Das atypische Neuroleptikum Risperidon (Risperdal) ist in Deutschland seit Ende vergangenen Jahres für die Therapie der akuten Manie im Rahmen bipolarer Störungen zugelassen. Auf einer Pressekonferenz wurden die der Zulassung zugrunde liegenden klinischen Studien vorgestellt und Konzepte für eine optimale integrierte Versorgung von Patienten mit Bipolaren Störungen diskutiert.
Bipolare Störungen gehören zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen mit sehr unterschiedlichen klinischen Erscheinungsbilder(1). Vor allem müssen in der Therapie die verschiedenen Subtypen der Manie berücksichtigt werden. „Die Wirksamkeit von Lithium ist bei euphorischen Manien sehr gut, bei den anderen Formen jedoch eingeschränkt.“ (Dr. Heinz Grunze, München). Neue atypische Neuroleptika wie Risperidon versprechen laut Dr. Grunze eine breitere Wirksamkeit und stellen eine sehr wirksame, gleichzeitig aber auch sehr gut verträgliche Alternative mit raschem Wirkeintritt in der Behandlung der akuten Manie dar. In groß angelegten Untersuchungen zeigte sich Risperidon gegenüber Plazebo klar überlegen und erwies sich im direkten Vergleich mit dem bisherigen Standard Haloperidol als mindestens so effektiv, allerdings deutlich besser verträglich (2). Insbesondere extrapyramidale Störungen (EPS) waren unter Risperidon deutlich seltener. Auch bei schwer manisch Kranken lässt sich einer offenen Studie zufolge mit Risperidon eine gute Wirksamkeit bei hervorragender Verträglichkeit erzielen.
Rund ein Drittel aller Patienten mit Bipolaren Störungen unternimmt einen Suizidversuch und 10 bis 15 Prozent sterben durch den Suizid (3). Angesichts dieser Daten unterstrich Prof. Dr. Hans-Peter Volz, Werneck, die überragende Bedeutung der Langzeittherapie: „Gelingt eine langfristige Remission, wird der Patient ein hohes psychosoziales Funktionsniveau (wieder-) erlangen“. Er stellte Daten zu Risperidon vor, die zeigen, dass sich mit dem Atypikum bei einem Großteil der bipolaren Patienten nicht nur eine rasche Response, sondern auch eine stabile Remission erreichen lässt. So konnte eine innerhalb von drei Wochen erzielte Remission bei 80 Prozent der Patienten über mindestens zwölf Wochen gehalten werden. „Vier von fünf Patienten waren nahezu asymptomatisch“, so Volz. Dass sich diese Remissionsgrade auch längerfristig erhalten lassen, zeigen Untersuchungen über 24 Behandlungswochen.
In der psychiatrischen Praxis dominiert eindeutig die Kombinationstherapie bei der Behandlung bipolarer Störungen - im Durchschnitt werden die Patienten mit drei Medikamenten behandelt. Dr. Matthias Dobmeier betonte deshalb die Notwendigkeit von Kombinationsstudien: „Sie sind für die Praxis besonders wichtig.“ Risperidon kann auch hier mit einer soliden Datenlage aufwarten. In einer Reihe von Studien zeichnete es sich als idealer Kombinationspartner verschiedener Stimmungsstabilisierer aus, insbesondere von Lithium und Valproat (4). Dobmeier wies darauf hin, dass die medikamentöse Behandlung allein bei Patienten mit bipolarer Störung zu wenig sei. Psychotherapeutische Ansätze seien hilfreich, um Rückfälle zu vermeiden. Als ideale Behandlungsform nannte er die Integration pharmakologischer, psychotherapeutischer und soziotherapeutischer Ansätze.
Jamison et al., 2000,J Clin. Psych.
Sachs et al., 2002, Am J Psych.: 159 (7): 1146-54
Quelle:Pressekonferenz: „Neue Option für Patienten mit Bipolaren Störungen. Risperdal: Für die Behandlung der akuten Manie zugelassen“, 10. Januar 2004, Beerse/Belgien