Die Ergebnisse der jüngsten Studien zur Hormontherapie haben zu einer erheblichen Konfusion der Frauen geführt. Und es dürfte noch schlimmer kommen: Krankenkassen sollen Patientinnen, die Hormone gegen Wechseljahresbeschwerden einnehmen, identifizieren und schriftlich auf das damit verbundene Risiko hinweisen; zusätzlich wird der Beipackzettel um Warnhinweise ergänzt. Vereinzelt wird die Verschreibung von Hormonen gar auf eine Stufe mit Contergan gestellt. Sicherlich sind Konsequenzen notwendig, aber man sollte, nicht wie nun allgemein gerne verbreitet, die Hormonersatztherapie gleich in Bausch und Bogen verdammen.
Am meisten Angst macht den betroffenen Frauen das relativ hohe Brustkrebsrisiko, auch wenn Östrogene in diesem Zusammenhang nur einer von 25 Risikofaktoren sind: Rauchen, Übergewicht und Alkohol schlagen mindestens genau so heftig zu Buche. Falsche Rückschlüsse aus den Studien tun ein Übriges.
Der persönliche “Lifestyle” und der BMI (Body Mass Index) zählen zu den entscheidenden Faktoren, die bei der Abwägung - Für und Wider eine Hormontherapie - berücksichtigt werden sollten. Dazu kommen - neben familiären Veranlagungen - Erkrankungen des Herzens und der Gefäße, Störungen im Blutzucker- und Fettstoffwechsel. Denn Östrogene besitzen zwar nachweislich eine gefäßschützende Wirkung. Sie schaden aber, wenn die Blutgefäße bereits geschädigt sind.
Insgesamt zeichnet sich auf dem Gebiet der Hormontherapie von Frauen mit Wechseljahresbeschwerden ein Umdenken ab: Weg von der Gabe hochdosierter, synthetischer Hormone hin zur Gabe von natürlichen, körperidentischen Hormonen.
Dass in der Vergangenheit bei der Hormontherapie Fehler gemacht wurden, ist unstrittig. Doch die Konsequenzen nach den jüngsten Studien sind zum Teil heftig überzogen. Generell ist bei einer Entscheidung für Hormone ein “zuviel” an Östrogenen ungünstig. Nach neuen Erkenntnissen reichen relativ niedrige Blutspiegel (30-50 pg/ml) absolut aus, um die erwünschten Wirkungen zu erreichen.
Die Nordamerikanische Menopause-Gesellschaft erklärt für diese Risikogruppe pragmatisch:
“Wenn Hormone, dann über die Haut - niedrig dosierte Tabletten sind zweite Wahl …”