Nur Platz 50 gibt es für Deutschland in einer von ProVeg unterstützenden Studie, die erstmals 95 staatliche Ernährungsrichtlinien weltweit einer Prüfung unterzog. Innerhalb der 27 EU-Mitgliedsstaaten belegen wir auch nur Platz 14! „Staatliche Ernährungsrichtlinien beeinflussen maßgeblich, was wir essen, was wir über gesunde Ernährung wissen und welche Art von Ernährung wir unseren Kindern für den Rest ihres Lebens beibringen,” erklären die Autoren. Ausgewogen sind die Richtlinien für die Ersteller der Studie dann, wenn sie „das breite Spektrum der pflanzlichen Ernährungsformen abdecken und pflanzliche Alternativen zu Milch, Milchprodukten und Fleisch benennen“.
Bei den weltweiten Ernährungsrichtlinien beziehen 40 Prozent der in der Studie eingeschlossenen Länder zu vegetarisch-veganen Ernährungsweisen Position und 45 Prozent benennen pflanzliche Alternativen zu Fleisch und Milch. Auch konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass der Index positiv mit den Umweltschutzbemühungen der Länder korreliert und negativ mit der wirtschaftlichen Bedeutung der Fleischindustrie im jeweiligen Land.
Das Studien-Ranking zeigt die Niederlanden, Australien und die Schweiz on Top, da sich beispielsweise die niederländische Ernährungsrichtlinie zu nachhaltigen, gesunden Lebensmitteln bekennen und der Bevölkerung konkrete Informationen bereitgestellt werden, die auch das breite Spektrum pflanzlicher Ernährungsformen abdecken.
Wir hingegen krebsen abgeschlagen zwischen Bolivien und Bulgarien herum. Einer der Gründe dürfte wohl die Tatsache sein, dass die Ernährungsrichtlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sowohl Fleisch als auch Milch als jene eigenständige Lebensmittelgruppen listen, die unseren Bedarf an Proteinen, Eisen oder Kalzium abdecken sollen. Adäquaten Alternativen, wie Hülsenfrüchte oder kalziumreiches Mineralwasser, mit denen die Bevölkerung die Nährstoffe auch pflanzlich decken kann, sucht man hingegen in den Empfehlungen der DGE ebenso vergebens wie Information über pflanzliche Milch- und Fleischalternativen.
Während immer mehr Länder (darunter Norwegen und Finnland) auf die Vorteile vegetarischer und veganer Ernährungsweisen für die Gesundheit und das Klima hinweisen, betont die deutsche Richtlinie dagegen die Risiken und rät insbesondere von einer veganen Ernährung ab. Sichtlich hat man bei der DGE immer noch nicht wahrgenommen, das “Fleisch- und Milchkonsum in Deutschland offiziellen Zahlen zufolge kontinuierlich sinkt”. Faktum ist aber leider auch, dass die meisten Länder ihren Bürgern bislang keine Informationen über eine gut geplante vegan-vegetarische Ernährung anbieten. 47 von 100 Ländern haben der Studie zufolge eine reine Lebensmittelgruppe mit tierischem Fleisch, die auch Eier enthalten kann. Dies suggeriert, dass Fleisch ein wesentlicher und unersetzlicher Bestandteil einer gesunden Ernährung wäre.
Mit den deutschen Ernährungsrichtlinien sieht es, wenn man der Studie folgt, offenbar nicht zum Besten und somit gibt es noch sehr viel Raum für Verbesserungen in den kommenden Jahren.
Quelle: PM ProVeg 12-2022