Er, der sportliche anthrazitfarbene Herr aus Schweden, er spricht mit mir. Nicht nur einmal, sondern immer wieder. Gebannt lausche ich der Stimme aus dem off des Displays, welche mir gerade verkündet, ich möge jetzt doch bitte eine Pause einlegen. Klar, wer das nordische Sicherheitspaket namens Volvo V60 DRIVe Summum auf den ersten Kilometern fährt und – ich weiß man soll das nicht tun – ein paar der zahllosen Mittelkonsol-Tasten während der Fahrt ausprobiert, der wird von ihm als übermüdet eingestuft, weil der Spurassistent „Adlerauge sei Wachsam“, sofort erkennt, dass man pendelt. Es aktiviert sich das Überwachungssystem und man wird gewarnt…. Genauso wie er mich vor Fußgängern warnen wird, welche die Straße betreten. Doch der Reihe nach.
Seit je her verkörperte der sportliche Schwede skandinavische Sachlichkeit gepaart mit einem Schuss gediegener Eleganz. Galt er doch jahrzehntelang als „das Familienauto“ und so mancher erinnert sich noch heute an die Werbung, die den Volvo gerade jenen jungen Paaren anpries, die Nachwuchs erwarteten. Ganz lösen konnte er sie wohl nie von dieser, zwar hausbackenen, aber werbekräftigen Aussage – Volvo steht auch noch heute für sichere Familienkutschen. Doch hat sich in all den Jahren dazwischen eine Menge getan und leider glänzte das Schweden Gold in der Vergangenheit nicht mehr ganz so strahlend.
Der V60 DRIVe Summum präsentiert sich als sportlicher Diesel-Kombi in coupéartiger Keilform mit einer geradezu großartigen Serienausstattung, aber nur mäßig Gepäckraumvolumen. Damit kann er zwar die Tatsache, dass es auf seinen hinteren Sitzen dank der Dachkrümmung schon arg eng zugeht, nicht wett machen, aber er punktet damit vor allem gegenüber der deutschen Konkurrenz, bei welcher all die beim Volvo V60 serienmäßig enthaltenen Zugaben teuer bezahlt werden müssen. Und mehr Platz auf den billigen Plätzen bieten sie auch nicht wirklich.
Allerdings, und dies ist ein Manko, die Sicht nach hinten ist durch die schmalen Fenster eingeschränkt, da täuscht auch die Tatsache, dass man die hinteren Kopfstützen kinderleicht per Knopfdruck umklappen kann, nicht darüber hinweg. Vor allem kleine Frauen haben in diese Richtung wenig Sicht - man kann zwar durch die Heckkamera ausgleichen, doch Achtung: Wer rückwärts nur noch mit dem Blick aufs Display fährt, kann auch leicht was übersehen.
Als sehr angenehm empfanden wir die hervorragende Kurvenlicht-Ausleuchtung mit den Xenon-Scheinwerfern, sowie die mit Radarsensoren ausgestatteten Außenspiegel, die auch noch schlecht sichtbare Rand-Objekte erfassen und bei Objekten im toten Winkel eine optische Warnung geben. Der Innenspiegel blendet ebenfalls automatisch ab. Überhaupt gilt es die vorbildliche Beleuchtung zu loben – vor allem Fahrer, die in der etwas gehobeneren Altersklasse spielen, wissen dies zu schätzen.
Hilfreich, wenn auch mitunter akustisch nervend, fanden wir den Spurhalteassistent, dessen Infrarotsensoren die Fahrbahn-Markierungen erfassen und den Fahrer warnen, wenn die Spur wechselt und so auch vor dem gefürchteten Sekundenschlaf warnt.
Ganz besonders hervor zu heben ist die wohl ziemlich einzigartige Fußgängererkennung mit automatischer Vollbremsung und einem bestmöglichen Fahrer- und Insassenschutz. „Diese bahnbrechende Neuentwicklung arbeitet mittels einer Kamera und eines Radarsystems. Das System erkennt Fußgänger, die vor dem Fahrzeug die Fahrbahn betreten, warnt den Fahrer und leitet automatisch eine Vollbremsung ein, falls er nicht rechtzeitig reagiert. Bis zu einer Geschwindigkeit von 35 km/h kann das System so Kollisionen mit Fußgängern verhindern. Bei höherem Tempo wird die Geschwindigkeit so weit wie möglich reduziert, um die Unfallfolgen zu mindern. Das optional erhältliche System beinhaltet zugleich das aktive Geschwindigkeits- und Abstandsregelsystem mit Stau-Assistent und Distanzwarner“. Soweit die Erklärung zum knapp € 2.000 teuren Fahrerassistenzsystem von Volvo, die man kürzer und besser nicht formulieren kann.
Ein klitzekleiner Kritikpunkt sind die vielen, nicht ganz übersichtlich angeordneten Mini-Schalter in der Mittelkonsole, die schon ob ihrer Größe leicht verwechselbar waren.
Dank seiner Start-Stop-Automatic verbrauchte unser 115 PS (84 kw) starker Testwagen mit dem hübschen Zusatznamen DRIVe Summum nur knapp 5 l Diesel auf 100 km, lag damit zwar etwas höher als die Firmenangabe von nur „4,5l“, aber immer noch im höchsterfreulichen Niedrigverbrauch, schon angesichts der ständig steigenden Kraftstoffpreise.
Volvo V60 DRIVe Summum – Technische Daten - Fünfsitziger Mittelklasse-Kombi - Länge: 4,63 m, Breite: 1,67 m, Höhe: 1,48 m - Radstand: 2,78 m - 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbo-Dieselmotor - Sechsstufen-Schaltgetriebe - 84 kW/115 PS - Verbrauch 5.2 l/100 km - Preis ab € 35.100.–