Metastasen an der Wirbelsäule können die Unabhängigkeit und Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken. „Bei der Hälfte der Patienten kommt es zu neurologischen Ausfällen bis hin zu einer kompletten Querschnittslähmung“, erklärt Professor Dr. med. Bernhard Meyer, Direktor der Neurochirurgischen Klink und Poliklinik am Klinikum rechts der Isar in München. Früher konnten die Ärzte den Patienten kaum helfen. Dies hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert. Neben der Möglichkeit, den Tumor durch Medikamente oder eine Strahlentherapie zu verkleinern, stehen verschiedene innovative Operationsverfahren zur Verfügung.
So können Neurochirurgen einzelne Metastasen entfernen und die Knochenlücken durch Platten und Implantate überbrücken. Ist der Rückenmarkskanal eingeengt, führt die Entfernung des Wirbelbogens zu einer Entlastung. Wirbelkörper, die infolge des Tumorbefalls zusammengebrochen sind, können die Ärzte durch das Einspritzen von „Knochenzement” stabilisieren. „Diese Behandlung ist heute ohne Narkose als sogenannte minimal-invasive Operation möglich“, sagt Meyer im Vorfeld der DGNC-Jahrestagung.
Die Operationen lindern nicht nur die unerträglichen Schmerzen. Oft können sie auch Lähmungen beheben, zu denen es durch die Einengung im Rückenmarkskanal kommt. Voraussetzung ist, dass die Patienten schnellstmöglich operiert werden, bevor die Nerven dauerhaft geschädigt sind. Welche Behandlung für den einzelnen Patienten infrage kommt, werde zusammen mit Onkologen, Strahlentherapeuten und Neurologen im Tumorboard besprochen, so Meyer. „Die Krebsbehandlung im Wirbelsäulenbereich ist eine fächerübergreifende Teamarbeit“, betont der Experte, der die verschiedenen Therapieansätze auch mit seinen Kollegen auf der DGNC-Jahrestagung diskutieren wird.