…nennt Ihr Arzt – bei Frauen der Gynäkologe – bei Männern der Urologe und in manchen Fällen auch für beide Geschlechter der Hausarzt – dieses Krankheitsbild ‚Harninkontinenz’. Was ist das? Mediziner definieren das als Verlust oder Nichterlernen der Fähigkeit, Urin sicher zu halten und an gewolltem Ort zu selbstbestimmter Zeit auszuscheiden.
Solche Blasenfunktionsstörungen äußern sich entweder als „überfallartiger Harndrang“, „gelegentlicher Harnverlust“ bei schwerer Belastung (z. B. Husten), „häufigen Harnverlust“ schon bei leichter Belastung (Aufstehen oder Gehen) oder dauerhaften Harnverlust. Hier finden sich dann immer entweder ein paar Tropfen in der Unterhose oder die Hose ist nass. „Jede dritte Frau ab 50 Jahre hat mindestens einmal in ihrem Leben ein Problem des Harnverlust“, bemerkte Dr. med. Christian Hampel, Urologe der Universität Mainz auf einem Pressegespräch der UCB-Pharma in Wiesbaden. Weiterhin nehme die Häufigkeit der Harninkontinenz linear mit dem Alter zu. Blasenfunktionsstörungen sind in allen Industrienationen der westlichen Welt die häufigste Alterskrankheit – sogar häufiger als Herz-Kreislauf- oder Gelenkerkrankungen! In Deutschland werden nach Angaben der Deutschen Kontinenzgesellschaft e. V. (GIH) etwa 4-5 Millionen Menschen mit einer behandlungs- und versorgungsbedürftigen Harninkontinenz medizinisch betreut. Experten schätzen aber, dass die Dunkelziffer wahrscheinlich noch einmal so groß ist!
Es gibt viele verschiedene Formen der Harninkontinenz, doch am häufigsten tritt die Belastungsinkontinenz auf, bei Husten, Niesen und Heben. Die Patienten leiden enorm und ihre Lebensqualität wird deutlich eingeschränkt: Zum Beispiel kann der Weg zur Toilette unendlich lang werden oder man muss andere einweihen, dass man viel zu häufig das stille Örtchen aufsuchen muss. Insbesondere Frauen kennen das Problem. Bei Männern kann eine Vergrößerung der Prostata dazu führen, dass der Harn nur noch tröpfelweise - trotz enorm hohen Harndrangs - die Harnblase verlassen kann.
Es gibt heute Medikamente, die das Leiden wirksam lindern können. „Zu diesen gehört auch das Oxybutynin“, berichtete Prof. Dr. Mag. Pharm. rer. nat. Manfred Schubert-Zsilavecz der Universität Frankfurt/Main. Oxybutynin wirkt auf alle Formen der Harninkontinenz und hat eine direkte entspannende Wirkung auf die glatte Muskulatur der Blase. Zudem aber löst es so genannte anticholinerge Nebenwirkungen aus, das heißt Mundtrockenheit oder Verstopfung im Magen-Darm-Trakt können dem Patienten zusätzlich Probleme bereiten. Lange Zeit war dieses Medikament nur als Tablette auf dem Markt und leider so nicht in der Lage, beständige Wirkspiegel beim Menschen zu erreichen. Ein zu starkes Auf und Ab der Wirkung verleidete sogar manchem Patienten die Behandlung so sehr, dass er schließlich ganz ausstieg. Jetzt aber ist Oxybutynin als Pflaster für die Haut europaweit zugelassen und wird in Deutschland ab Mitte April erhältlich sein. Es ist erstattungs- und verschreibungspflichtig. In den USA ist es bereits erfolgreich in Gebrauch.
Mit dem Pflaster kann die Behandlung mit Oxybutynin stark verbessert werden: Der Wirkstoff wird nun gleichmäßig über 4 Tage abgegeben (die starken Schwankungen bleiben aus!), das Medikament wird nicht mehr – wie bei der oralen Form – schon in Leber und Magen-Darm-Trakt zu stark abgebaut. Schließlich, weil die Wirkung viel besser gesteuert werden kann, können auch die Nebenwirkungen gesenkt werden, das heißt z. B. die Mundtrockenheit kommt plötzlich nur noch genauso häufig in den Studien vor wie im Vergleich zum Scheinmedikament.
Das Pflaster kann auf Hüfte, Gesäß oder Bauch geklebt werden und kann bei der Frau gleichzeitig mit dem Hormonpflaster verabreicht werden. „Wir haben jetzt ein kluges Pflaster“, begeisterte sich Schubert-Zsilavecz.
_Prof. Dr. med. Klaus Höfner,_Urologe des Evangelischen Krankenhauses in Oberhausen, verwies darauf, dass das Pflaster auch Juckreiz und Hautrötungen auslösen könne. „Insgesamt scheiden dadurch aber nur 7 % der Betroffenen aus“, sagte er.
Das Medikament - als Pflaster geklebt - erhöhe so nicht nur den Behandlungserfolg, sondern zeige auch geringere Mundtrockenheit und Verstopfung im Magen-Darm-Bereich im Vergleich zur Tablette. Das Pflaster (Handelsname Kentera) erhöhe deutlich das Ausscheidungsvolumen, vermindere die Episoden von Inkontinenz und die Häufigkeit für den Patienten, eine Toilette aufsuchen zu müssen. Das steigere die Lebensqualität enorm und senke den Leidensdruck erheblich, schloss_Höfner._