„Spazierengehen ist die häufigste Freizeitaktivität von Menschen über 60“, sagt Rebecca Johnson von der University of Missouri. Man gehe in der eigenen Geschwindigkeit, es sei nicht anstrengend und man benötige keine besonderen Hilfsmittel, um es durchzuführen. Leider sinkt das Aktivitätsmaß aber je älter wir werden, denn schmerzende Gelenke, müde Knochen und eine allgemein geringere Leistungsfähigkeit fördern nicht gerade den Bewegungsdrang.
Zwei britische Studien der University of East Anglia und der Glasgow Caledonian University kamen nun zu dem Schluss, dass sich Senioren mit Hund täglich über 20 Minuten mehr an der frischen Luft bewegen als Nicht-Hundehalter. Damit wird auch das von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlene Maß von 150 Minuten körperlicher Bewegung wöchentlich erreicht.
Erstaunt waren die Wissenschaftler darüber, dass nach Aussage der an den Studien teilnehmenden Senioren gar nicht die eigene Fitness als Motivation für einen Spaziergang genannt wurde, sondern das Wohlbefinden ihres Hundes. Auch Dunkelheit, schlechtes Wetter, Regen oder Kälte zählten nicht als Hinderungsgrund, um den Vierbeiner glücklich zu machen und mit ihm Gassi zu gehen.
Bekanntermaßen fördert ein Spaziergang bei Wind und Wetter das Immunsystem und härtet Mensch und Tier ab - also die beste Vorbeugung gegen Schnupfen und Grippe!
„Wir waren erstaunt, dass die Menschen, die mit Hunden spazieren gegangen sind, an den dunkelsten und verregnetesten Tagen im Durchschnitt länger körperlich aktiv waren und weniger Zeit mit Herumsitzen verbrachten als die Menschen ohne Hunde an den wärmsten und sonnigsten Tagen“, berichtete Projektleiter Andy Jones.
Das bedeutet aber nicht, dass sich jeder ältere Mensch nun einen Hund anschaffen sollte, denn nicht immer passt ein Vierbeiner in das eigene Leben und seine Betreuung muss auch dann noch gesichert sein, wenn Herrchen oder Frauchen einmal nicht mehr für ihn da sein können.
Eine gute Alternative bieten Programme, in denen Senioren zweimal in der Woche mit einem Hund aus dem Tierheim spazieren gehen, so die Psychologin Andrea Beetz aus Erlangen. „Es ist tatsächlich so, dass die Fitnesswerte dann besser werden und die Leute auch weniger oft schwänzen“, sagt Beetz. „Wenn sich die Senioren mit Menschen treffen, dann sagen sie öfter mal ab. Aber für den Hund reißen sie sich eher zusammen.“ Dabei wird nicht nur das körperliche Wohlbefinden der älteren Menschen gesteigert, auch Sozialkontakte zu anderen Senioren werden aufgebaut und gefestigt, weil diese Spaziergänge meist in Gruppen stattfinden. Da werde auch geredet - und sei es nur über die Eigenarten der jeweiligen Hunde, sagt Beetz, die seit Jahren „tiergestützte Intervention“ erforscht - also den Einsatz von Tieren bei therapeutischer Behandlung.
Einige Seniorenheime setzen auf Besuche von sogenannten Therapiehunden: Regelmäßig kommen diese speziell ausgebildeten Vierbeiner mit ihren zweibeinigen Partnern in das Heim und bringen die Augen der Bewohner zum Leuchten. „Der Hund darf den Kopf in den Schoß legen, der kann gekrault werden“, sagt Beetz zum Einsatz von Besuchs- und Therapiehunden. Studien zufolge werde dadurch bei vielen Menschen das Kuschelhormon Oxytocin ausgeschüttet: „Die Stressrate geht runter, Ängste verringern sich, Vertrauen wird gestärkt“, so Beetz. Wer noch rüstig genug ist, darf mit dem Hund im Garten Ball spielen oder einen kleinen Spaziergang unternehmen.
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