Ursachen
“Bohr nicht in der Nase”, bringt man schon kleinen Kindern bei. Als Nasenbohren, medizinisch bezeichnet man es als Rhinotillexomanie versteht man aber auch, ärztlich betrachtet, eine zwanghafte, unkontrollierbare Verhaltensweise, mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen, mitunter auch einem Schamgefühl. Da sich die Ursache dafür keineswegs leicht aufklären läßt, nimmt man in der Medizin an, dass es sich dabei um eine Kombination aus psychischen, physischen und sozialen Faktoren handelt.
Psychologische Auslöser:
- Stress, Angstzustände oder Langeweile.
- Zwangsstörungen (Teil des Zwangsspektrums)
- Impulssteuerungsprobleme, ähnlich wie bei Trichotillomanie (zwanghaftes Haareausreißen)
Physiologische Ursachen:
- Trockenheit oder Reizung der Nasenschleimhäute
- Allergien oder
- chronische Nasenprobleme, wie Rhinitis oder Sinusitis
- Überproduktion von Nasensekret
Soziale Aspekte:
- Gewohnheitsbildung durch unbewusstes Verhalten
- Mangel an sozialer Kontrolle, z. B. in privaten Situationen
Gesundheitliche Schäden
Physische Schäden:
- Verletzungen der Nasenschleimhaut, die zu Nasenbluten führen können
- Infektionen durch das Einbringen von Bakterien in die Nase (z. B. Staphylococcus aureus)
- Bildung von Nasenkrusten und Vernarbungen
- In schweren Fällen kann die Nasenscheidewand perforieren (Septumperforation)
Psychische Auswirkungen:
- Schamgefühl, soziale Isolation und ein geringes Selbstwertgefühl
- Verstärkung von Zwangsstörungen oder anderen psychischen Erkrankungen
Langzeitrisiken:
- Chronische Reizungen können langfristig zu einer Beeinträchtigung der Nasenatmung führen
- In seltenen Fällen könnten schwere Infektionen (z. B. Abszesse oder Zellulitis) auftreten.
Diagnose
Anamnese:
- Ausführliches Gespräch über das Verhalten, seine Häufigkeit und mögliche Auslöser
- Erfragen von Begleiterkrankungen wie Allergien oder Zwangsstörungen.
Klinische Untersuchung:
- Überprüfung der Nasenschleimhaut auf Verletzungen, Narben oder Infektionen
- Ausschluss anderer Ursachen für Nasenprobleme
Psychologische Bewertung:
- Untersuchung auf zugrunde liegende psychische Störungen (z. B. Zwangsstörungen oder Angststörungen).
Therapie
Ursache und Schwere der Rhinotillexomanie sind dabei ausschlaggebend für mehrere Ansätze:
Verhaltenstherapie:
- Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) zur Identifikation und Kontrolle von Auslösern
- Habit-Reversal-Training, um das zwanghafte Verhalten durch alternative Gewohnheiten zu ersetzen
Medikamentöse Behandlung:
- Antidepressiva oder Anxiolytika, wenn eine psychische Begleiterkrankung vorliegt
- Nasensprays oder Salben zur Linderung von Trockenheit und Reizungen
Selbsthilfemaßnahmen:
- Regelmäßige Pflege der Nasenschleimhaut mit Salzwassersprays oder Nasensalben
- Achtsamkeitstraining zur Reduktion unbewusster Gewohnheiten
- Stressmanagement-Techniken, wie Meditation oder Yoga
Psychotherapie:
- Langfristige Unterstützung bei zugrunde liegenden psychischen Problemen.
Prävention
- Hygiene und Pflege: Regelmäßige Nasenspülungen und das Vermeiden von übermäßiger Trockenheit können helfen
- Bewusstseinsbildung: Achtsamkeitstechniken, um zwanghaftes Verhalten zu erkennen und zu stoppen
- Stressbewältigung: Vermeidung oder Reduktion von Stress, der oft ein Auslöser für das Verhalten ist.
Gut zu wissen: Zwanghaftes Nasenbohren kann ernsthafte gesundheitliche und psychologische Konsequenzen haben, wenn es unbehandelt bleibt. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung kann helfen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Betroffene sollten sich nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Ihr Kommentar zum Thema
Bitte melden Sie sich an, um zu kommentieren.