Wo könnte man dies bei uns besser als an jenen Orten, wo die Plagen des Alltags wieder mit dem Lift hinunter ins Tal schweben? Almen, jene verklärt besungenen Idyllen zahlreicher Volkslieder, hoch über den Tälern, wo das Leben zwar karg doch ohne Sünde und vor allem gesund ist, bieten alles wonach wir ruhelosen Stadtmenschen heute so sehr dürsten.
Österreich, voll von den schönsten dieser alpinen Hideaways, hörte die Botschaft schon vor einigen Jahren und setzte sie ohne lange zu überlegen, ob oder ob doch nicht, in die Tat um. In den Kärntner Nockbergen, nahe der Turracher Höhe, und hoch über Bad Kleinkirchheim entstand mit dem Almdorf Seinerzeit das (meines Wissens) erste, jeden erdenklichen Komfort beinhaltende „Almhüttendorf“ für all jene, die sich nach einem „ursprünglichen, aber doch angenehm behaglichen Hüttenerlebnis“ sehnten. Und der nostalgische Wurzelseppcharakter mit Omas Retrowamsler, duftenden Zirbenholzmöbeln, Schafwolldecken und leinener Tisch- und Bettwäsche kam an bei den Gästen aus Wien, München und dem nahen Norditalien. Der Anfang war gemacht, die Nachahmer schossen seither wie Pilze aus dem feuchten Waldboden.
Sie heißen Priesteregg, Annodazumal, Holzlebn oder Innsholz, oft tragen sie tatsächlich auch noch den alten Flurnamen, immer häufiger schmücken sie sich mit dem luxuriösen Überfluss verheißenden „Chalet“ und sie haben alle gleich mehrere Gemeinsamkeiten: Stets über 1000 m Seehöhe gelegen bieten sie häufig einen sensationellen Ausblick hinauf zu schneebedeckten Gipfeln und in die tief unten liegenden Täler. Erreichbar sind sie alle mit dem Auto, auch wenn das eigene mitunter im Tal geparkt werden muss. Sie versprechen stylische Romantik pur bei knisterndem Kaminfeuer, kulinarische Genüsse, die auf Wunsch auch am eigenen Herd vom Personal zubereitet und in irdenem Geschirr kredenzt werden. In die eigene Hütte eilende Masseuretreiben dem verspannten Gast mit Alpenkräutern und allerlei geheimnisvollen Salben die Zipperleins aus und winters wie sommers perlt edler Champagner am (Freiluft-) Whirlpool für die lifestyle-orientierten Wannensitzer.
Viele Eigentümer sind, getreu alpiner Gepflogenheit, meist perDU mit ihren „Freunden“ und damit der Almöhi nicht zu sehr Überhand nimmt, dröhnt am Abend auch mal cooler Beat und Soul statt Zitherklang und Jodler aus der international bestückten Bar.
Der Alltag mit seinen Sorgen liegt weit unten im Tal, zugedeckt mit himmlischer Geborgenheit und blickgeschützt vom hämischen Getuschel seiner neidischen Mitmenschen. Natürlich kommt man trotz aller Hüttenromantik nicht ohne die technischen Errungenschaften der Neuzeit aus. WLAN und SAT-TV sind ebenso selbstverständlich wie modernste Leih-Skiausrüstungen oder Mountainbikes sowie Elektroräder für die weniger fitten Freizeitsenner.
Wer will kann hier wirklich lernen, wie es sich anfühlt, wenn man die Seele baumeln lässt. Er kann eins werden mit sich selbst und der umgebenden Natur, kann die Stille hören und lernen, Kleinigkeiten nicht nur zu entdecken, sondern sich daran auch zu erfreuen. **Grenzenlose Freiheit - hier ist sie nur einen Steinwurf weit entfernt.
Wem es aber nicht gelingt, den Schalter in seinem Kopf einmal umzulegen, dem helfen auch die schönsten Almhüttensamt zelebrierter Gemütlichkeit nicht sich frei zu machen vom Alltag und seinen Nöten.
Detaillierte Auskünfte über die zahlreichen Almhüttendörfer in Österreich findet man auf der Seite Austria Info.