“…und dann “rief” er mir die Diagnose quer durch den Raum zu, obwohl die anderen Kabinen ebenfalls besetzt waren…”. Diese Aussage einer Brustkrebspatientin ist leider symptomatisch für den Umgang immer noch viel zu vieler Ärzte mit ihren Patientinnen. Sensibilität – Fehldiagnose! Und die Patientinnen werden allein gelassen, alleine mit der Angst, die etwa 47.000 Frauen in Deutschland jedes Jahr erfasst, wenn sie ihre eigene Diagnose “Brustkrebs oder Mammakarzinom” hören. Und doch: Noch nie waren die Chancen auf frühzeitige Erkennung des Tumors und effiziente Behandlung so groß wie heute. Völlige Heilung wird immer häufiger möglich. Das bedeutet berechtigte Hoffnung, die jedoch umfassende Information und Unterstützung der Patientin voraussetzt – so die Botschaft einer von Aventis und der Frauenselbsthilfe nach Krebs e. V. veranstalteten Pressekonferenz in Berlin.
“Nichts ist mehr so, wie es vorher war”, fasste Hilde Schulte von der “Frauenselbsthilfe nach Krebs” ihre Erfahrungen zusammen. Man muss endlich wegkommen, von der Patientin, die sich als passive Dulderin, über die befundet und die behandelt wird, sieht, die aber selbst wenig zu entscheiden hat, weil ihr das Wissen fehlt. Gefordert wird die Patientin , welche aktiv an ihrem Gesundungsprozess mitwirkt , um den Therapieerfolg zu sichern. Eine der wichtigsten Aufgaben der ” Frauenselbsthilfe nach Krebs” ist daher die Aufklärung über Krankheit, Therapie und wichtige Rechte der Patientin, damit sie ihren Anspruch auf eine Behandlung nach dem aktuellen Stand der Forschung wahrnehmen kann. “Das setzt voraus, dass medizinische Erkenntnisse in die klinische Praxis zügig und unbürokratisch eingehen”, forderte Hilde Schulte.
Ebenfalls zur Unterstützung und Aufklärung von Frauen mit Brustkrebs und für eine verbesserte Diagnose, Therapie und Nachsorge rief ” brustkrebs.muenchen e. V.” im Juli 2002 gemeinsam mit der Frauenklinik der TU München rechts der Isar das Projekt ” Patientinnen helfen Patientinnen” ins Leben. Gerade das Gespräch mit anderen Frauen, die bereits Erfahrung mit der Krankheit machten, könne Ängste abbauen und helfen, erläuterte die Gründerin von “brustkrebs-muenchen”, Renate Haidinger, das Ziel des Projekts. Wie groß das Informationsbedürfnis besonders über Operation, Chemotherapie , Bestrahlung und Erhaltung der Lebensqualität bei Brustkrebs ist, zeige die Auswertung einer anonymen Patientinnenbefragung und der rege Besuch der Sprechstunden, die im Rahmen des Projekts “Patientinnen helfen Patientinnen” stattfinden.
Neben der Operation zur Entfernung des Tumors, die heute in vielen Fällen brusterhaltend durchgeführt werden kann, ist die Chemotherapie “ein wesentlicher Baustein der auf Heilung ausgerichteten Erstbehandlung bei Brustkrebs”, stellte Frau PD Dr. Nadia Harbeck von der Frauenklinik der TU München rechts der Isar fest. Obwohl sich der Tumor bei neun von zehn Frauen bei der Diagnose auf Brust und Achsel-Lymphknoten beschränke, erleide die Hälfte der Patientinnen ohne Chemotherapie einen Rückfall.
Aufgabe der unterstützenden oder ” adjuvanten” Chemotherapie ist es, die Teilung noch vorhandener Krebszellen und ihre weitere Aussiedelung zu verhindern. Die Therapie könne das Risiko eines Rückfalls um mehr als ein Viertel senken, erläuterte Frau Dr. Harbeck. Den Beweis dafür habe die ” Oxford-Metaanalyse 2000” erbracht.
Doch die Heilungschancen für Brustkrebs-Patientinnen ließen sich sogar noch vergrößern, so die Münchner Expertin, wenn bereits bei der Erstbehandlung die derzeit wirksamste Medikamenten-Kombination zum Einsatz komme: Anthrazykline und das aus Eibennadeln gewonnene Taxotere ( Docetaxe l). Eindrucksvoll belegen konnten dies die Ergebnisse der BCIRG-001-Studie, die 2002 auf dem größten Krebskongress ASCO (American Society of Clinical Oncology) in Orlando, USA, für Aufsehen sorgten. Unter der Therapie mit Anthrazyklinen und dem Taxan Docetaxel war die Anzahl der Patientinnen mit befallenen Lymphknoten, die einen Rückfall erlitten, um ein Drittel geringer als unter herkömmlicher anthrazyklinhaltiger Therapie.
Für viele Brustkrebs-Patientinnen ist dies die beste Chance auf Heilung, wie für Elke Schober, die aufgrund ihrer Erkrankung ein erhöhtes Rückfallrisiko hatte. Die junge Frau, die sich noch so viel vom Leben erwartet, vertraute zum richtigen Zeitpunkt auf ihre Ärztin und die Taxotere-Therapie. “Ich wusste, dass ich es schaffe”, sagt Frau Schober heute. Gute Information und optimale Behandlung gaben ihr Recht.