Anlässlich des diesjährigen Deutschen Krebskongresses stellten namhafte Experten eine zytostatische Therapie zur Behandlung von Eierstockkrebs vor, die das Risiko lang anhaltender oder dauerhafter Nebenwirkungen deutlich verringert.
Etwa 8.500 Frauen erkranken in Deutschland jährlich neu an Eierstockkrebs, der gefährlichsten Form bösartiger Unterleibstumoren. Das bedeutet, dass jede 70. Frau im Laufe ihres Lebens die Diagnose “Eierstockkrebs” oder “Ovarialkarzinom” hört, verdeutlichte Prof. Dr. Jörn Hilfrich, Hannover. Ein Viertel aller Krebserkrankungen des weiblichen Unterleibs geht von den Eierstöcken aus – zwei pflaumengroßen, mandelförmigen Keimdrüsen unterhalb der Eileiter. Warum es zu bösartigen Zellentartungen in den Eierstöcken kommt, ist noch ungeklärt. Fest steht jedoch, dass sich das Risiko für Frauen nach den Wechseljahren erhöht, ein Ovarialkarzinom zu entwickeln, besonders wenn sie kinderlos geblieben sind oder bereits an Brust-, Gebärmutterschleimhaut- oder Darmkrebs erkrankt sind.
Das Ovarialkarzinom gilt als besonders heimtückische Krebsform, weil es sich lange hinter völliger Symptomlosigkeit versteckt und in zwei Dritteln aller Fälle erst in fortgeschrittenem Stadium entdeckt wird. Für 6.500 Frauen kommt jährlich jede therapeutische Hilfe zu spät. Damit birgt der Eierstockkrebs unter allen gynäkologischen Krebserkrankungen das höchste Sterblichkeitsrisiko.
Noch immer fehlt es an zuverlässigen Untersuchungsmethoden zur Früherkennung des Ovarialkarzinoms. Selbst bei Frauen, die regelmäßig die empfohlenen gynäkologischen Untersuchungen zur Früherkennung von Tumorerkrankungen wahrnehmen, wird der Eierstockkrebs oft erst sehr spät diagnostiziert. Trotz weitgehender Beschwerdefreiheit breitet sich das Karzinom jedoch besonders rasch im Bauchraum aus und übertrifft dadurch Gebärmutter- und Brustkrebs an Gefährlichkeit. Als mögliche erste Hinweise auf Veränderungen in den Eierstöcken, die jede Frau ernst nehmen sollte, gehören
Aufgrund der unbefriedigenden Früherkennungssituation lenkt die Medizin heute ihr Hauptaugenmerk verstärkt auf eine Therapie-Optimierung bei Eierstockkrebs, um die Sterblichkeit herabzusetzen und die Lebensqualität der betroffenen Frauen zu erhalten. Nach wie vor steht in der Behandlung des Ovarialkarzinoms an erster Stelle eine radikale Operation zur möglichst vollständigen Entfernung des Tumors, Behandlung tumorbedingter Komplikationen sowie zur genauen Abklärung der Tumorausbreitung. Standardmäßig schließt sich eine Chemotherapie aus der Kombination eines Platinderivats mit einem Taxan an. Obgleich mit dieser zytostatischen Therapie die Überlebensrate statistisch verbessert wurde und gute therapeutische Erfolge erzielt werden, stellen lang andauernde, manchmal sogar bleibende Nervenschäden als Nebenwirkung eine enorme physische und psychische Belastung für die betroffenen Frauen dar.
Während unangenehme Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Haarausfall mit Absetzen der Medikamente wieder verschwinden, halten auftretende Neuropathien oft sehr lange oder für immer an. Die Schädigung des peripheren Nervensystems, an der viele behandelte Frauen leiden, geht oft mit schweren Empfindungsstörungen an Händen und Füßen, Muskelschwäche bis hin zu Lähmungen einher.
Nach der Operation und Chemotherapie bilden heute Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung der Lebensqualität eine dritte wichtige Säule in der Behandlung des Eierstockkrebses. Gemeint ist damit in erster Linie eine deutliche Verringerung schwerer Nebenwirkungen der Chemotherapie. Hier zeichnet sich jetzt mit einer neuen zytostatischen Therapie-Option ein bedeutender Durchbruch ab. Die positiven Ergebnisse großer Studien lassen deutlich erkennen, dass die chemotherapeutische Kombination aus dem jüngsten Taxan, dem verschreibungspflichtigen Medikament Taxotere mit dem Wirkstoff Docetaxel und dem bereits bewährten Carboplatin die Krebszellen ebenso gut abtötet wie die derzeit standardmäßig eingesetzten Medikamente, aber der gefürchteten “Chemo” einen großen Teil ihres Schreckens nimmt: Unter der Behandlung mit dem aus Eibennadeln gewonnenen Wirkstoff Docetaxel treten wesentlich seltener Nervenschäden als unliebsame Begleiterscheinung auf.
Das aber bedeutet nach Aussage von Experten und betroffenen Frauen einen enormen Gewinn an Freiheit und Lebensqualität für die Patientin. “Bei der Diagnose Eierstockkrebs war ich wie gelähmt”, schilderte Andrea P. ihre Empfindungen. Sie wurde wie viele andere Patientinnen erfolgreich mit der Docetaxel-Kombination behandelt, ohne lang andauernde Nervenschäden davonzutragen.
Gynäkologen und Onkologen setzen große Hoffnung in die neue Therapie und räumen ihr gute Chancen ein, sich bald als neuer Standard in der Behandlung des Ovarialkarzinoms durchzusetzen.