Tumorerkrankungen des Gehirns machen den Betroffenen und auch den Angehörigen große Angst. Wie soll man damit umgehen, welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Typische Anzeichen, die auf das Vorliegen eines solchen Gehirntumors hinweisen könnten, sind
neu auftretende Kopfschmerzen, insbesondere nachts und in den frühen Morgenstunden, die mit der Zeit heftiger werden und auch im Liegen zunehmen
_Prof. Dr. Rolf-Dieter Kortmann, Leipzig,_berichtete von der derzeitigen Standardbehandlung bei den niedrig gradigen Gliomen, die man zuerst operiert und dann mit einer Strahlentherapie versorgt. Diese machen etwa ein Viertel aller Gliome aus. Bösartige Gliome lassen sich jedoch bei der OP nicht vollständig entfernen und das ist auch gar nicht das Ziel. Mit der OP will man die Diagnose stellen (zur Einschätzung des Tumorstadiums und der Histologie = „Staging“) und auch den Tumorumfang vermindern.
Es kann keine Heilung erreicht werden: Das heißt, sämtliche Behandlungsmaßnahmen zielen darauf ab, dass sich möglichst eine Verlängerung der Überlebenszeit bei bester Lebensqualität für den Patienten ergibt. Auch eine Chemotherapie ist in diesem Fall also nur palliativ, sie dient zwar der Verlängerung des Lebens, kann aber nicht zur Heilung führen!
Beim Glioblastom gehört nach positiven Ergebnissen einer Studie das Zytostatikum Temozolomid (Temodal) zur Behandlung. Temozolomid überwindet die Blut-Hirn-Schranke – die normalerweise unser Gehirn vor schädlichen Einflüssen schützen soll – gut. Die bisherigen Daten sind für das Medikament so gut, sagte Kortmann, dass sie zu einer Indikationserweiterung Anfang Juni geführt hätten. Insofern dürfe man Temozolomid möglichst keinem Betroffenen mehr vorenthalten.
Studienergebnisse: Bei Patienten mit neu diagnostizierten Glioblastomen hat man den Einsatz nach einer Operation einer gleichzeitigen Strahlen- und Chemotherapie plus anschließender Temozolomid-Gabe mit einer alleinigen Strahlentherapie verglichen. Tatsächlich lebten die Patienten, die das Temozolomid erhalten hatten, länger (EORTC-Studie 26981/22981) und die Behandlung war zudem gut verträglich. Die Überlebenszeit im Mittel betrug 15 Monate mit Temozolomid, bei der herkömmlichen Behandlung nur 12 Monate. Die Überlebenszeit, ohne dass der Krebs voranschreitet, betrug 6,9 Monate gegenüber 5 Monate und die 2-Jahres-Überlebensrate 27 % gegenüber 10% ohne Temozolomid. Das Medikament eröffnet auch dann noch Behandlungsmöglichkeiten, wenn ein Rezidiv – also ein erneutes Auftreten des Krebses – vorliegt, betonte Prof. Dr. med. Ulrich Bogdahn, Regensburg.
Das Medikament kann normal eingenommen werden (orale Applikation) und ist gut verträglich. Die Behandlung wird meist ambulant durchgeführt, was für die Betroffenen einen Gewinn an Lebensqualität mit sich bringt. Man bewahrt sich – und den Angehörigen - zudem kostbare Zeit, die nicht mit Behandlungen in Krankenhäusern verbraucht werden muss. Trotzdem muss natürlich jeder mit einem solchen Tumor für sich allein entscheiden, ob er diese Lebenszeit auch gewinnen will.