Jüngsten Medienberichten zufolge wird ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Viagra” und einer verstärkten Neigung zur Bildung von Blutgerinnseln hergestellt.
“Die von dem Team um Xiaoping Du aufgestellte These basiert ausschließlich auf sogenannten in-vitro Untersuchungen, d.h. Tests im Reagenzglas. Bisherige klinische Untersuchungen an Patienten und vor allem die breite Anwendung bei weltweit mehr als 20 Millionen Männern seit der Zulassung des Medikaments im März 1998 zeigen keinerlei Förderung der Bildung von Blutgerinnseln im Zusammenhang mit der Einnahme von Viagra (Sildenafil). Vielmehr lassen sich sogar positive Nebeneffekte erkennen.
Auch nach Aussage von Prof. Jai-Wun Park, Chefarzt der 1. Medizinischen Klinik am Klinikum Hoyerswerda, können diese Ergebnisse aus dem Labor nicht auf die Anwendung beim Patienten übertragen werden: “Seit Jahrzehnten setzen wir Kardiologen erfolgreich sogenannte Nitrate zur Behandlung der Angina pectoris auch bei Herzinfarktpatienten ein, die auf die Blutgerinnung über den selben Mechanismus wirken wie Viagra. Die millionenfache, langjährige Anwendung hat gezeigt, dass dadurch keine Blutgerinnsel ausgelöst werden. Auch von Viagra-Patienten wissen wir, dass Herzinfarkte und Todesfälle nicht häufiger auftreten, als in der Normalbevölkerung.”
Wie eine Reihe von Untersuchungen belegt, können Erektionsstörungen bei Patienten mit stabiler koronarer Herz-Erkrankung durch die Einnahme von Viagra therapiert werden, ohne dass sich dadurch das Herzkreislauf-Risiko erhöht. Eine kürzlich im Journal of the American College of Cardiology veröffentlichte klinische Studie (1) kam zu dem Ergebnis, dass Viagra bei diesen Patienten vielmehr einen schützenden Effekt auf das Herz zeigte. Die Aktivierung der Blutplättchen wurde sogar gehemmt und die Funktion der Herzkranzgefäße verbessert.
Auch die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA, die für die Überwachung der Sicherheit von Medikamenten zuständig ist, kommt in einem Bericht aus dem vergangenen Jahr zu dem Schluss, dass im Zusammenhang mit der Einnahme von Viagra weniger Todesfälle bekannt wurden, als allein im Vergleich zur normalen Sterblichkeit in der Allgemeinbevölkerung in dieser Altersgruppe zu erwarten waren (2). Diesen wichtigen Befund bestätigt ebenfalls eine unabhängige Studie der englischen Drug Safety Research Unit an über 8.800 Viagra -Anwendern (3): Diese Einrichtung hat Ärzte, die Viagra-Rezepte ausgestellt hatten, nach im Schnitt eineinhalb Jahren zum Wohlergehen ihrer Patienten befragt: Danach lag die Sterblichkeitsrate bei Viagra-Anwendern um fast 70 Prozent niedriger als die bei gleichaltrigen Männern in der Allgemeinbevölkerung.
Viagra ist ein verschreibungspflichtiges Medikament und darf nur entsprechend den Therapieempfehlungen eingenommen werden. Patienten, denen von sexueller Aktivität abzuraten ist, dürfen Viagra nicht verabreicht bekommen. Nitrate dürfen aufgrund sich verstärkender Effekte nicht gleichzeitig mit Viagra eingenommen werden.”> 1. Halcox JP J et al. “The effect of Sildenafil on human vascular function, platelet activation and myocardial ischemia. J Am Coll Cardiol 40: 1232-1240 (2002)
- Wysowski D. K. et al. “Comparison of Reported and Expected Deaths in Sildenafil (Viagra) Users” The American Journal of cardiology 89: 1331-1334 (2002)
- Boshier A. et al. “Cardiovascular Events in a Cohort Study of Sildenafil Users in England” 5th Congress of the European Society for Sexual and Impotence Research, Hamburg Germany, December 2002