Das neue Gerät Stroke Risk Analyzer (SRA II) dient der schnellen und sicheren Erkennung des Vorhofflimmerns am Herzen (VHF), das in 20% der Fälle ursächlich für den Schlaganfall verantwortlich ist. Die Diagnose eines solchen Vorhofflimmerns lässt sich nicht immer stellen; denn z. B. ein Puls tasten reicht für diejenigen, die nur anfallsweise darunter leiden, nicht aus. Auch das EKG, das der Arzt schreibt, muss nicht immer gerade den Anfall auch tatsächlich in diesem Moment erfassen. Insofern kann mit Hilfe des neuen Geräts – Untersuchungsaufwand eine Stunde – in der Praxis des Arztes (der über ein solches Gerät auch verfügen muss) ein Vorhofflimmern festgestellt werden.
Risikofaktoren sind z. B. Rauchen, schlechte Ernährungsgewohnheiten, ein Alkoholexzess oder auch hoher Blutdruck. Vorhofflimmern ist dabei die häufigste anhaltende Rhythmusstörung des Herzens. „Sie müssen sich vorstellen, Ihr Auto rast permanent mit dem dritten Gang über die Autobahn – irgendwann macht ihr Motor schlapp – so ist es auch beim Herzen, es wird schwach“, führte Prof. Dr. Hubertus Heuer, Dortmund, auf der Einführungspressekonferenz der apoplex medical GmbH in Frankfurt aus.
Resultiert aus dem Vorhofflimmern ein Schlaganfall, scheint dieser eine sehr schlechte Prognose zu haben. Das Vorhofflimmern ist zwar einer der häufigsten, jedoch am effektivsten behandelbaren Risikofaktoren für einen Schlaganfall, führte Professor Dr. Stefan Knecht, Universitätsklinikum Münster, aus. Der Neurologe geht von zirka 200.000 Schlaganfällen jährlich in Deutschland aus. Jeder vierte Deutsche entwickelt ab dem 40. Lebensjahr im Laufe seines weiteren Lebens ein Vorhofflimmern, nicht selten mit stummen Symptomen. Daher ist den meisten das damit verbundene Risiko (um das Fünffache erhöht) nicht bekannt.
Je früher Vorhofflimmern erkannt wird, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten. Ohne einen gesicherten Nachweis kann laut Knecht jedoch keine effektive Therapie eingeleitet werden, weil durch den medikamentösen Einsatz von Antikoagulantien (Macumar, ASS) beispielsweise verstärkt Blutungen auftreten können. Zu den typischen Symptome des Vorhofflimmerns gehören Herzrasen, Müdigkeit, Schwächegefühl, Schwindel und Atemnot. Zirka 20 Prozent der Betroffenen haben jedoch keine Symptome, sagte Heuer weiter. Hinweise ergeben sich unter anderem aus der klinischen Untersuchung, dem EKG, dem Langzeit-EKG und der Echokardiographie. Aus eigenen Untersuchungen von Heuer geht hervor, dass mit dem einfach anzuwendenden Gerät SRA II ein Vorhofflimmern zu 70 bis 80 Prozent in der Arztpraxis auch bei Personen ohne Symptome diagnostiziert werden kann. Das Gerät zeichnet den Herzrhythmus durch drei am Oberkörper angebrachte Elektroden über einen Zeitraum von etwa einer Stunde auf. Die so gewonnen Daten werden über eine spezielle Rechenvorschrift (Algorithmus) ausgewertet und in vier Stufen auf einer Anzeige ausgegeben. Der SRA II gibt die Abstände zwischen den Herzschlägen nicht als Kurve, sondern als zweidimensionale Punktwolke aus. Weil diese Punktwolken je nach Befund charakteristische Formen haben, können diese von einer speziell entwickelten Software als Muster analysiert werden und signifikante Resultate für eine sichere Diagnose ergeben.
In zwei Studien mit 74 Patienten mit Vorhofflimmern und 17 herzgesunden Probanden wurde im Mittel mit dem SRA II mit 95prozentiger Wahrscheinlichkeit Vorhofflimmern erkannt, erläuterte Dr. Roland Reinhardt, Forschungsleiter bei apoplex medical. Die absolute Messzeit für eine gültige Diagnose beträgt nach diesen Studien lediglich 60 Minuten. „Der SRA II ist weltweit das erste Gerät zum Screening des Schlaganfalls“, betonte Reinhardt. „Damit werden Schlaganfälle verhindert.“ „Bildlich gesprochen hat der SRA II quasi die Funktion eines Rauchmelders“, sagte Albert Hirtz, Geschäftsführer von apoplex medicaltechnologies GmbH. Wenn „Rauch“ rechtzeitig entdeckt wird, kann Feuer vermieden werden. Das bedeutet also, wenn Vorhofflimmern rechtzeitig erkannt und diagnostiziert wird, können adäquate therapeutische Maßnahmen ergriffen werden.
Bei Vorhofflimmern können sich beispielsweise Blutgerinnsel (Thromben) in den Vorhöfen des Herzens bilden. Bei 80% werden diese Thromben die Hirnarterien geschwemmt und zum Verschluss von Blutgefäßen führen. Die Folge ist ein Schlaganfall. Laut WHO erleiden jährlich alleine in Deutschland 200 000 Menschen einen Schlaganfall. Vom SRA II (Stroke Risk Analayser) profitieren nicht nur potenzielle Patienten, sondern auch das Gesundheitswesen. Bei einem derzeitigen Kostenaufwand für die rein klinische Behandlung von 4,1 Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland und einem Anteil von 20% durch VHF verursachter Schlaganfälle ergibt sich aus der Verhinderung des Schlaganfalls durch Primärprävention ein Einsparpotenzial von 800 Millionen Euro jährlich. Die apoplex medical technologies GmbH ist ein international operierendes Unternehmen. Es beschäftigt sich mit der Entwicklung und Vermarktung von Anwendungen in der Schlaganfall-Primärprävention. Die Einführung des SRA II europaweit soll im Juli 2005 erfolgen, weltweit 2006. Die Zulassung der FDA wird im Herbst 2005 erwartet.