formen von Zuckeralternativen bezeichnet.
Süßstoffe sind Zuckerersatzstoffe, die chemisch hergestellt werden. Sie süßen stärker als Zucker, enthalten aber so gut wie keine Kalorien. Sie verursachen keine Karies und sind für Diabetiker geeignet.
Zuckeraustauschstoffe, wie Zuckeralkohole und Fruchtzucker, sind Kohlenhydrate, die den Blutzucker wenig beeinflussen, weil sie unabhängig vom Insulin verstoffwechselt werden. Ihre Süßkraft ist höher und sie haben weniger Kalorien als normaler Zucker. Für Diabetiker sind sie geeignet.
Zu den ältesten bekannten Zuckerersatzstoffen gehörte der giftige Bleizucker der alten Römer. Er entstand bei der Herstellung von Defrutum (Traubenkonzentrat). Viele Jahre später, 1878, fand der deutsche Chemiker Fahlberg-List ein Süßmittel, das Saccharin, welches 1885 auf den Markt kam. Da es dem Zucker Konkurrenz machte, wurde es 1900 unter Apothekenzwang gestellt: Diabetiker mussten ein Rezept vorlegen, um den Stoff kaufen zu können. Vor dem ersten Weltkrieg bestand dann ein generelles Saccharin-Handelsverbot. Der Stoff wurde für die, die ihn benötigten oder haben wollten, aus der Schweiz eingeschmuggelt. Erst 1950 wurde Saccharin für den Handel in Deutschland freigegeben.
Es gab und gibt viele Gründe, warum Menschen auf Zucker verzichten wollen oder müssen und lieber süß schmeckende Alternativen bevorzugen. Süßstoffe, wie Saccharin, Aspartam oder Cyclamat gehören dazu, genau so, wie die chemisch entwickelten Zuckeralkohole, Xylit (Birkenzucker), Sorbit oder Erythrit.
Sie alle sind entweder kalorienfrei oder haben deutlich weniger Kalorien als Haushaltszucker. Das Kariesrisiko ist viel geringer als bei normalem Zucker oder gar nicht vorhanden. Sowohl Zuckeralkohole als auch Süßstoffe gelten als Lebensmittelzusatzstoffe und müssen von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zugelassen werden.
Zuckerersatzstoffe wurden entwickelt um den schädlichen Wirkungen von Zucker zu entgehen. Aber auch sie sind nicht frei von Nebenwirkungen. Wenn man glaubt, was immer und immer wieder berichtet wurde und wird: Zu Übergewicht sollen sie führen, auch zu Diabetes. Das metabolische Syndrom ist fast schon an der Tagesordnung der negativen Berichte und natürlich können einige auch die Gedächtnisleistung beeinträchtigen. Und schließlich hört man immer wieder, dass Zuckerersatzstoffe zu Krebs führen. Dieses Thema ist nach wie vor sehr umstritten. Laut Experten jedoch ist der Konsum von Süßstoffen in haushaltsüblichen Mengen unbedenklich. Diese Menge regelt der ADI-Wert (Acceptable Daily Intake = akzeptierte tägliche Aufnahme), den internationale Expertengremien vorgeben.
Zu Süßstoffen gibt es, beginnend mit 1975, gerade mal 23 Einzelstudien (es waren Fallberichte) in welchen ein Zusammenhang zwischen einer Krebserkrankung und dem Verzehr eines Zuckerersatzstoffes beschrieben wird. Bei den meisten Studien fand sich dabei kein deutlicher Hinweis auf ein Risiko: Menschen, die mehr Süßstoffe verzehrten, erkrankten oder starben nicht häufiger an Krebs als Personen, die keine oder nur sehr selten Zuckerersatzstoffe verwendeten. Die Menge des verzehrten Süßstoffes wurde sehr unterschiedlich dokumentiert, ebenso die Darreichungsform. Über die Art des Krebses ist nichts zu erfahren. Es ist daher fraglich, ob der in diesen Studien berichtete Süßstoffverzehr, der angeblich krebserregend sein soll, tatsächlich der Realität entspricht?
Natürlich macht die Dosis das Gift, aber dieser Frage soll in zukünftigen Studien nachgegangen werden: ab welcher Dosis sind Süßstoffe für den Menschen schädlich? Und welche Nebenwirkungen sind tatsächlich zu erwarten.
Holly Strawbridge, ehemalige Herausgeberin des Magazins Harvard Health, gibt zu bedenken, dass zwar sämtliche Studien der FDA bestätigen, dass Süßstoffe nicht krebserregend sind. Allerdings basierten alle diese Studien auf wesentlich geringeren Dosen als eine 700 ml Diät-Limonade hat, die wir durchschnittlich pro Tag konsumieren.
Bleiben wir in der Bundesrepublik und Europa: das Bundesinstitut für Risikobewertung hält den Einsatz der innerhalb der EU zugelassenen Süßstoffe für gesundheitlich unbedenklich, sofern die jeweiligen Höchstmengen nicht überschritten werden.