Körperwahn statt Gesundheitsbewusstsein
Anabole Steroide, auch als Anabolika bezeichnet, ist der Oberbegriff für eine Reihe von synthetischen Substanzen, die dem männlichen Sexualhormon Testosteron nachempfunden sind und Wachstumshormone freisetzen. Sie führen zur Beschleunigung des Aufbaus fettfreier Muskelmasse und gelten im Wettkampfsport als Doping: „Doping ist das Vorhandensein einer verbotenen Substanz, deren Metaboliten oder eines Markers in Körperbestandteilen eines Athleten. Doping ist die Verwendung von Substanzen aus den verbotenen Wirkstoffgruppen und die Anwendung verbotener Methoden“, (Dopingdefinition der Welt-Anti-Doping Agentur (WADA)).
In Deutschland sind ca. 9,5 Millionen Menschen als Mitglied in einem Fitnessstudio registriert (2015) und die Zahl wächst stetig weiter. Leider gibt es eine genetische Grenze im Muskelwachstum, so dass die meisten Kraftsportler auf natürlichem Wege kaum extreme Muskelberge aufbauen können. “Man muss wohl davon ausgehen, dass ein Großteil der ‘richtigen’ Hardcore-Bodybuilder anabole Steroide nimmt”, sagt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) Prof. Dr. Klaus-Michael Braumann.
Was liegt also näher, sich die benötigten Steroide illegal über einschlägige Online-Shops zu besorgen und den Körper auf dem Weg zum perfekten Sixpack mit eigentlich rezeptpflichtigen Medikamenten zu unterstützen. Testosteron kaufen im Zeitalter der neuen Medien ist heutzutage unkompliziert.
Unterschiedliche Gesetzgebungen innerhalb der EU bewirken eine Menge Gesetzeslücken und illegale Vertriebswege entziehen sich zudem dem Zoll, wodurch der Schwarzmarkt boomt und ständig wächst.
Aber schaden diese kleinen „Muskelpillen“ denn wirklich?
Anabolika führen nicht nur zu einem Zuwachs an Kraft und Stärke, sie können auch negative bis lebensbedrohliche Begleiterscheinungen hervorrufen:
- Akne
- Haarausfall
- Virilisierung (Vermännlichung) bei Frauen mit Bartwuchs, Wachstum der Klitoris (irreversibel), Menstruationsstörungen, Veränderungen der Stimme (irreversibel)
- Gynäkomastie (Vergrößerung der Brust ) beim Mann
- Schrumpfhoden
- Zeugungsunfähigkeit bei beiden Geschlechtern
- frühzeitige Beendigung des Längenwachstums bei Jugendlichen
- psychische Störungen: Gefühlsschwankungen, Depression, Gewaltbereitschaft, Aggressivität, Konzentrationsstörungen
- Thrombose, Arteriosklerose und Herzinfarkt
- Leberschädigungen
- Leberzellkarzinom, Prostata- und Brustkrebs
Hinzu kommt die Gefahr durch die Einnahme von verschiedenen Anabolika gleichzeitig, wie es Kraftsport-Fanatiker i. d. R. praktizieren - eine Polymedikation, deren Nebenwirkungen nicht bekannt sind.
Werden Präparate illegal auf dem Schwarzmarkt bezogen, so muss immer auch mit Fälschungen gerechnet werden: Falsche Wirkstoffe und auch falsche Dosierungen sind leider an der Tagesordnung.
Es bleibt nun also die Frage:
Muss ich das meinem Körper antun, um einem derzeitigen Schönheitsideal zu folgen? Eine finnische Studie zeigte, dass männliche Kraftsportler (Powerlifting), die von 1977-1982 in Finnland zu den fünf Besten zählten und verdächtig auf Anabolikamissbrauch waren, in den folgenden 12 Jahren eine 4-5fach höhere Sterblichkeit aufwiesen, als männliche Personen des gleichen Alters in der Normalbevölkerung (Pärssinen M. et al., Int. J. Sports Med. 2000, National Library of Medicine (PubMed)).
Ein sehr fragwürdiges Unterfangen also, dessen Nutzen - Risiko ein jeder für sich selber beantworten muss:
Mit Gesundheit und Sport aber hat das wohl nichts mehr zu tun!
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Gynäkomastie