Der Austausch von Phytopharmaka durch chemische Substanzen wird die Bemühungen, das Gesundheitssystem zu entlasten, konterkarieren, denn „…um den Patienten überhaupt noch eine medikamentöse Therapie anbieten zu können werden zukünftig in aller Regel harmlose pflanzliche Arzneimittel durch oftmals weniger wirksame und vor allem teurere Medikamente ersetzt werden“, erklärte Prof. Dr. Gerold Holtmann, Universität Duisburg-Essen auf einem Treffen der Gastro-Liga in Berlin.
Als eines von vielen Beispiel sei hier der Reizmagen oder Reizdarm genannt. Rund 25 bis 20 Prozent der Deutschen haben immer wieder Bauch- und Oberbauchbeschwerden. Bei etwa einem Prozent der Bevölkerung sind die Beschwerden so stark, dass sie die Patienten schwerwiegend beeinträchtigen – aber eine dauerhafte Heilung ist mit den heute verfügbaren Behandlungsverfahren kaum möglich. Reizmagen- und Reizdarmsyndrom gehören zu jenen funktionellen gastrointestinalen Erkrankungen, bei denen aber keine gravierenden physischen Veränderungen festgestellt werden können. Um so wichtiger ist es, sichere und kostengünstige Arzneimittel einzusetzen, welche die Symptome wirksam lindern. Diese Forderung wird von der Gastro-Liga e.V., einem Zusammenschluss von Ärzten, Patienten und Personen aus Politik und Wirtschaft, mit Nachdruck erhoben.
Daher genießt die Symptomlinderung heute oberste Priorität. Prof. Gerald Holtmann wies darauf hin, dass die Wirksamkeit hinsichtlich der Linderung von Beschwerden für die meisten Phytopharmaka wie eine Iberis amara-Kombination, Kombinationspräparate mit Pfefferminzöl, Extrakte aus Artischocke und Präparationen aus verschiedenen Pflanzenauszügen in Studien belegt worden ist. „Demgegenüber konnte in zahlreichen großen und gut designten Studien die Wirksamkeit der Heliobacter-pylori-Eradiktionstherapie im Hinblick auf die langfristige Besserung der Symptome nicht gesichert werden.“
Patienten bestätigten die Einschätzung der Experten und wiesen auf die stark beeinträchtigte Lebensqualität hin. „Die Mär von den eingebildeten Kranken“ müsse endlich aus den Köpfen der Öffentlichkeit schwinden. Eine wirksame und bewährte Therapie sei bei chronischen Erkrankungen besonders wichtig. Pflanzliche Arzneimittel zur Symptomlinderung müssen daher in der Erstattung durch die gesetzlichen Krankenkassen bleiben.