Immer wieder kontrovers diskutiert wird der Sehtest für Führerscheininhaber ab einem gewissen Alter. Während der ADAC auf die Vernunft seiner Mitglieder baut und einen kostenlosen Sehpass anbietet, argumentieren die Augenärzte mit der Feststellung, dass eine Fehlsichtigkeit ausschließlich von ihnen festgestellt und attestiert werden kann.
Fakt ist, dass die motorisierte Teilnahme am Straßenverkehr hohe Anforderungen an das Sehvermögen stellt. Mehr als 90 Prozent aller verkehrsrelevanten Informationen übermittelt das visuelle System. Mit zunehmendem Alter vermindert sich seine Leistungsfähigkeit infolge physiologischer und oft auch pathologischer Veränderungen.
Um das Verantwortungsbewusstsein zu fördern, muss die Aufklärung über die Bedeutung des guten Sehens im Straßenverkehr bereits in der Schule beginnen und über die Phase der Fahrausbildung hinaus in allen Altersgruppen konsequent fortgesetzt werden. Darüber hinaus müssen alle technischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, die dazu beitragen können, das Sehen im Straßenverkehr zu erleichtern.
Die deutschen Augenärzte beziehen seit Jahren in der Diskussion um die Sicherheit im Straßenverkehr eine klare Position: Vorschriften sind nur dann sinnvoll, wenn ihre Handhabung in der Praxis dem Stand des Wissens entspricht. Eine isolierte Prüfung der zentralen Sehschärfe sagt, vor allem bei Fahrern in höherem Alter, nur wenig über die Fahreignung aus. Gesetzlich vorgeschriebene Sehtests mit schmaler Aussagebreite schaffen nicht mehr Sicherheit. Die gewinnt man nur durch eine Untersuchung beim Augenarzt. Die Augenärzte bieten eine alle Kriterien des Sehens im Straßenverkehr umfassende Untersuchung an.
Es wundert die Augenärzte, dass trotz nachgewiesener Zusammenhänge zwischen Unfallhäufigkeit und Sehminderung weder die Gerichte noch die Haftpflichtversicherungen Konsequenzen gezogen haben und nach Unfällen eine Überprüfung des Sehvermögens in die Untersuchung der Schuldfrage einbeziehen.