Wer im - noch fernen - Frühling durch die grünenden Parks spaziert wird immer häufiger Männer und Frauen, die fröhlich über ein zwischen zwei Bäume gespanntes Schlauch- oder Flachband aus Gummi balancieren, beobachten können. Keine Angst - sie sind nicht lebensmüde und gehören ganz sicher auch nicht zu einem notleidenden Zirkus, der seine Artisten wegen anderer Möglichkeiten im Freien trainieren läßt. Man frönt einfach nur einer neuen Leidenschaft - dem Slacken, in dem man fröhlich über ein zwischen zwei Bäume gespanntes Schlauch- oder Flachband aus Gummi balanciert. Doch im Gegensatz zum klassischen Seiltanz aus dem Zirkus, wird hierbei die Dynamik des „schlaffen Bandes” - wie der Begriff Slackline übersetzt werden kann - genutzt. Ob einfaches Balancieren oder adrenalinsteigernde Manöver, den Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt!
Dabei ist Slacklinen weit mehr als nur ein Fun-Sport. Das Balancieren auf der cirka 2,5 Zentimeter breiten Slackline bringt auch erwiesene gesundheitliche Vorteile mit sich. „Durch das Balancieren auf dem nur locker gespannten Band entstehen Schwingungen, die der Körper ausgleichen muss, um nicht herunter zu fallen. Das trainiert insbesondere die Feinmuskulatur rund um die Wirbel”, erläutert Dr. Constanze Kriebel-Goldmann, beratende Medizinexpertin der BKK Essanelle. Aufgrund dieser positiven Auswirkungen auf den Körper erforschen Studien aktuell die therapeutischen Einsatzmöglichkeiten des Slacklinens bei der Behandlung von unter anderem Schlaganfall-Patienten oder Multipler Sklerose. „Neben der Stimulation der Muskulatur werden auch Gleichgewichtssinn, Reaktionsvermögen, Koordination und Konzentration wirksam trainiert”, erkkärt Frau Dr. Kriebel-Goldmann weiter. Deshalb eignet sich das Balancieren auf der Slackline ideal als Training für Sportarten wie Klettern, Skifahren und Kampfsportarten. Auch Anfänger, Sportmuffel oder ältere Menschen können dabei schnell erste Erfolge erzielen.
Etwas Übung ist allerdings nötig, um den Balanceakt zu meistern und sicher auf dem maximal 5 Zentimeter breiten Band zu spazieren. Ein besseres Gefühl für das Seil wird erzielt, indem der Benutzer leicht in die Knie geht. Dadurch kann ähnlich wie beim Roller Bladen oder Skifahren, schnell reagiert werden. Für ein sicheres Schreiten den Blick nicht auf die Füße richten, sondern einen Punkt in einiger Entfernung fixieren. „Am besten unternimmt man die ersten Versuche zusammen mit einem Partner. Gemeinsam macht Slacklinen nicht nur mehr Spaß; der andere ist auch eine tolle Stütze bei den ersten Gehversuchen in der Luft”, raten die Experten allen Anfängern. Wichtig für alle Einsteiger: Mit Lowlines beginnen , die relativ niedrig in Knie- oder in Hüfthöhe über einem weichen Untergrund wie Gras oder Sand gespannt sind. Dabei ist die Verletzungsgefahr am niedrigsten und man braucht nicht viel Ausrüstung.
Jedes gut geführte Sportgeschäft ist inzwischen mit Slacklines ausgestattet: Der Kostenpunkt liegt bei circa 40 Euro für die Grundausstattung. Wichtigster Bestandteil ist die Slackline selbst, die für Anfänger eher breit und straff gespannt sein sollte. Denn je lockerer das Band, desto schwieriger wird das Balancieren. Befestigt wird das Band mit zwei Schlingen an zwei gleich hohen Fixpunkten, also zum Beispiel zwischen zwei Bäumen, dessen Rinde mit speziellen Schonern, alten Teppichen oder Fußmatten geschützt werden sollte. Ein Ende des Bandes wird von einem Karabinerhaken gehalten, das andere durch einen Flaschenzug, eine Spanngurt-Ratsche oder ein Hubzug gespannt. Mit ein bisschen Geduld und Übung kommt man recht schnell zu artistischen Leistungen und spürt den Zauber dieses Sports: Spannung, Bewegung, Konzentration und jede Menge frische Luft.
Gleichgewicht
Koordination
Konzentration