Aktuelle Bilanz zogen die führenden deutschen Transplantations-Mediziner in München. Prof. Walter Land, Transplantationszentrum, Klinikum Großhadern, München, Prof. Christoph Broelsch, Klinik für Allgemein- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Essen und Prof. Björn Nashan, Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover, präsentierten eindrucksvolle Ergebnisse über den erreichten Stand bei Nieren- und Lebertransplantationen.
Land verwies auf die guten Erfahrungen, die vor allem mit der Lebendspende gemacht würden. Unter Lebendspende versteht man eine Organtransplantation, bei der ein naher Verwandter ein Organ spendet. Nach fünf Jahren funktionierten die gespendeten Nieren noch zu 7o Prozent. Voraussetzung sei natürlich eine “maßgeschneiderte Immunsupression”. Da nur etwa 2800 Nieren in Deutschland im Jahr gegenwärtig zur Verpflanzung zur Verfügung stünden, würden 10000 Patienten leer ausgehen. Für Menschen, die eine Niere spendeten, werde nach den Ergebnissen einer schwedischen Untersuchung, das weitere Leben nicht verkürzt. Spender lebten sogar oft länger.
Auch Professor Broelsch berichtete , die Zahl der Menschen, die auf eine Lebertransplantation warten, nehme jährlich zu. In Deutschland müsse mit einem Bedarf von wenigstens 1500-2000 Lebertransplantationen pro Jahr gerechnet werden. Auch Broelsch unterstrich die Vorteile einer Lebendspende. Die Spende eines Teiles der Leber hat sich besonders bei Kindern bewährt: “Die Verwandtentransplantation hat den entscheidenden Vorteil der Verkürzung der Wartezeit, der Planung des Eingriffs und der Verfügbarkeit eines primär hervorragend funktionierenden Organs”. Dazu komme der immunologische Vorzug einer besseren Gewebeverträglichkeit.
Kinder benötigten lediglich 25 Prozent des Lebervolumens eines Erwachsenen, manchmal sogar noch weniger. Dieser Teil kann sowohl von einem Lebendspender – oft den Eltern- wie auch von einem Leichenorgan entnommen werden. “Ganz im Gegensatz dazu steht die Entwicklung der Erwachsenen-Lebertransplantation, bei der für die Lebendtransplantation ein ganzer Leberlappen, überwiegend der rechte Leberlappen entnommen werden muss”. Dieser Eingriff stelle für den erwachsenen Spender eine deutlich höhere Belastung dar, als die Entfernung eines linken Segmentes für einen kindlichen Empfänger. Die Regeneration bzw. das Nachwachsen der Leber sei dabei ein Phänomen, das die teilweise Entfernung der Leber überhaupt erst möglich mache. Gegenwärtig werden pro Jahr etwa 6oo-7oo Lebertransplantationen in 18 Zentren in Deutschland ausgeführt. Eine Warteliste für die Lebertransplantation bei Kinder existiere nach den Worten von Broelsch praktisch nicht mehr.
Die Referenten waren sich darüber einig, dass die heutigen Erfolge bei Transplantationen nicht erreichbar gewesen wären ohne die Medikamente, die zur Verhütung der Abstossungsreaktionen, vor allem der chronischen, entwickelt wurden. Das Unternehmen Novartis Pharma spielt dabei eine herausragende Rolle.
Nashan berichtete über seine Erfahrungen mit den verschiedenen Präparaten, von den Ciclosporinen (Sandimmun Optoral) bis hin zu Antikörpern gegen T-Zellen. Im Mittelpunkt des Interesses stehe gegenwärtig eine neue Klasse von sogenannten Migrationsblockern ( FTY720), die der T-Zelle das Einwandern in das Transplantat verwehren. Klinische Studien mit FTY720 befinden sich derzeit in Phase II. FTY720 ist ein neuartiger Wirkstoff und könnte einen Durchbruch in der Transplantations-Immuntherapie bringen. In Tiermodellen hat sich unter der Behandlung von FTY720 gezeigt, dass die Immunität gegen systemische Infekte nicht beeinträchtigt wird.
Insgesamt stehen heute vier Substanzklassen von Immunsuppressiva zur Verfügung: CNI Calcineurin-Hemmer, zu denen Ciclosporin gehört; CD25 Hemmer, wie der monoklonale Antikörper Basiliximab (Simulect), das den IL-2-Rezeptor blockiert, und Proliferationshemmer wie RAD (Certican ) oder Synthesehemmer wie Myfortic, die Bereitstellung des DNS-Bausteins Purin hemmen.
Bis auf die CD25 Hemmer verfügen, so Nashan, alle Substanzen über dosisabhängige Nebenwirkungen. Deshalb müssten diese Substanzen sinnvoll kombiniert werden um eine optimale Effektivität und möglichst geringe Nebenwirkungen zu erzielen.
Alle Referenten waren sich einig, daß die Bereitschaft, ein Organ zu spenden, wachsen müsse. Die Immunsupression müsse weiter massgeschneidert werden, um möglichst viele Nebenwirkungen zu vermindern und dem chronischen Transplantatversagen vorzubeugen.
Alle erwähnten Präparate sind von Novartis Pharma