Nur 400 Milligramm Omega-3-Fettsäuren, davon 300 Milligramm Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA), pro Tag reichen bei gesunden Menschen aus, um Herz und Kreislauf zu schützen.
Das ist das überraschende Ergebnis einer im Mai veröffentlichten Studie, die Francesco Visioli und andere am Institut für pharmakologische Wissenschaften der Universität Mailand durchgeführt wurde1: Der Verzehr einer mit niedrigen Konzentrationen von EPA und DHA angereicherten Milch führte bei den Studienteilnehmern zum deutlichen Ansteigen von Omega-3-Fettsäuren im Plasma, zu einer signifikanten Senkung der Triglyceride (Neutralfette) und einem bedeutsamen Anstieg des “guten”, auf die Blutgefäße schützend wirkenden HDL-Cholesterins. Als wichtige Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten spielten die Triglyceride und das “schlechte”, die Arterienverkalkung fördernde LDL-Cholesterin schon in anderen Studien eine Rolle. Diese wiesen gleichzeitig auch die Schutzwirkung der Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA nach, wie zuletzt die GISSI-Studie2 und eine Studie aus Dublin3, beide 1999 vorgestellt.
In der italienischen Studie erhielten acht Probanden (vier Männer, vier Frauen) im Alter von 27,1 Jahren + 1,7 Jahre mit normalen Blutfettwerten, die bereits gewohnheitsmäßig teilweise entrahmte Milch tranken und während der Studie keinen Fisch aßen, einen Monat lang täglich einen halben Liter teilweise entrahmter Milch, die 1,7 Gramm Fett pro 100 Milliliter enthielt.
Anschließend wurden sie für die Dauer von sechs Wochen auf täglich einen halben Liter einer neuartigen, mit 300 Milligramm der Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA enthaltenden, teilweise entrahmten Milch mit gleichem Fettgehalt umgestellt. Die hohe Effektivität der “Niedrig-Dosis-Behandlung” mit Omega-3-Fettsäuren war auch für die Wissenschaftler, die die Studie durchführten, vollkommen unerwartet. Sie vermuten, dass dabei die Tatsache eine entscheidende Rolle spielt, dass Milch wegen der feinen Verteilung der fettlöslichen Stoffe auf extrem kleine “Mizellen” eine besonders ergiebige Fettabsorption und Bio-Verfügbarkeit der fettlöslichen Stoffe einschließlich der Omega-3-Fettsäuren ermöglicht. Zudem werde die Milch langsam, über mehrere Portionen über den Tag verteilt, getrunken. Dies könne ebenfalls die Verfügbarkeit der Omega-3-Fettsäuren fördern und die biologischen Wirkungen potenzieren. Bereits in Vorbereitung befindliche Studien mit einer größeren Teilnehmerzahl werden die bisherigen Ergebnisse absichern.
In Deutschland liegt der Verzehr der LC-PUFA Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) bei nur 0,1 Gramm pro Tag, da wenig Fisch gegessen wird. Die international empfohlenen Werte für die EPA-/ DHA-Zufuhr liegen jedoch zwischen 0,2 und 1,2 Gramm pro Tag, das entspricht 1,4 bis 8,4 Gramm EPA/DHA pro Woche. Der optimale Wert zum Beispiel in Schwangerschaft und Stillzeit - 300 bis 400 Milligramm - könnte also bereits mit einem guten halben Liter Milch, angereichert mit 300 Milligramm EPA/DHA pro halbem Liter, gedeckt werden.