Arthrose ist eine Volkskrankheit. Die Ursachen dieser schmerzhaften Gelenkerkrankung sind vielfältig. Neben einer genetischen Veranlagung kommt es vor allem bei langjähriger Überlastung der Gelenke durch Übergewicht oder harte körperliche Arbeit zu dem Knorpelverschleiß. Bisher konnten Ärzte nur die Symptome der Erkrankung lindern, durch Spritzen, Schmerztabletten oder Operationen. Die Knorpelzerstörung konnten sie aber nicht aufhalten. Das ist nun anders. Eine neue Therapie, deren Wirkstoff aus dem eigenen Blut des Patienten hergestellt wird, stoppt die Entzündung im Gelenk und damit den weiteren Knorpelabbau.
Von Arthrose spricht man, wenn es in einem Gelenk zu einem übermäßigen Knorpelabrieb kommt. Je nach Stadium der Erkrankung bleibt schließlich nur noch wenig oder gar kein Knorpel im Gelenk übrig, so dass auch der Knochen angegriffen wird. Durch den verstärkten Abrieb kommt es zu Entzündungen, die für den Patienten sehr schmerzhaft sind. Im Grunde kann jedes Gelenk betroffen sein. Am häufigsten kommt die Arthrose in der Wirbelsäule sowie in Hand-, Fuß-, Hüft- oder Kniegelenken vor.
Die ersten Anzeichen sind Spannungsgefühle und Steifigkeit in den Gelenken - besonders morgens beim Aufstehen. Mit der Zeit werden die Schmerzen - insbesondere unter Belastung - stärker. Auch die Beweglichkeit ist eingeschränkt. In späteren Stadien der Erkrankung treten die Schmerzen auch dann auf, wenn der Patient sich nicht bewegt.
Festgestellt wird die Arthrose mit einer Röntgenaufnahme. Bei der Therapie standen bisher Schmerzlinderung und Abbau von Übergewicht im Vordergrund. Erst nach diesen Basismaßnahmen konnte oft eine Krankengymnastik eingeleitet werden, um die Beweglichkeit der Gelenke wieder zu verbessern.
Die neue Therapie (Orthokin) wurde von einem Forscherteam um PD Dr. Peter Wehling von der Universität Düsseldorf entwickelt. Er fand heraus, dass bei einer Arthrose das Gleichgewicht von bestimmten Entzündungsstoffen, den Zytokinen, und deren Gegenspielern gestört ist. Die neue Therapie erhöht also die Produktion der Antizytokine und bremst so die Entzündung im Gelenk.
Insbesondere bei jüngeren Menschen sind meist Sportverletzungen die Ursache einer Arthrose. So auch bei Jörg Sittig, 18, aus Aachen. Auch ihm half die neue Therapie, seine Krankheit in den Griff zu bekommen.
Der begeisterte Triathlet knickte beim Laufen um und erlitt einen Bänderriss, bei dem der Knorpel im Sprunggelenk abriss. Eine Operation stand an. Dabei wurden Teile des Knorpels entfernt. Doch die Operation half nicht weiter. Inzwischen hatte sich der Knorpel verändert und wurde bei jeder Bewegung zur Qual. “Insbesondere unter Belastung hatte ich starke Schmerzen”, so Sittig. Das Gelenk war ständig geschwollen und tat weh. Sein Arzt, Orthopäde und Sportmediziner, Ralf Bakies, schlug ihm die Orthokin-Therapie vor: Dazu wurde dem Patienten Blut entnommen, in dem die körpereigenen Antizytokine zur Vermehrung angeregt werden. Im Labor werden diese Wirkstoffe aus dem Blut gefiltert, um dann später dem Patienten in mehreren Sitzungen direkt in das kranke Gelenk gespritzt zu werden. Dort wird die Entzündung gehemmt und damit ein weiterer Knorpelabbau verhindert. Auch der Schmerz verschwindet.
Insgesamt achtmal spritzte Bakies dem jungen Sportler seit Januar in das Sprunggelenk. Jetzt geht es Jörg Sittig besser. Der Schmerz ist weg, und er kann schon wieder kleine Trainingseinheiten bewältigen. Bakies, ist zufrieden. “Ich würde diese Behandlung gern auch bei anderen Patienten einsetzen. Aber leider werden die Kosten nicht von den Krankenkassen übernommen.”
Eine derartige Behandlung kostet rund 1.000 Euro, für viele Patienten zu viel. Bisher wurde die Behandlung deutschlandweit bereits rund 10.000 Mal angewendet, in allen Fällen beinahe ohne Nebenwirkungen und in 75 Prozent mit guten Erfolgen.