Ob es in diesem Frühjahr noch was wird mit einem Besuch im (immerhin verspäteten Frühling) nach Tschechien, das wird so mancher bezweifeln. Aber auch im Sommer oder Herbst hat unser Nachbar rund 2000 Burgen und Schlösser, auf die man stolz ist und die man gerne herzeigen möchte. Oft sind die herrschaftlichen Gärten, die den Prachtbauten angehören, nicht weniger spektakulär als die prunkvollen Gebäude selbst. So ist manch eine Stadt auf der UNESCO Weltkulturerbeliste zu finden, weil auch ein beeindruckender Schlosspark viel zu bieten hat.
Natur pur in der Hauptstadt findet man im Palastgärten unter der Prager Burg mit seinen fünf miteinander verbundenen Terrassengärten Ledebur-, Kleiner und Großer Pálffy-, Kolowrat- und Kleiner Fürstenberg-Garten. Die kaskadenartige Komposition am südlichen Hang der Hradschiner Anhöhe mit den angrenzenden Palais und Pavillons entspricht feinster Landschaftsarchitektur aus dem späten 17. Jahrhundert mit verspielten Springbrunnen, Lusthäuschen, Glorietten und Balustraden-Terrassen, auch ein Irrgarten sorgt für Überraschungen.
Der Schlosspark von Veltrusy vereint wilden Auenwald, jahrhunderte alte Baumriesen, goldfarbene Kornfelder und den trägen Strom der Moldau (Vltava). Nahe Prag in Mittelböhmen gelegen, gehört dem gleichnamigen Barockschloss aus dem 18. Jahrhundert der natürliche Landschaftspark vom Typ einer „Ornamental Farm“ an. Dahinter steht die Idee, vorhandene landwirtschaftliche Bereiche als Teil des gesamten Gartens zu behandeln.
Irrungen und Wirrungen um Schloss Loučeň, 30 Kilometer nordöstlich von Prag im mittelböhmischen Ort Loučeň erwartet die Besucher plus das romantische Barockschloss des Adelsgeschlechts derer von Thurn und Taxis. Verschiedene Unterkünfte wie das Schlosshotel Maxmilián ermöglichen den Besuchern über mehrere Tage in vergangene Zeiten einzutauchen. Highlight im weitläufigen Park um den herrschaftlichen Bau sind insgesamt zwölf unterhaltsame Labyrinthe, in denen jeweils nur ein Weg zum Ziel führt. Konzipiert vom derzeit bekanntesten Labyrinthgestalter, dem Engländer Adrian Fisher, ist die Gestaltung so einzigartig, dass der Betreiber dieser Irrgärten sogar ein neues Wort dafür erfand: Labyrintharium.
Zum UNESCO Weltkulturerbe Český Krumlov (Böhmisch Krumau) in Südböhmen gehört auch das gleichnamige Schloss mit seinem im 17. Jahrhundert angelegten Barockgarten. Auf dem knapp 11.000 Hektar großen Areal verteilen sich neben den Formationen höchster Gartenarchitektur vielerlei Sehenswürdigkeiten, wie die Schlossreithalle aus dem 18. Jahrhundert im Stil des Wiener Rokokos, ein Freilichttheater mit der weltweit höchsten Theaterdecke und einer drehbaren Zuschauertribüne genau wie das Lustschloss Bellarie – ein langgestrecktes, achteckiges Bauwerk mit offener Galerie.
Ein riesiger Landschaftspark verbindet zwei der bedeutendsten Schlösser Tschechiens: Lednice und Valtice in Mähren. Während des 600-jährigen Besitzes durch das Adelsgeschlecht der Liechtensteiner entstanden um die eindrucksvollen Gebäude ein pompöser französischer und ein wunderschöner englischer Garten. Gespickt mit malerischen Seen, Seerosenteichen und Ornamentbeeten beherbergt der Park einen beeindruckenden Baumbestand von über 700 verschiedenen Arten. Zahlreiche romantische Gebäude wie das 60 Meter hohe Minarett als Aussichtsplattform oder das Jagdschlösschen sorgen zudem für ein besonderes Ambiente. Beeindruckend ist auch das historische Palmenhaus bei Schloss Lednice, eine mächtige Gusseisenkonstruktion von 90 Metern Länge. In Zahlen so groß wie fast 40.000 Fußballfelder und mit seiner unvergleichlich kulturellen Vielfalt, verwundert der Zweitname des Areals kaum: „Garten Europas“.
Die Gärten von Kroměříž liegen in Mähren und gehören zum erzbischöflichen Schloss Kroměříž aus dem 16. Jahrhundert. Licht, Pflanzen, Kunst und Architektur sind hier perfekt aufeinander abgestimmt. Der kleinere barocke Blumengarten (Květná zahrada) wurde Mitte des 17. Jahrhunderts angelegt und ist in seiner absoluten Symmetrie ein Spiegelbild höchster Gartenbaukunst. Die Mitte des Parks ziert eine Rotunde mit reichem Stuck- und Freskenschmuck. Eine elegante Kolonnade ist mit 44 Statuen antiker Götter gesäumt. Der größere Schlossgarten (Podzámecká zahrada) beeindruckt neben seinem gepflegten Auftritt mit wertvollen Baumarten. Beide Anlagen gehören zu den schönsten Europas und zählen zusammen mit dem Barockschloss ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Weitere Informationen unter www.visitczechrepublic.com
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