Omega-3-Fettsäuren beugen der Entstehung lebensgefährlicher Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. Die ersten Hinweise hierauf stammen aus Beobachtungen an Eskimos, die erstaunlich selten einen Herzinfarkt haben. Mittlerweile haben Mediziner und Ernährungswissenschaftler die Ursache hierfür herausgefunden. Es ist der hohe Gehalt an Omega-3-Fettsäuren in Robben, Walfleisch und Fisch, die die Grundnahrungsmittel der traditionellen Eskimoernährung darstellen.
Ähnlich verhält es sich in Japan, wo ebenfalls viel Fisch verzehrt wird. Auch hier sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Vergleich zu den westlichen Industrieländern relativ selten.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen in Deutschland an der Spitze der Todesursachenstatistik. Hinter diesem Sammelbegriff verbergen sich verschiedene Krankheitsbilder wie Herzinfarkt, plötzlicher Herztod und Angina pectoris. Oft spricht man in diesem Zusammenhang auch von der sogenannten Koronaren Herzkrankheit, abgekürzt als KHK bezeichnet. Die gemeinsame Ursache all dieser häufigen Erkrankungen ist eine Verkalkung der Arterien, die sich über viele Jahre unbemerkt entwickelt. Nach und nach verengen sich dadurch die Blutgefäße, das Blut kann nicht mehr ungehindert fließen. So wird das Herz nicht mehr optimal durchblutet. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer plötzlichen Verstopfung des Gefäßes, von den Medizinern als Thrombose bezeichnet, wodurch die Blut- und Sauerstoffversorgung des Herzens ganz unterbrochen wird. Die Folge ist ein Herzinfarkt.
Das Ausmaß einer Arterienverkalkung und der Zeitpunkt, an dem der Betroffene durch gesundheitliche Beschwerden darauf aufmerksam wird, hängt von zusätzlichen Risikofaktoren ab. Dazu gehören vor allem Bluthochdruck, Übergewicht, zu hohe Blutfettspiegel, die Zuckerkrankheit und das Rauchen. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben nachgewiesen, daß falsche Ernährungsgewohnheiten eine der Hauptursachen für diese Risikofaktoren sind. Das bedeutet, daß durch eine entsprechende Umstellung der Ernährung die Entstehung einer Arterienverkalkung hinausgezögert oder sogar ganz verhindert werden kann.
Im Zusammenhang mit der Ernährung spielen neben den Vitaminen vor allem die Menge und Art der verzehrten Fette eine entscheidende Rolle für die Entwicklung und das Fortschreiten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die richtige Balance zwischen gesättigten Fettsäuren tierischen Ursprungs und ungesättigten Fettsäuren aus Pflanzen und Fischen gewinnt dabei zunehmend an Bedeutung. Von besonderem Interesse sind die sogenannten Omega-3-Fettsäuren. Zum besseren Verständnis der speziellen Fähigkeiten dieser Fettsäuren bei der Vorbeugung der Arterienverkalkung gibt das nächste Kapitel einen allgemeinen Überblick über die verschiedenen Fette und ihr Vorkommen.
Fettsäuren sind natürliche Bestandteile von Fetten und Ölen, die mit der täglichen Nahrung aufgenommen werden. Sie lassen sich aufgrund ihrer Zusammensetzung in drei Gruppen unterteilen. Man unterscheidet allgemein “gesättigte”, “einfach ungesättigte” und “mehrfach ungesättigte” Fette. Gesättigte Fette findet man hauptsächlich in tierischen Lebensmitteln, also in (fettem) Fleisch, Schweineschmalz, Wurst, Butter und Käse, aber auch in Palmkern- und Kokosfett, welches gerne zum Braten verwendet wird. Je “ungesättigter” eine Fettsäure, desto flüssiger ist das Fett. Einfach ungesättigte Fettsäuren kommen vor allem in Olivenöl vor. Innerhalb der mehrfach ungesättigten Fettsäuren gibt es nochmals zwei verschiedene Gruppen, die sogenannten Omega-3- und die Omega-6-Fettsäuren (abgekürzt auch als -3- bzw. -6-Fettsäuren bezeichnet).
Omega-6-Fettsäuren sind in vielen pflanzlichen Ölen zu finden und werden daher bei unseren derzeitigen Ernährungsgewohnheiten in ausreichenden Mengen verzehrt. Die Linolsäure, der wichtigste Vertreter dieser Familie, kommt beispielsweise reichlich in Saflor-, Sonnenblumen-, Soja-, Mais- und Weizenkeimöl, aber auch in Margarine vor. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren vom Typ Omega-3, denen aufgrund ihrer speziellen gesundheitlichen Wirkungen diese Broschüre gewidmet ist, sind dagegen vor allem in bestimmten fetten Fischarten enthalten.
Unabhängig von der Art der Fette können alle zur Energiegewinnung, als Energiereserve oder auch als Wärmeschutz genutzt werden. Zusätzlich gibt es aber auch noch weitere spezielle Aufgaben im menschlichen Körper, die nur von den mehrfach ungesättigten Fettsäuren erfüllt werden können. Da unser Körper diese im Gegensatz zu den gesättigten nicht selber herstellen kann, ist eine ausreichende Zufuhr mit der täglichen Nahrung lebensnotwendig. Man spricht daher bei den mehrfach ungesättigten Fettsäuren - ähnlich wie bei den Vitaminen - auch von “essentiellen” Fettsäuren.
Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren sind wesentliche Bestandteile aller Körperzellen und bewirken unter anderem, daß die Zellen elastisch sind. Das ist sowohl für eine geschmeidige Haut notwendig als auch für die verschiedensten Zelltypen im Körperinneren. Erst bei einem ausreichenden Anteil ungesättigter Fettsäuren können diese Zellen optimal funktionieren. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren sind außerdem das Ausgangsmaterial für die sogenannten Eicosanoide. Das sind Stoffe, die wie Hormone verschiedene lebensnotwendige Vorgänge im Körper regulieren. Dazu gehören der Blutdruck, die Blutgerinnung und die Blutfettspiegel. Eicosanoide aus Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren haben oft entgegengesetzte Wirkungen. Die Balance zwischen diesen Botenstoffen ist daher für die Erhaltung der Gesundheit sehr wichtig. Das kann nur über ein ausgewogenes Verhältnis der beiden Fettsäuren-Familien in der Nahrung erfolgen. Aus Omega-3-Fettsäuren werden vorwiegend solche Botenstoffe gebildet, die vor einer Arterienverkalkung schützen können. Daher sollte verstärkt auf einen ausreichenden Verzehr von Omega-3-Fettsäuren aus fetten Seefischen geachtet werden, insbesondere dann, wenn viele Omega-6-Fettsäuren aus pflanzlichen Fetten und Ölen verzehrt werden.