Inflammaging (entzündliches Altern) steht seit langem im Verdacht, den Alterungsprozess zu beschleunigen und das Risiko für Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Probleme, Diabetes und Alzheimer zu erhöhen. Durch bewusste Lebensstilentscheidungen wie eine entzündungshemmende Ernährung, regelmäßige Bewegung und gezielte Präparate lässt sich dieser Prozess möglicherweise verlangsamen.
Inflammaging setzt sich aus den Wörtern „inflammation“ (Entzündung) und „aging“ (Altern) zusammen und bezeichnet eine Form der niedriggradigen, chronischen Entzündung, die typischerweise mit dem Altern einhergeht. Es handelt sich nicht um eine akute Entzündung, wie sie bei Infektionen oder Verletzungen auftritt, sondern um eine subtile, langfristige Form der Entzündung. Sie verläuft oft unbemerkt, kann aber erhebliche Auswirkungen auf den Alterungsprozess und die Gesundheit haben.
Nach Erkenntnissen des Leibniz-Instituts für Altersforschung in Jena gilt Inflammaging als zentraler Faktor im Alterungsprozess und wird mit der Entstehung altersbedingter Krankheiten in Verbindung gebracht. Die Forscherinnen und Forscher konnten zeigen, dass eine reduzierte Kalorienzufuhr diesen Entzündungsprozess dämpfen kann. Bei Tieren führte eine kalorienreduzierte Diät sogar zu einer Verlängerung der Lebenszeit. Perspektiven für künftige Therapien
Mit ihrer Arbeit liefern die Jenaer Altersforscher Ansatzpunkte für zukünftige medikamentöse Therapien gegen chronische Entzündungen im Alter. Eine viel diskutierte Interventionsmöglichkeit ist auch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitaminen oder Probiotika, um die Zusammensetzung der Mikroorganismen im Verdauungstrakt positiv zu beeinflussen.
Veränderungen des Immunsystems: Mit zunehmendem Alter verliert das Immunsystem an Leistungsfähigkeit und reagiert oft überempfindlich auf geringe Reize. Dies kann die Abwehr gegen akute Infektionen schwächen und gleichzeitig die Entzündungsneigung erhöhen, da Immunzellen selbst Entzündungsbotenstoffe freisetzen.
Zellschäden und molekularer Müll: Im Laufe der Zeit sammeln sich im Körper geschädigte Zellen und molekulare Abfallprodukte an. Diese Stoffe, auch „seneszente“ Zellen genannt, können nicht mehr optimal funktionieren und senden entzündungsfördernde Signale aus, die das umliegende Gewebe belasten.
Einfluss des Lebensstils: Ein ungesunder Lebensstil mit wenig Bewegung, unausgewogener Ernährung und Dauerstress trägt ebenfalls wesentlich zur Entzündung bei. Faktoren wie Rauchen oder hoher Alkoholkonsum verstärken den Prozess und beeinflussen die Entzündungsneigung.
Veränderungen des Mikrobioms: Das Mikrobiom des Darms spielt eine wichtige Rolle für das Immunsystem und Entzündungsprozesse. Mit zunehmendem Alter verändert sich die Zusammensetzung der Darmbakterien, was zu einer erhöhten Entzündungsneigung führen kann.
Entzündungshemmende Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Antioxidantien (z. B. Beeren, grünes Blattgemüse), Omega-3-Fettsäuren (z. B. in Fisch, Nüssen, Leinsamen) und Ballaststoffen (z. B. Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte) ist, kann entzündungshemmend wirken. Vor allem die mediterrane und die pflanzenbetonte Ernährung wurden in Studien mit niedrigeren Entzündungswerten in Verbindung gebracht.
Regelmäßige Bewegung: Bewegung, insbesondere Ausdauertraining und moderates Krafttraining, hat einen doppelten Effekt: Sie stärkt das Immunsystem und wirkt gleichzeitig entzündungshemmend. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass bereits moderate körperliche Aktivität Entzündungsmarker im Blut senken kann.
Schlaf und Stressbewältigung: Chronischer Stress und Schlafmangel fördern Entzündungsprozesse im Körper. Methoden zur Stressbewältigung wie Meditation, Yoga und Atemübungen helfen, das Stressniveau zu senken. Auch eine gute Schlafhygiene und das Einhalten eines regelmäßigen Schlafrhythmus können Entzündungsprozesse regulieren.
Nahrungsergänzungsmittel und Präparate: Bestimmte Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren, Polyphenole (z.B. aus grünem Tee, Curcumin aus Kurkuma) und Probiotika wirken unterstützend. Sie können das Immunsystem stabilisieren und Entzündungsreaktionen im Körper dämpfen.
Medikamentöse Ansätze: Derzeit werden verschiedene Medikamente erforscht, die gezielt gegen altersbedingte Entzündungen wirken könnten. Metformin, ein Medikament zur Behandlung von Diabetes, wird aufgrund seiner entzündungshemmenden Eigenschaften als mögliches Mittel zur Verlangsamung des Alterungsprozesses untersucht. Auch andere entzündungshemmende Wirkstoffe werden auf ihre Wirksamkeit gegen Entzündungen getestet.
Inflammaging stellt eine zentrale Herausforderung für die Altersforschung und die Präventivmedizin dar. Die Forschung zeigt bereits, dass bewusste Lebensstilentscheidungen das Inflammaging positiv beeinflussen und damit die Lebensqualität im Alter verbessern können. Zukünftige Forschung wird neue Erkenntnisse und mögliche Therapieansätze liefern, um den Alterungsprozess zu verlangsamen und altersbedingte Krankheiten besser zu behandeln oder sogar zu verhindern.