Kinder-Yoga erfährt auch bei uns immer größere Beachtung. Trendsetter sind, wie so oft, die USA und die amerikanische Gesundheitsbehörde registriert einen Anstieg von Yoga praktizierenden US-Kindern innerhalb von fünf Jahren um mehr als drei Prozent. Auch hierzulande üben sich schon 3jährige in jahrhundertalten Asanas. Der Grund: Unsere Kinder sind gestresst, weniger beweglich und leiden immer häufiger an Kopf-, Bauch- und Rückenschmeryen. Wie Yoga und Achtsamkeit dabei helfen und dabei auch noch Spass machen.
„Kinder-Yoga“, „Kinder-Yoga“…skandiert fröhlich ein Trupp 5-jähriger auf der Treppe ihrer Kita in Düsseldorf. Sie haben Glück: die anderen Kids müssen zurück in die Gruppe, sie dürfen heute zum Kinder-Yoga! Es ist ihre vierte Stunde. Die wichtigsten Asanas kennen sie schon: Berg, Hund, Katze, Kobra, Baum… Die indischen Namen kennen sie nicht. Sie wissen auch nicht, dass sie gerade dabei sind, sich ein großes Repertoire an Yogapositionen und Entspannungstechniken anzueignen. Oder dass hinter der Obst-Blindverkostung eine Achtsamkeitsübung steckt.
Für die Kinder ist Yoga einfach Spiel. Und jede Menge Spaß. Sie sind der Hund, der das Bein hebt und Pippi macht. Die Katze, die sich im Baum versteckt oder die Schlange, die durch das Gras schlängelt und zischt. Sie erleben in einer Yogastunde eine ganze Reihe von Abenteuer. Traben als Yakari durch die Prärie, retten kleiner Donner vor den Jägern oder schlafen im Tipi. Sie lassen ihrer Fantasie freien Lauf, erfinden unermüdlich neue Geschichten. Und übersetzen sie in Yoga-Positionen. Und lernen so ganz nebenbei ihren Körper besser kennen, werden beweglicher und trainieren Muskeln und Gelenke. Lernen aber auch Konzentration und Fokus.
Und wann entspannen sie? In den Pausen. Auf Bewegung und Körperübungen folgen immer wieder Pausen. Dann ist der Bär oder Indianer müde und legt sich schlafen. Oder das Blatt fällt vom Baum und rollt sich zusammen. Auch hier werden die Kids kreativ. Bauen sich bspw. mit Yogamatten und Tüchern eine Höhle. Sehr beliebt auch: sich in die Matte wie ein Pfannkuchen zusammenrollen. Sehr beruhigend für Kinder wirkt auch das Summen. Tiefe Töne (a,e,o,u) oder das Bienensummen (MmmmNnnn) bringen regelmäßig angewandt Ruhe und Entspannung. Auch das bekannte OM aus dem Erwachsenen-Yoga hat seinen positiven Effekt.
Und können kleine Kinder wirklich schon Achtsamkeitsübungen machen? Natürlich. Es sind oft sogar die Highlights der Stunde. Kleine Döschen, die man schüttelt und dabei versucht, den Inhalt zu erraten oder ertasten: Watte, Steine, Goldstaub, Glitzer, Federn, Legosteine – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Ganz besonders beliebt bei den Kleinen: die Blindverkostung! Obst, Gemüse, Reiswaffeln&Co stehen hoch im Kurs. Die Augen sind dabei geschlossen, der Mund in der Fantasie „versiegelt“. Es wird gerochen, getastet, geschmeckt… Alles leise. Sprechen kommt erst zum Schluss. Wenn alle soweit sind. Trainiert nicht nur die Sinne, sondern auch Sozialverhalten, Geduld und Toleranz. Und ganz nebenbei wird das Repertoire an Obst, Gemüse & Gesundem erweitert.
Nicht fehlen dürfen in einer Stunde die sogenannten self-affirmations. Also Positiv-Botschaften, die das Selbstvertrauen der Kleinen stärken, begleitet von entsprechender Gestik: „Ich bin stark“, ich bin groß, ich bin klug, ich bin ruhig und gelassen“. Nicht wundern, wenn der Sprössling am nächsten Tag im Elternschlafzimmer das Ganze nachmacht. Überhaupt: das Nachspielen und Nachmachen der Yogaübungen ist ein positiver und häufiger Effekt. Die Kids sind stolz und wollen zeigen, was sie gelernt haben. Gerade für introvertierte oder weniger sportliche Kinder eine tolle neue Erfahrung. Egal ob ruhigere oder aktivere Kindern - alle haben ihren Spaß am Yoga. Und vermutlich ist auch das der Grund, wenn der Kinder-Yoga-Lehrerin in der Kita am Eingang entgegen schallt: „Wann machen wir wieder Kinder-Yoga..?
Die Autorin Gina Duscher war mehr als 20 Jahre in der Wirtschaft ehe sie ihre Leidenschaft zum Beruf zu machte. Heute unterrichtet sie Kinder-Yoga in Kitas und Schulen in Düsseldorf. Und Erwachsene im Hot Yoga bei 39 Grad im eigenen Studio. Ihr Mantra: Yoga soll guttun. Und Spaß machen, der Rest kommt dann von alleine.
Infos unter www.die-yogabande.de
Das Buch: “Der kleine Yogi reist nach OM” gibt wundervolle, einfache und hübsch aufgemachte Tipps für konkrete Übungen.
Silvia Anklin Crittin: Der kleine Yogi reist nach OM, Königsfurt-Urania Verlag