Vor allem die katholische Kirche hat es im Moment ja nicht gerade leicht. Wer trotz oder gerade deswegen mal kurz heilig werden möchte, dem seien ein paar besonders sehenswerte Kirchen empfohlen. Die allermeisten liegen in großen Städten, aber nicht nur. Und das Beste: Man muss nicht katholische sein, um sie besuchen zu dürfen und sich an ihren mächtige Türmen, malerischen Fresken und eindrucksvoll bemalten Fenstern satt zu sehen. Zwischen puristischer Romanik und karger Moderne liegt die Pracht der Gotik, des Barocks und Rokokos. Wir sind dem Kurzreisenportal kurz-mal-weg.de auf einer Sightseeing-Tour durch die Kirchen gefolgt.
Dort wo sich Fuchs und Hase buchstäblich gute Nacht sagen, liegt, sorgfältig versteckt in der Nähe der kleinen Ortschaft Steingaden, das wohl schönste Rokoko-Juwel Deutschlands. Die Wieskirche. Von aussen relativ schlicht wirkend, entfaltet das UNESCO-Weltkulturerbe im Inneren seine volle Rokoko-Pracht. Mit verspielten Details, vergoldeten Verzierungen und einem farbenfrohen Deckenfresko gilt sie als eines der bedeutendsten Zeugnisse aus der deutschen Rokoko-Zeit. Die Wallfahrtskirche Zum gegeißelten Heiland auf der Wies, wurde, basierend auf der Legende einer Bäuerin, die im Jahr 1738 echte Tränen aus den Augen einer Jesus-Statue fließen sah, errichtet.
Von 1248 bis 1880 dauerte der Bau der katholischen Kathedrale im gotischen Stil. Bei seiner Vollendung galt der Dom zu Köln mit 157 Metern Höhe als das höchste Gebäude der Welt, heute ist er nach dem Ulmer Münster immerhin die zweithöchste Kirche in Deutschland und das dritthöchste Gotteshaus überhaupt. Sehenswert im inneren sind etwa der Dreikönigsschrein sowie das Richter-Fenster, ein buntes Fassadenfenster, das vom Kölner Künstler Gerhard Richter gestaltet wurde.
Über 1200 Jahre steht er schon, der Aachener Dom und sein Auftraggeber Ende des achten Jahrhunderts war niemand anderer als Karl der Gr0ße, der hier auch seine letzte Ruhestätte fand. Über sein Grab, aber auch über die Krönungsstätte für 30 römisch-deutsche Könige bis hin zur späteren Wallfahrtskirche erfahren Besucher alles über seine geschichtsträchtige Entstehung. Sowohl der Einblick in die prachtvoll geschmückte Kathedrale mit dem Thron von Karl dem Großen, als auch der Blick auf das äußere des Bauwerks ist mehr als sehenswert.
Mitten in der Hauptstadt auf der Museumsinsel thront der Berliner Dom mit seiner ikonischen grünen Kuppel. Direkt am Lustgarten gelegen erinnert das monumentale Gebäude an einen barocken Palast und ist die größte evangelische Kirche Deutschlands. Das Bauwer, Grablege zahlreicher Hohenzollern-Fürsten besteht unter anderem aus der großzügigen Predigtkirche und der kleineren Tauf- und Traukirche. Alle Informationen zur Entstehung und den Besonderheiten des Berliner Doms gibt es kostenlose auf einer digitalen Audio-Tour.
Jahrzehntelang stand sie als Ruine mitten in Dresden, als Mahnmal für den Wahnsinn einen sinnlosen Krieges. Nur wenige wußten um ihren Glanz vor der Bombennacht im Februar 1945. Doch dann geschah das unglaubliche: Mit dem Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden erlebte man eines der beeindruckendsten Beispiel für einen erfolgreichen Wiederaufbau nach dem Krieg: Der Sakralbau am Dresdner Neumarkt wurde 1743 zum ersten Mal und 2005 zum zweiten Mal fertiggestellt und gilt mit ihrem alten Glanz als „Symbol der Versöhnung“. Mit Sandstein aus dem nahegelegenen Elbsandsteingebirge errichtet, gilt vor allem die als „steinerne Glocke“ bezeichnete Kirchkuppel als ihr Wahrzeichen.
Und mindestesn so geschichtsträchtig ist der Kaiserdom in Bamberg, der in seiner heutigen Form in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut wurde, nachdem der alte Heinrichsdom abbrannte. Stilistisch vereint er die Epochen der Romanik und Gotik. Die vier Türme des Doms sind das Wahrzeichen der Bamberger Altstadt, die natürlich auch zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Auf Wunsch von Kaiser Heinrich II. ist der Bamberger Dom genauso nach Westen ausgerichtet wie der Petersdom im Vatikan, die meisten anderen mittelalterlichen Kirchen sind nach Osten, zum Orient ausgerichtet. Die ursprüngliche Idee war, aus Bamberg ein „zweites Rom“ zu machen. Über den berühmten Bamberger Reiter gibt es unzählige Deutungen, errichtet wurde er wohl zur Weihe des Dom-Neubaus 1237.
In Magdeburg und direkt an der Elbe thront der Dom zu Magdeburg St. Mauritius und Katharina. Dunkel anmutend, mit zwei imposanten Kirchtürmen wurde er ab dem Jahr 1207 gebaut und ist der erste gotische Kathedralbau auf deutschem Boden. Als Grabstätte von Otto dem Großen, dem Gründer des Römischen Reiches, bietet das Bauwerk eine beeindruckende Geschichte.
Seit 1985 gehört der über 1000 Jahre alte Hildesheimer Dom St. Mariä Himmelfahrt gemeinsam mit dem Hildesheimer Domschatz, eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen sakraler Kunst, zum UNESCO-Welterbe. Als Wahrzeichen des Doms und der Stadt Hildesheim gilt der sagenumwobene tausendjährige Rosenstock: Wie durch ein Wunder überlebte der Rosenstock nicht nur 1000 Jahre, nach dem im zweiten Weltkrieg der Dom in Trümmern lag und den Rosenstock unter sich begrub, brauchte dieser nur acht Wochen bis aus den Wurzeln 25 neue Triebe wuchsen.
Ein bedeutendes Zeugnis norddeutscher Backsteinromanik ist der 1160 erbaute Ratzeburger Dom in der „Inselstadt“ Ratzeburg. Noch heute thront er auf dem höchsten Punkt der Ratzeburger Altstadtinsel über dem Domsee. Gestiftet vom Herzog Heinrich dem Löwen gehört er zu den Löwendomen, die auch in Lübeck, Schwerin und Braunschweig zu finden sind.
Mit den bekannten Domen in Speyer und Mainz gehört der Wormser Dom zu den drei rheinischen Kaiserdomen. In seiner heutigen Form bis 1181 erbaut, ist er etwas jünger und kleiner als seine Gegenstücke in Speyer und Mainz, doch steht er ihnen in Sachen Schönheit in nichts nach. Mitten in Worms gelegen trägt das Bauwerk zur Geschichtsträchtigkeit der Nibelungen-Stadt bei, die als eine der ältesten Städte Deutschlands gilt.
Es lohnt sich also durchaus eine Kirche mal zu betreten, auch wenn man nicht gläubig ist. Die architektonischen Wunder sind es immer wert. Und natürlich ist das nur eine “kleine” Auswahl all der herrlichen Kirchenpracht, an denen Deutschland so reich ist.
Pilgerreise