Eine Substanz, die unter anderem in Lakritzen enthalten ist, hat nach Angaben schottischer Forscher nachhaltige Wirkung auf die Gehirnleistung älterer Männer, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist. Demnach wird ein einzelnes Enzym blockiert und die Geisteskraft steigt innerhalb weniger Wochen drastisch an.
Die Droge heißt Carbenoxolon und wurde älteren Menschen meist bei Magenblutungen verschrieben. Wenn sie aber an Männer zwischen 55 und 75 Jahren verabreicht wird, sorgt sie für die drastische Verbesserung der Gedächtnis- und Sprachleistung. “Die Verbesserungen sind zwar subtil und geringfügig, es handelt sich aber um definitive Steigerungen der Hirnleistung”, so Studienleiter Jonathan Seckl von der University of Edinburgh. Seckl geht davon aus, dass dieses Wissen in Zukunft dafür sorgen könnte, die mentale Leistung bei Älteren zu heben und die Demenz zu heilen. Die Enzymblockade verhindert, berichtet Seckl, einen übermäßigen Anstieg bestimmter Steroidhormone, die als wesentliche “Täter” für den geistigen Verfall gelten. Carbenoxolon ist auch in Lakritzen vorhanden. Allerdings, erklärt der Forscher, könne man nicht davon ausgehen, dass massiver Konsum der Süßholzextrakte der Demenz vorbeugt, denn Lakritzen sorgen leider auch für hohen Blutdruck.
Demenz wird nach bisherigen Angaben in erster Linie durch Schwankungen in der Hormonproduktion ausgelöst. Empfindlich reagieren auf solche Veränderungen vor allem der Hippocampus, eine Hirnregion, die für das Langzeitgedächtnis und das Lernen zuständig ist. Hohe Werte von Stresshormonen zerstören Hippocampus-Zellen. In keiner anderen Hirnregion gibt es mehr Rezeptoren für das Stresshormon Kortisol. “Dabei werden aber nicht die Neuronen zerstört, sondern die Verbindungen in den Hirnzellen werden lahmgelegt”, so Seckl.
Nach vier Wochen Einnahme von Carbenoloxon konnten die Forscher erste Erfolge feststellen: Die Teilnehmer, die das Medikament bekommen hatten, schnitten in Gedächtnis- und Sprachtests deutlich besser ab als vor Beginn der Behandlung. Um dem Bluthochdruck vorzubeugen, erhielten die Probanden auch ein Blutdruck senkendes Mittel.