Bei Placebo handelt es sich um Tabletten ohne Wirkstoff, die bei Patienten dennoch eine Heilung bewirken können. Jede Therapie, auch wenn sie kein reines Placebo ist, enthält einen Placebo-Anteil und die Bandbreite der Beschwerden, die sich unter Placebo-Gaben bessern lassen bzw. bessern, umfasst das gerade gültige Lexikon der Medizin.
Forschungen haben ergeben, dass die Beschaffenheit der Placebo-Tabletten eine gewisse Rolle spielt. Sehr kleine und sehr große Tabletten wirken besser als mittel große. Auch die Farbe ist wichtig: Grüne Pillen helfen bei Angstzuständen besser, wohingegen es gelbe eher bei Depressionen tun. Grundsätzlich gilt aber: Wenn die Lieblingsfarbe des Patienten bekannt ist, sollte er Pillen in dieser Farbe bekommen. Patienten mit rheumatischer Arthritis reagieren seltsamerweise besonders auf rote Tabletten. Spritzen wirken besser als Tabletten. Darüber hinaus trägt auch der Name zum Heilerfolg bei: Suggestive Namen oder wissenschaftliche Namen schaffen nachweislich mehr Vertrauen. Wenn der behandelnde Arzt bzw. Therapeut selbst “Feuer und Flamme” für eine bestimmte Behandlungsmethode ist, wird sich seine Begeisterung auch auf den Patienten übertragen. Placebos wirken bei kritischen Ärzten immer schlechter - auch wenn sie ihre Skepsis nicht offen zur Schau tragen.
Eine einfache Salzlösung kann bei Parkinson-Patienten die gleiche Wirkung hervorrufen wie die Injektion eines hochwirksamen Medikaments: Sie vermindert die Aktivität eines bestimmten Gehirnbereichs und löst so die für die Nervenkrankheit typische Muskelstarre – wenn der Patient von der Wirkung überzeugt ist. Italienischen Wissenschaftlern ist es gelungen, diesen Placebo-Effekt mithilfe winziger Elektroden direkt im Gehirn von Parkinson-Patienten zu beobachten. Das berichten Fabrizio Benedetti von der Universität Turin und seine Kollegen in der Fachzeitschrift Nature Neuroscience. Dass Placebos bei der Schmerzbehandlung auf dieselbe Region im Gehirn wirken wie echte Schmerzmitte davon berichteten auch schwedische und finnische Forscher im Wissenschaftsjournal “Science”. Bisher war man davon ausgegangen, dass Placebos komplexe Vorgänge irgendwo im Gehirn auslösen, die letztlich zu einer verminderten Schmerzempfindlichkeit führen. Die Ergebnisse dieser Studie legen nun nahe, dass die Wirkung von Placebos und Schmerzmitteln auf bestimmte Gehirnstrukturen, unabhängig von medizinischen Inhaltsstoffen, sehr ähnlich ist.