Hätten Sie das geglaubt? Wohl eher nicht, denn bislang war man vielfach der Meinung, dass Frauen auch leichter mit dem Rauchen aufhören können als Männer. Dem ist aber bei weitem nicht so! Denn eine Studie der Universität von Burgund in Dijon mit mehr als 35 000 Rauchern hat ergeben, dass Frauen zwar weniger Zigaretten rauchen als Männer, es ihnen aber schwerer fällt, mit dem Rauchen aufzuhören. Und dies Forschungsergebnisse wurden auf dem im August abgehaltenen ESC-Kongress 2021 vorgestellt.
Die Studienautorin und Doktorandin Ingrid Allagbe erklärte dazu: “In unserer Studie wiesen Frauen, die Raucherentwöhnungsdienste in Anspruch nahmen, im Vergleich zu Männern höhere Raten an Übergewicht oder Fettleibigkeit, Depressionen und Angstzuständen auf und gaben seltener das Rauchen auf. Unsere Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, Maßnahmen zur Raucherentwöhnung anzubieten, die auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten sind”.
Anhand einer Skala für die Nikotinabhängigkeit wurden die Teilnehmer als leicht, mittel oder schwer abhängig eingestuft. Rauchabstinenz (mindestens 28 aufeinanderfolgende Tage) wurde selbst angegeben und durch die Messung des ausgeatmeten Kohlenmonoxids von weniger als 10 Teilen pro Million (ppm) bestätigt. Durchschnittlich betrug die Anzahl der pro Tag gerauchten Zigaretten bei den Frauen 23 und bei den Männern 27. Etwa 56 % der Frauen wiesen eine schwere Nikotinabhängigkeit auf, verglichen mit 60 % der Männer. Die Abstinenz war bei Frauen (52 %) weniger verbreitet als bei Männern (55 %).
Insgesamt wurden 37.949 Raucher in die Studie aufgenommen, darunter 16.492 (43,5 %) Frauen. Das Durchschnittsalter der Frauen in der Studie betrug 48 Jahre, während das Durchschnittsalter der Männer 51 Jahre betrug. Die Teilnehmer machten Angaben zu ihrem Alter, ihrem Bildungsstand, anderen Erkrankungen, einschließlich Diabetes und Atemwegserkrankungen, sowie zur Anzahl der täglich gerauchten Zigaretten. Größe und Gewicht wurden gemessen. Die Teilnehmer wurden anhand ihrer Krankengeschichte, der Einnahme von Medikamenten gegen Angstzustände oder Antidepressiva und der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) als Personen mit oder ohne Angst- und Depressionssymptome eingestuft.
Zwar hatten mehr Frauen einen höheren Bildungsabschluß als due Männer, doch ein größerer Anteil der Frauen (27 %) war übergewichtig oder fettleibig und Frauen (37,5 %) wiesen auch häufiger Symptome von Angst oder Depression auf als Männer (26,5 %; p<0,001). Ebenso traten Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) bei Frauen (24 %) häufiger auf als bei Männern (21 %) auf, ebenso wie Asthma (16 % gegenüber 9 %).
Sowohl Männer als auch Frauen wiesen eine hohe Belastung durch kardiovaskuläre Risikofaktoren, wie hoher Cholesterinspiegel, hoher Blutdruck (26 % gegenüber 23%) und Diabetes (13 % zu 10 %) auf.
Aus all diesen Studienergebnissen lässt sich die Erkenntnis gewinnen, dass umfassende Raucherentwöhnungsprogramme für Frauen erforderlich sind, die einen multidisziplinären Ansatz unter Einbeziehung eines Psychologen, eines Ernährungsberaters und eines Spezialisten für körperliche Betätigung bieten. Denn, so Ingrid Allagbe: “Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es für Frauen schwieriger ist, mit dem Rauchen aufzuhören, obwohl sie weniger Zigaretten rauchen und weniger nikotinabhängig sind als Männer…”.