Er fand, wie schon letztes Jahr, rein virtuell statt, brachte aber trotz oder gerade wegen der Corona-Pandemie eine Fülle von interessanten Neuheiten. Wir haben diese für unsere Leser kurz und knapp zusammengefasst
Mehr Brot und Süßigkeiten im Lockdown! Beide gehören zweifelsohne zu den Gewinnern des Corona-Jahres 2020. Während des Lockdowns nahm die Bewegung unter jüngeren Menschen in Deutschland ab, gegessen wurde hingegen mehr, vor allem Brot und Süßigkeiten. Dies ist das Resultat einer Online-Umfrage unter Studenten sowie die per Smartwatch und Smartphone gesammelten Schrittzählerdaten von 1.940 an der Umfrage Teilnehmenden. Sport beschränkte sich zumeist auf Laufen, Radfahren und Muskeltraining sowie Yoga. Vor dem Lockdown gingen die Teilnehmenden pro Tag durchschnittlich 6.777 Schritte durchschnittlich, während dem Lockdown hingegen im Schnitt nur noch 4.829. 31,2 Prozent der Studienteilnehmerinnen und - teilnehmer gaben an, mehr zu essen und 16,8 Prozent, weniger als vor dem Lockdown. Die größere Nahrungsmenge war vornehmlich durch den Konsum von Brot und Süßigkeiten getrieben.
Frauen in Gesundheitsstudien oftmals unterrepräsentiert und diese Geschlechtsunterschiede zeigen sich vor allem bei der Behandlung akuter Herzinfarkte, die nach wie vor sowohl bei Frauen als auch bei Männern zu den häufigsten Todesursachen in Industrienationen gehören. Oftmals sind weniger als ein Drittel der Erkrankten in großen medizinischen Studien weiblich. Die geschlechtsabhängigen Besonderheiten einer Krankheit von der Häufigkeit über die Ausprägung und Symptome bis hin zur unterschiedlichen Inanspruchnahme medizinischer Leistungen treten dadurch regelmäßig in den Hintergrund. Über 760.000 Fälle von Herzinfarkten wurden ausgewertet, 70 % bei den Auswertungen waren Männer, die zudem jünger waren als die betroffenen Frauen, bei denen es wesentlich seltener zu interventionellen Eingriffen kam. Allerdings waren unter den männlichen Patienten mehr Raucher und Patienten mit erhöhten Cholesterinwerten vertreten. Frauen mit STEMI hingegen starben deutlich häufiger noch im Krankenhaus (15 %).
Schützt Fisch KHK-Patienten? Die Frage kann mit einem klaren Ja beantwortet werden - zumindest wenn man einer veröffentlichten Analyse mehrerer Studien der indischen Diabetesforscherin Dr. Deepa Mohan Glauben schenkt. So konnte sie nachweisen, dass bei ein Fischverzehr von mindestens 175 Gramm pro Woche dazu beitragen kann, das Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, allgemeine Sterblichkeit und plötzlichen Herztod zu senken. Allerdings, und das muss nochmals betont werden, betrifft dies bereits erkrankte Patienten. Hingegen konnte bei Gesunden auch ein hoher Fischverzehr keine Wirkung aufweisen.
Schweren COVID-19-Fälle und möglichen Spätfolgen galt eine ebenfalls auf dem DGK präsentierte Anlayse. Sie zeigt auch, dass der Verlauf einer COVID-19-Erkrankung stark von den Begleiterkrankungen der Patientinnen und Patienten abhängt. Insbesondere Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und Faktoren wie Diabetes und Adipositas spielen eine wichtige Rolle. Vor allem durch die lange Beatmungs- und Liegedauer grenzen sich die COVID-Fälle von anderen schweren Atemwegserkrankungen ab. Überlebende Patienten bleiben im Mittel 21 Tage lang auf den Intensivstationen, Patienten mit schwerem Atemnotsyndrom sogar 26 Tage. Die Sterberate dieser Patienten ist hoch: 72 % der invasiv beatmeten Patienten über 80 Jahren versterben im Laufe der Behandlung, in der Altersgruppe der 18- bis 59-jährigen sind es 27,7 %, wie eine Studie mit mehr als 10.000 Patienten zeigte. Männer müssen doppelt so häufig invasiv beatmet werden wie Frauen.
Jahreszeiten abhängig: Der kardiogene Schock zählt zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland, und er hängt, sowohl beim Auftreten als auch bei der Sterberate, von saisonalen Trends ab. Wenn der Herzmuskel so stark geschädigt ist, dass er nicht mehr ausreichend Blut in den Körper pumpen kann, um die Organe mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen und sie daher nicht mehr richtig arbeiten können, sprechen Ärzte von einem kardiogenen Schock. Die häufigste Ursache ist ein Herzinfarkt. Obwohl inzwischen deutlich bessere Behandlungsmöglichkeiten existieren als noch vor wenigen Jahren, versterben immer noch etwa ein Drittel der Patienten, die einen kardiogenen Schock erlitten, noch im Krankenhaus. Eine nun erschienene Analyse mit Daten von mehr als 400.000 Patientinnen und Patienten mit kardiogenem Schock aus den Jahren 2005 bis 2017 in Deutschland, zeigt, dass sowohl die Häufigkeit des Auftretens (Inzidenz) als auch die Sterblichkeit im Krankenhaus war je nach Jahreszeit sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Die niedrigste Inzidenz und Krankenhaussterblichkeit wurde im Sommer verzeichnet, wobei die höchste Inzidenz und Krankenhaussterblichkeit im Winter beobachtet wurde.
TAVI boomt und mit rund 4000 % Zunahmen darf dies mit Fug und Recht behauptet werden. TAVI steht für Transkatheter-Aortenklappen-Implantationen, gilt heute als Goldstandard und wird bei immer mehr jüngeren Patienten angewendet, auch wenn der Altersdurchschnitt der Patienten noch bei rund 73 Jahren liegt. Die Erfolge der minimal-invasiven Implantation wird in zahlreichen Studien belegt und wird vor allem von jüngeren Patienten auch explizit nachgefragt, bringt aber, so Professor Dr. Karl-Heinz Kuck in der Altersklasse unter 75 noch einige Probleme mit sich. Zu ihnen zählen u.a. die Haltbarkeit der Klappe, der Koronarzugang um spätere KHK nicht zu behindern, paravelvuläre Lecks und die Anzahl der benötigten Schrittmacher.
Herzinsuffizienz und Typ-2-Diabetes: Kardiologische Erkrankungen und Diabates gehen oft Hand in Hand und daher ist es sinnvoll, wenn bei Feststellung eines Diabetes der Kardiiologe auch den Diabetologen hinzuzieht. So sollte etwa ein SGLT2-Hemmer (z.B. Empagliflozin) nicht nur wegen eines Typ-2-Diabetes, sondern auch wegen einer Herzinsuffizienz bei betreffenden Patienten eingesetzt werden.
In der COMPASS-Studie wurden Patienten mit Atherosklerose untersucht und die auf dem DGK vorgestellte Analayse zur Studie zeigte Anzahl und Art von Krebserkrankungen bei jenen Patienten die eine Blutung unter der antithrombotischen Therapie hatten. Die Ergebnisse bieten Anlass, “…dass Patienten mit Blutungen im GI-Trakt oder einer Hämaturie umgehend weiter fachspezifisch untersucht werden sollten, auch wenn die Blutung nur leicht ist…”. Ob die Blutung … einer neuen gerinnungshemmenden Therapie dazu führt, eine Tumorerkrankung früher zu erkennen wird und den Verlauf der Tumorerkrankung günstig zu beeinflussen, muss weiter untersucht werden.
Kardiodiabetes & ASCVD Menschen mit Typ 2 Diabetes und atherosklerotisch bedingten kardiovaskulären Erkrankungen (ASCVD) haben ein hohes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse mit einer ungünstigen Prognose. Daher ist ein frühes Risikomanagement der multifaktoriell bedingten Erkrankung Typ 2 Diabetes von großer Bedeutung. Wann blutzuckersenkende Medikamente mit nachgewiesenem kardiovaskulärem Nutzen, wie z. B. der GLP-1 Rezeptoragonist (Semaglutid s.c., 1x pro Woche), als leitliniengerechte Therapieoption empfohlen werden und wie effektiv diese Substanzen kardiovaskuläre Ereignisse wie Schlaganfall und Myokardinfarkt reduzieren können, diskutieren Experten im Rahmen des Deutschen Kongresses für Kardiologie (DGK).