Eine sehr gepflegte junge Frau bekommt kleine rötliche Papeln und Pusteln rund um den Mund herum sowie auf Wangen und Stirn, zwischen den Hauterscheinungen und den Lippen ist eine Zone völlig frei, die Haut im Normalzustand.
Dabei könnte es sich um die sogenannte “Stewardessen-Krankheit” handeln, die im Fachjargon als periorale Dermatitis bezeichnet wird. Typisch für die Erkrankung ist außerdem eine sehr trockene Gesichtshaut mit Brennen und Juckreiz, Mitesser und Hautrötung sind nicht zu beobachten. Wenn der Dermatologe den Verdacht bestätigt, ist eine besondere Therapie erforderlich: die “Null-Behandlung”. Die Haut verträgt jetzt nur noch Wasser – keine Reinigungsmittel, keine topischen Steroide (Kortisoncremes) und keine Pfegecremes. Eine Kortisonbehandlung würde sie nach anfänglicher Besserung mittel- und langfristig nur noch verschlimmern. Die Erkrankung wird vermutlich durch den intensiven Gebrauch von Kosmetika ausgelöst. Als mögliche Ursache gelten Emulgatoren. Durch den regelmäßigen und ausgiebigen Gebrauch von Feuchtigkeitscremes, Make-up, Reinigungsmilch- oder -lotionen kann die Haut aufquellen und wird so anfälliger für erregerbedingte Entzündungen der Haarfollikel.
Die Erkrankung ist nicht ganz leicht zu erkennen, da sie häufig in Stufen entsteht – zunächst lokal begrenzt und von einer entzündlich wirkenden, leicht schuppigen Hautrötung begleitet ist. Wird sie dann mit Kortisonsalbe behandelt, verschlimmert sie sich nach anfänglicher Besserung in Schüben, bis die periorale Dermatitis schließlich voll ausbricht. Der erste Therapieschritt ist nun die Entwöhnung vom Kortison, die zunächst zu einer Verschlechterung führen kann. Wie so oft ist hier aber “weniger mehr”. Es gilt, alle bisher benutzten Hautpflegemittel und Kosmetika komplett wegzulassen und sich fortan ausschließlich mit klarem Wasser zu waschen. Das ist gewöhnungsbedürftig und kann mehrere Wochen bis Monate dauern, doch es ist allein erfolgversprechend. Nach einer ersten Besserung kann ein emulgatorfreies Feuchtigkeitsgel oder zum Fetten etwa Eucerin anhydricum aufgetragen werden. Gegen das Spannungsgefühl werden auch Umschläge mit Schwarztee empfohlen. Es gibt zudem Hinweise auf eine erfolgreiche Behandlung mit einer Erythromycin- (2 %) oder Metronidazol-Creme (1 %). Bei langandauernden, schweren Verläufen sind manchmal orale Antibiotika wie Minocyclin oder Doxycyclin notwendig.