Eines der wichtigsten Verfahren ist die Magnetresonanztomographie, kurz MRT. Sie bietet nicht nur eine hervorragende Auflösung, sondern auch einen hohen Weichteilkontrast, was besonders wichtig ist, da sie sowohl das Auge selbst als auch die umliegenden Strukturen wie die Augenhöhle und den Sehnerv detailliert abbilden kann. Auch Veränderungen im Gehirn, die Sehstörungen verursachen können, werden dabei sichtbar. Mit der MRT können wir zwischen verschiedenen Erkrankungen differenzieren, zum Beispiel Tumoren, Entzündungen, und auch neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Gefäßerkrankungen. So wird die MRT zu einem unverzichtbaren Instrument in der Diagnostik bei Sehstörungen.
Die MRT ermöglicht durch ihre Fähigkeit, feine Gewebestrukturen und Flüssigkeitsdichten differenziert darzustellen, eine exakte Charakterisierung intra-orbitaler Gefäßmalformationen, also Gefäßveränderungen im Bereich der Augenhöhle. Diese Malformationen lassen sich aufgrund ihrer typischen Bildmerkmale – wie besondere Formen, Lage und Signalintensitäten – gut erkennen und von anderen Erkrankungen abgrenzen. Diese detaillierten Informationen über die genaue Lage und Ausdehnung der Gefäßmalformation innerhalb der Augenhöhle sind besonders wichtig für die Therapieplanung. So kann der Operateur die Lagebeziehungen der Gefäße zu benachbarten Strukturen wie dem Sehnerv, den Augenmuskeln und den Gefäßen des Auges besser einschätzen und die Behandlung optimal vorbereiten.
Bei bestimmten Gefäßanomalien, insbesondere bei sogenannten Karotis-Kavernosus-Fisteln, ist die interventionelle Radiologie sehr hilfreich. Diese Fisteln führen zu einem Rückstau von Blut im Augenbereich, was Beschwerden wie Schwellungen, Bewegungsstörungen des Auges und sogar Sehverlust auslösen kann. Hier ist die endovaskuläre Therapie das Mittel der Wahl. Dabei gelangen wir über einen arteriellen oder venösen Zugang zum betroffenen Gefäß und können es von innen her schließen, um die Durchblutung wieder zu normalisieren und die Symptome zu lindern.
Leider haben wir bei Tumoren im Augenbereich mit radiologischen Interventionen keine direkte Möglichkeit, die Sehkraft zu verbessern. Tumoren werden hier in der Regel entweder operativ entfernt oder bestrahlt.
Ja, die gibt es. Die Entwicklungen in der Radiologie sind hier sehr spannend. Zum einen haben sich die Bildqualität und die Auflösung durch neue Spulentechnologien und KI-basierte Bildrekonstruktionen enorm verbessert. Wir können dadurch den Verlauf des Sehnervs und die Kreuzung der Sehnervenbahnen, das Chiasma opticum, sehr genau untersuchen und so verschiedene Veränderungen besser voneinander abgrenzen.
Ein weiterer Ansatz ist die Analyse großer Datenmengen aus populationsbasierten MRT-Studien. Ein Projekt der Radiologie der Universität Greifswald, der Augenklinik der Universität Rostock und des Centre de Recherche en Radiologie in Lausanne. analysiert derzeit mit Hilfe der KI über 1000 MRT-Bilder aus einer großangelegten Bevölkerungsstudie, um Biomarker für bestimmte Erkrankungen im Augenbereich zu definieren. Diese Daten sind öffentlich zugänglich und bieten auch anderen Forschergruppen die Möglichkeit, neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Fazit: Die MRT ist ein zentrales Diagnosetool bei Sehstörungen, da sie Augen, Sehnerv und Gehirn detailliert abbilden und zwischen verschiedenen Erkrankungen differenzieren kann. Sie hilft zudem bei der Planung von Eingriffen bei Gefäßanomalien im Augenbereich. Während radiologische Verfahren bei Augentumoren keine direkte Verbesserung der Sehkraft ermöglichen, bieten moderne Technologien und KI-Analysen neue Ansätze zur frühzeitigen Erkennung von nervenbedingten Sehstörungen.
Prof. Dr. med. Sönke Langner ist Facharzt für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie an Universitätsmedizin Greifswald. Er konzentriert sich auf die Erkennung und Behandlung von Erkrankungen, die Sehstörungen verursachen, insbesondere durch die Magnetresonanztomographie (MRT). Sein Forschungsengagement umfasst auch die Anwendung von KI-Technologien zur Verbesserung der Früherkennung von Augenerkrankungen.