Aktuelle Daten einer Post-hoc-Analyse von ODYSSEY OUTCOMES zeigten, dass sich auch eine befristete LDL-C-Senkung in sehr niedrige Bereiche in einen klinischen Benefit übersetzt und über mehrere Jahre hinweg erhalten bleibt. Vor diesem Hintergrund erscheint es sinnvoll, bei hohem kardiovaskulären Risiko bereits früh im LDL-C-senkenden Therapiealgorithmus eine PCSK9-hemmende Strategie in die Kombinationstherapie zu integrieren. Der PCSK9-Inhibitor Alirocumab (PRALUENT®) bewirkt eine starke LDL-C-Senkung bei zusätzlicher Gabe zu einer optimierten Lipidtherapie. Leider erreichen noch immer nur wenige kardiovaskuläre Hochrisikopatientinnen und -patienten die von den europäischen Fachgesellschaften ESC und EAS (European Society of Cardiology, European Atherosclerosis Society) empfohlenen LDL-C-Zielbereiche.
Wie tief das LDL-C gesenkt werden sollte, hängt vom kardiovaskulären Gesamtrisiko ab, denn es gibt kein One-size-fits-all. Allerdings stoßen die üblichen oralen LDL-C-senkenden Medikamente bei hohen Ausgangswerten und bei Menschen mit sehr hohem kardiovaskulärem Risiko an ihre Grenzen. Ein sehr hohes Risiko besteht z.B. nach einem Myokardinfarkt. In dieser Situation werden LDL-C-Werte < 55 mg/dl (<1,4 mmol/l) plus eine Reduktion vom Ausgangswert um mindestens 50 Prozent empfohlen. Bei Menschen, die z.B. innerhalb von zwei Jahren einen erneuten Myokardinfarkt erlitten haben, soll das LDL-C sogar in Bereiche < 40 mg/dl (< 1,0 mmol/l) gesenkt werden.
Diese niedrigen LDL-C-Zielwerte werden jedoch nur von einem geringen Anteil der Hochrisikogruppe erreicht. Das zeigt auch die in 14 europäischen Ländern durchgeführten Beobachtungsstudie SANTORINI, die bei 9.602 Erwachsenen mit sehr hohem und hohem kardiovaskulären Risiko untersuchte, inwieweit die 2019 eingeführten Leitlinien umgesetzt wurden und das Lipidmanagement bei kardiovaskulären Hochrisikopatientinnen und -patienten verbessert haben. Die Ergebnisse sind ernüchternd: In Deutschland wurden die in den Leitlinien empfohlenen LDL-C-Zielwerte nur in 20,1 Prozent der Fälle erreicht. Einer der Gründe dafür könnte sein, dass zu selten Kombinationstherapien eingesetzt werden.