Die Diagnose einer Multiplen Sklerose löst bei vielen Patienten Schreckensvisionen aus. Die Vorstellung, in naher Zukunft unter körperlichen Behinderungen zu leiden, die schließlich ein Leben im Rollstuhl erfordern, quält so manchen Betroffenen. Doch eine solche Entwicklung ist keineswegs die Regel: Denn rund ein Drittel der MS-Kranken bekommen im gesamten Verlauf der Erkrankung keine Gehbehinderungen. Außerdem benötigen viele Patienten erst im fortgeschrittenen Alter tatsächlich die Hilfe eines Rollstuhls.
Das bedeutet im Umkehrschluss: Auch Patienten mit MS können ein aktives Leben führen, in dem berufliches Engagement, sportliche Aktivitäten und interessante Reisen ihren Platz haben. Anders als bei Gesunden müssen solche Aktivitäten aber besser geplant und der individuellen Erkrankung angepasst werden.
So wird man schon bei der Auswahl des Reiseziels eine gewisse Vorsicht walten lassen. Denn Abenteuerurlaube im Urwald oder Aktivferien mit strapaziösen Wanderungen sind für MS-Patienten wenig geeignet. Eine Einschätzung der eigenen Kräfte und Belastungsgrenzen spielt zu Beginn der Reiseplanung eine entscheidende Rolle. Viele MS-Betroffene befürchten mögliche gesundheitliche Komplikationen – insbesondere im Ausland. Dennoch müssen MS-Erkrankte nicht auf das Reisen verzichten: Bei entsprechender Vorbereitung – in Absprache mit dem behandelnden Arzt – spricht nichts gegen einen Aufenthalt fernab der Heimat. Im Gegenteil: Die Urlaubs- und Reisezeit bietet Entspannung vom stressigen Alltag. Sie kann das persönliche Wohlbefinden steigern.
Generell gilt für MS-Betroffene, die Reise noch besser vorzubereiten als bei Gesunden. Ratsam ist es, mit dem Arzt zu besprechen, ob Langstreckenreisen problemlos möglich sind, ob Klimaschwankungen vertragen werden und wie gegebenenfalls bei längeren Flugreisen die Einnahme der Medikamente anzupassen ist.
Man sollte sich vor der Reise auch erkundigen, ob Impfungen im Reisegebiet erforderlich sind, wie der Zielort mit möglichst geringer Anstrengung zu erreichen ist und ob die Unterkunft günstig liegt, so dass im Bedarfsfall rasch ein Arzt und eine Apotheke erreichbar sind. Es ist außerdem ratsam, eine Bescheinigung des Arztes mit sich zu führen, dass man aus gesundheitlichen Gründen bestimmte Medikamente zur Behandlung der MS mit sich führt, damit nicht Zoll oder Flugsicherung Anstoß an den Injektionsnadeln oder der Medikation nehmen.
Körperliche Aktivität ist gesund, wenn der Sport in Maßen betrieben und als wohltuend empfunden wird. Das gilt für gesunde Menschen ebenso wie für MS-Patienten. Sie sind in der Wahl ihrer Sportart prinzipiell nicht eingeschränkt, doch sollte man sich auch hier an den individuellen Möglichkeiten orientieren und gegebenenfalls mit dem Arzt Rücksprache halten. Denn es ist wichtig, sich nicht zu verausgaben und Überanstrengungen zu meiden.
Allerdings sind verletzungsträchtige Sportarten für MS-Patienten nicht optimal. Besser geeignet sind Sportarten, die die körperliche Fitness trainieren. Bei einigen Beschwerden der MS können spezielle Sportarten sogar Linderung verschaffen: So sind bei Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen das Fahrradfahren, Tanzen oder auch Reiten zu empfehlen. Bei spastischen Problemen ist neben Schwimmen besonders das Reiten sinnvoll, was im Rahmen der sogenannten Hippotherapie sogar therapeutisch genutzt wird.
MS-Kranke können in ihrem beruflichen Umfeld in aller Regel ebenso aktiv sein wie Gesunde. Eine Ausnahme stellen allerdings Berufe dar, die mit erheblichen körperlichen Belastungen verbunden sind. So wird ein MS-Patient sicher kein erfolgreicher Akrobat sein können, und auch die Arbeit am Presslufthammer muss wohl aufgegeben werden.
Von solchen Extremsituationen abgesehen, ist die berufliche Leistungsfähigkeit nicht generell eingeschränkt. Allerdings müssen die Betroffenen, die häufig unter einer starken Müdigkeit leiden, lernen, ihre Kraft einzuteilen. Der Arbeitstag muss entsprechend der Leistungsfähigkeit geplant und befolgt werden. Eine sorgfältige Planung trägt außerdem mit dazu bei, Stress am Arbeitsplatz abzubauen.
Tritt die Erkrankung bereits in jungen Jahren auf, so kann die Schul- und Berufsausbildung noch entsprechend der MS geplant werden. Eine gute Schulausbildung ist wichtig, damit eine möglichst freie Berufswahl gewährleistet bleibt. Es ist ferner darauf zu achten, dass der gewählteBeruf nicht zu anstrengend ist und zum Beispiel nicht mit langem Stehen verbunden ist. Im Falle einer späteren Behinderung bei der Geh- und Stehfähigkeit kann dies hilfreich sein.
Bei der MS werden immer wieder Diäten angepriesen, die angeblich den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen. Ein solcher Effekt konnte bislang aber noch für keine der propagierten Diäten tatsächlich belegt werden. Menschen mit MS können sich deshalb ganz normal ernähren und brauchen sich nicht an strikte Diätregeln zu halten.
Selbstverständlich bedeutet das aber nicht, dass alle möglichen Lebensmittel in beliebiger Menge verzehrt werden dürfen. So wie Gesunde so sollten auch MS-Patienten auf eine vernünftige Ernährung achten. Diese ist eine wesentliche Grundlage für das tägliche Wohlbefinden. Es gilt unbedingt, die Chancen einer guten Ernährung zu nutzen, um sich gesund und leistungsfähig zu fühlen statt müde und zerschlagen.
Förderlich für Gesundheit und Wohlbefinden ist eine ausgewogene vollwertige Kost, mit der der Körper mit allen wichtigen Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen versorgt wird. Das gelingt am besten mit einem ausgewogenen Speiseplan, bei dem Obst und Gemüse sowie Getreideprodukte einen großen Anteil haben. Tierische Produkte und vor allem Fleisch, das reichlich gesättigte Fettsäuren enthält, sollten dagegen in vergleichsweise geringer Menge verzehrt werden. Das gilt insbesondere für Schweinefleisch, Innereien sowie fette Wurst und fetten Käse, Schlagsahne, Butter, Rahm und auch Eier. Aber auch Kakao und Schokolade enthalten viel Fett und sollten daher nur sparsam genossen werden.
Besser sind reichlich ungesättigte Fettsäuren in der Nahrung, wobei insbesondere die Linolensäure als gesund erachtet wird. Sie ist in nennenswerter Menge in Pflanzenölen enthalten. Für MS-Patienten wichtig ist ferner das ausreichende Trinken. Sie sollten, wie Gesunde auch, täglich 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen. Das ausreichende Trinken ist wichtig, um zum Beispiel Blaseninfektionen vorzubeugen. Aus Furcht vor Harndrang oder Blasenbeschwerden sollte das Trinken auf keinen Fall eingeschränkt werden.
Weitere Infos unter: www.mscollege.de