Anlässlich eines Pressegespräches brachte Prof. Bartl vom Klinikum München-Grosshadern es auf den Punkt:„Osteoporose ist eine unterschätzte Erkrankung, die noch nicht im Bewusstsein von Ärzten und Patienten verankert ist wie andere Volkskrankheiten, z.B. Diabetes mellitus oder Hochdruck.“ Denn die Krankheit istkeine schicksalhafte Entwicklung des Alters, sondern lässt sich häufig durch frühzeitiges Erkennen der Risikofaktoren und gezielte Gegenmaßnahmen abwenden oder hinauszögern.
„Leider wird bisher nur die Hälfte der an Osteoporose Erkrankten diagnostiziert und davon wiederum nur die Hälfte überhaupt behandelt. Unter den Behandelten werden viele jedoch unzureichend, d.h. nur mit Calcium und/oder Vitamin D oder mit weniger wirksamen Medikamenten, z.B. Fluoriden, therapiert. Die Lebensqualität der Patienten mit Frakturen verschlechtert sich mit zunehmender Anzahl von Frakturen sehr rasch. Jeder 5. Patient verstirbt an den Folgen einer Schenkelhalsfraktur innerhalb eines Jahres, 20% kommen in ein Pflegeheim und nur 24% erlangen ihre vorherige körperliche Mobilität zurück. Die Angst von 75-jährigen Frauen, durch eine Hüftfraktur die Mobilität zu verlieren, ist so groß, dass 80% angeben, lieber tot sein zu wollen, als mit einer Hüftfraktur in einem Pflegeheim aufgenommen werden zu müssen. Der schleichende Beginn der Osteoporose über Schmerzen, Verkrümmung der Wirbelsäule, Einschränkung der Beweglichkeit und Verlust an Lebensqualität wird häufig als altersgegeben und nicht krankheitsbedingt akzeptiert“.
In Deutschland rechnet man mit rund4 bis 6 Millionen Betroffenen, d.h.jede 3. postmenopausale Frau und jeder 5. Mann über 50 Jahre wird vermutlich eine Osteoporose, die gekennzeichnet durch den Verlust an Knochenmasse und Stabilität ist, entwickeln. Ist die erste Wirbelkörperfraktur eingetreten… muss man innerhalb von 12 Monaten bei gut 20 % der Frauen mit einer Folgefraktur rechnen.
DieVorgehensweise zur Diagnose und Therapie bei Osteoporose wurde von der DVO-Leitlinienkommission publiziert. Nach diesen Leitlinien werden als Therapie der ersten Wahl Risedronat, Alendronat und Raloxifen zur Therapie der postmenopausalen Osteoporose empfohlen (kombiniert mit einer ausreichenden Calcium- und Vitamin D Versorgung). Bei Vorliegen von Risikofaktoren wie z.B. vorausgegangene Fraktur, Abnahme der Körpergröße, des Körpergewichtes und hohes Sturzrisiko, ist die Indikation zur weiteren Abklärung einschließlich Anamnese, klinische Untersuchung, Laboruntersuchung, Röntgenuntersuchung und Knochendichte gegeben. Je nach Ergebnis der Untersuchung ist eine adäquate Therapie mit „evidenz based“ Medikamenten möglich, um eine Fraktur zu vermeiden oder bei eingetretener Fraktur weitere Frakturen zu verhindern und damit die Lebensqualität der Patienten zu erhalten bzw. zu verbessern.