Eigentlich müssten Natur- und sogenannte Schulmedizin überhaupt keinen Widerspruch darstellen. Doch scheint der klare, analytische Blick oft verbaut. Im Ring stehen sich wie erbitterte Gegner gegenüber Naturmedizin-Gläubige, die fast jedem Pflänzchen eine heilende Wirkung zuschreiben, und kategorische Gegner, die alles Pflanzliche oder Naturmedizinische generell als Unfug ablehnen. Zusätzlich geschürt wird die öffentliche Meinung in regelmäßigen Abständen von teilweise reißerischen Presseberichten, dass große Gefahren für Nebenwirkungen bis hin zu tödlichen Vergiftungen in Pflanzen lauern. Das ist bekannt, gilt für alle Arzneimittel und führt zu nichts.
Unbestreitbar ist, dass sich viele sogenannte chemische Arzneimittel von natürlichen Substanzen ableiten und bis zu 70% aller im Handel befindlichen Arzneimittel auf Naturstoffen beziehungsweise Abwandlungen hiervon beruhen. Moderne Arzneimittelentwicklung basiert auch heute noch auf der Erforschung und Analyse von Naturstoffen, die oft viel variantenreicher sind als ein Chemieroboter sie synthetisieren kann.
Das Potential von Naturmedizin ist groß und da diese in der Regel keinen Patentschutz besitzen sind sie oft wesentlich preisgünstiger als andere Arzneimittel. Doch um den harten wissenschaftlich belegten Wirkungsnachweis sieht es oft schlecht aus. Wie soll ein Arzneimittelhersteller für ein naturmedizinisches Produkt mit einem Abgabepreis unter 10 € mehrere multizentrische, internationale klinische Studien, die Millionen von € kosten, auch finanzieren?
Hier ist die öffentliche Hand aufgerufen, Grundlagenwissenschaft und aussichtsreiche klinische Studien zu fördern. Die Ausgaben hierfür ließen sich möglicherweise zu einem großen Teil retrograd über Einsparungen im Gesundheitssystem refinanzieren. Doch naturmedizinische Forschung ist nahezu tot in Deutschland, das auf diesem Gebiet einmal führend in der Welt war.
Welcher Verbraucher weiß schon was der Unterschied von Johanniskraut aus dem Drogeriemarkt und Johanniskrautextrakt aus der Apotheke ist – es kann der Unterschied zwischen unwirksam und wirksam sein. Wie standardisiert sind Naturarzneimittel? Wie ist der Stand der Technik wirksame Inhaltstoffe zu isolieren und zu charakterisieren? Hierfür sind die aufwendigsten chemisch-analytischen Methoden notwendig.
Doch was hilft es wenn Naturstoffchemiker unter sich bleiben, wenn Mediziner nicht mit Arzneimittelherstellern um den vorhandenen oder fehlenden Wirksamkeitsnachweis streiten weil sie nie in Dialog treten?
Diese hochaktuelle Thematik wird nun erstmals interdisziplinär mit internationalen Rednern und Diskussionsleitern aus Naturstoffchemie, Biologie, Medizin, Biotechnologie, Industrie, europäischen und deutschen Forschungsinstitutionen sowie Arzneizulassungsbehörden vom im Rahmen einer hochkarätig besetzten Konferenz auf Schloss Rauischholzhausen mit Experten aus allen relevanten Fachkreisen diskutiert.