Die Myoreflextherapie myo kommt aus dem griechischen und heißt Muskel ist die vollkommene Synthese aus westlicher Medizin und Forschung und der Erfahrungsmedizin fernöstlicher Heilkunst. Wie der Name besagt, beschäftig sie sich in erster Linie mit dem Muskelsystem und seiner Steuerung durch das zentrale Nervensystem, gleichzeitig aber auch mit der Biomechanik des Bewegungsapparates. Dabei werden Kenntnisse aus der Anatomie, der Orthopädie, der Neurophysiologie und -psychologie und der modernen Hirnforschung genauso integriert, wie Erfahrungen aus der Traditionellen Chinesischen Medizin z.B. Akupunktur und der Feldenkraismethode.
Anatomie in Funktion nennt Mosetter die Muskulatur, die er immer in ihrer Gesamtheit betrachtet. Denn nur ein Zusammenspiel aller Muskeln garantiert eine reibungslose, fließende Bewegung ohne Einschränkungen.
Nehmen wir als Beispiel die Armbewegung: wenn wir den Arm beugen, betätigt sich der Beugemuskel Bizeps, er spannt an, der Armstrecker Trizeps macht die Bewegung passiv mit. Strecken wir den Arm wieder aus, wird der Strecker Trizeps tätig und der Bizeps erschlafft. Beuger und Strecker sind Gegenspieler. Tritt der eine in Aktion, muss der andere loslassen, passiv bleiben. Weitere Muskeln aus dem Schultergürtel, die Nachbarmuskeln, der Fachmann spricht von Muskelketten, helfen bei dieser einerseits einfachen in ihrem Ablauf jedoch sehr doch komplexen Bewegung. Das heißt, dass ohne die gemeinsame Arbeit und die Anpassung des einen Muskels an den anderen keine richtige und fließende Armbewegung ausgeführt werden kann.
Dass dieses Zusammenspiel Beugen und Strecken, Anspannen und Loslassen funktioniert, ist den vielen tausend Rezeptoren in der Muskulatur und den Sehnenansätzen an den Gelenken zu verdanken, die Informationen blitzschnell von einem Muskel zum anderen übertragen und dann über Nervenfasern an das Rückenmark weitergeben. Von dort aus werden über Rückenmarksreflexe die Bewegungsabläufe aufeinander abgestimmt. Die Koordination und Kontrolle dieser Aktivitäten wiederum erfolgt in bestimmten Abschnitte in unserem Hirn, wo sämtliche Bewegungsabläufe gespeichert und permanent abrufbereit sind.
Wenn dieses Zusammenspiel der Muskeln nicht mehr gelingt, sei es durch Fehlbelastung sitzende Tätigkeit, Überlastung Extremsport, Unfall Knochenbrüche oder sonstige Erkrankungen „Hexenschuss”, Arthrose und wenn dadurch ein Körperteil in seiner Funktion gestört ist, versuchen die benachbarten Körperteile über die muskulären Verbindungen, die Muskelketten, diesen Fehler zu kompensieren. Sie nehmen eine Schonhaltung ein, die nicht nur im Bereich des Geschehens sondern auch an anderen Stellen zu Verspannungen und Beeinträchtigungen und schließlich zu Schmerzen führt. So kann die Ursache von Kopfschmerzen in einem ganz anderen Körperteil liegen oder ein Schmerz in der Wade kann bei einer Bewegung des Armes auftreten, Verspannungen im Bereich der Brustmuskulatur führen zu einer nach vorne gebeugten Haltung - der Patient klagt jedoch über Rückenschmerzen.
Die oben erwähnten Reflexfunktionen macht sich die Myoreflextherapie zunutze. Der Arzt oder Heilpraktiker provoziert durch Druck an der Muskulatur, die bereits im Ruhezustand eine zu hohe Spannung besitzt, eine Überspannung, die so hoch ist, dass der Körper sich damit nicht mehr arrangieren kann. Durch diese Druckakkupunktur wird ein Regelkreis in Gang gesetzt. Die Überspannung wird durch Impulse an das Rückenmark und von dort ans Gehirn weitergeleitet. Das Gehirn, welches den normalen Spannungszustand - den Soll-Zustand - gespeichert hat, sorgt nun über die Rückenmarksreflexe dafür, dass dieser wieder hergestellt wird. Durch diese Korrektur werden nicht nur Muskeln, sondern auch Gelenke und Weichteilstrukturen wieder entlastet. Eine schmerzfreie Bewegung ist wieder möglich
Von der Myoreflextherapie profitieren Patienten mit chronischen Schmerzen bei Lumboschialgie „Hexenschuss”, Bandscheibenvorfall, Kniefunktionsstörungen, Fibromyalgie, Schulter-Arm Syndrom, Schleudertrauma, funktionellen Gelenkblockaden, Arthrose, Skoliose, Kopfschmerzen oder Kiefergelenkstörungen. Auch bei psychotraumatischen Belastungszuständen, wie Angst oder Burnout zeigen sich gute Erfolge. Ihr neuestes Einsatzgebiet ist ADHS Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom bei Kindern und Erwachsenen.
Die Myoreflextherapie ist keine Wunderwaffe gegen Schmerzen und sie ist auch keine Methode um Fehlerhaftes zu reparieren. Sie gilt als Umstellungstherapie, als Hilfe, sich der eigenen Körperbehandlung bewusst zu werden. Das geschieht weder durch Worte noch durch Medikamente, sondern einfach dadurch, indem sich der Therapeut in das Kommunikationssystem der Muskeln einklinkt. Durch Druck wird eine Bewegung vorgetäuscht und so das Gehirn dazu gebracht, den schmerzhaften Ist-Zustand wieder in den (normalen) Soll-Zustand zu versetzen. Dabei ist der Patient selbst aktiv beteiligt. Zum einen durch die physiologischen Prozesse, die in seinem Körper ablaufen und die dabei behilflich sind, das Problem zu lösen. Zum anderen wird er während der Behandlung dem Therapeuten immer wieder Rückmeldung über das Wie und Wo des Schmerzempfindung geben, so dass dieser die Dauer der Druckakkupunktur genau dosieren kann. Und schließlich kann er nach der Behandlung durch entsprechende Dehnübungen die einzelnen Muskelpartien dazu bringen, ihre normale Aktivität wieder aufzunehmen.
Übrigens: der erste mit Erfolg von Mosetter behandelte Patient war sein Vater, dessen Schicksal auch ausschlaggebend für den weiteren Lebensweg war. Dieser wurde nach einem Stromunfall durch den Raum geschleudert und litt danach jahrelang unter therapieresistenten Schmerzen, die ihn schließlich in den Rollstuhl zwangen. Studien nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und Asien, intensive Forschungstätigkeit in Freiburg und die Zusammenarbeit mit Bergsmann Regulationsmedizin, Packi Biokinematik und Goertler Atlastherapie kanalisierte er in der Myoreflextherapie. Bei seinem Vater war zwar eine monatelange Behandlung nötig, doch schließlich konnte der Rollstuhl verbannt werden.