Vorarlberg, das westlichste Bundesland Österreichs ist, leider oder Gott sei Dank, auch das unbekannteste. Wenn man vom Wintersport am Arlberg einmal absieht gehört es sicher nicht zu den Must-be-Destinationen der heutigen Influencer-Generation. Und das ist auch gut so. Denn hierher fährt man nicht um gesehen zu werden, sondern um unterzutauchen. In den Wald, in eine uralt Kulturlandschaft, in die Berge, die hier nicht ganz so wuchtig sind und in geruhsame Wanderregionen in denen man vieles kann, aber nichts muss.
Bregenz lockt vor allem im Sommer mit den Festspielen und auch dieses Jahr brilliert noch Verdi’s Rigoletto mit einem Bühnenbild plus dazugehörender Technik vom Allerfeinsten. Sänger und Musik sind sowieso on top der Musik-Skala. Da die Aufführungen, je nach Wetter, durchaus bis kurz vor Mitternacht dauern, ist eine Heimreise wohl eher nicht mehr empfehlenswert. Man muss aber auch nicht, in die zur Festspielzeit sehr teuren Hotels gehen. Wie wäre es denn, wenn man so einen Kunstgenuss mit ein paar Tagen Wellness-und Kulinarik-Genuss vereint? Wir haben es einfach mal ausprobiert und dabei herausgefunden, dass viele Hotels im Bregenzerwald ihren Gästen auch einen Shuttleservice zu den Festspielaufführungen bieten (ca € 15.–pro Person, Anmeldung wird empfohlen).
Es gibt viele Wege in den Bregenzerwald und die interessantesten sind immer jene, die nicht den größeren Straßen folgen. Die kleineren führen auch zum Ziel, bieten noch mehr zauberhafte Hügellandschaft und dauern in aller Regel kaum länger - sind allerdings oft kurvenreicher. Wer also beim cruisen auf Postkutschen-Straßen leicht seekrank wird, der sollte besser darauf verzichten. Vor alle dann, wenn er hinten im Auto sitzt.
Dass es hier mehr Wald als sonst was gibt zeigt sich auch in den unzähligen kleinen und größeren Gewerbebetrieben links und rechts der Straßen, die alle etwas mit Holz zu tun haben. Vom Design-Schreiner für edle Holzmöbel bis zum Holzschuhmacher und den zahlreichen Sägewerken, Holz gehört zum Bregenzerwald wie die Juppe. Die traditionelle Tracht der Wälder ist reich: Goldhaube und feinstes Plissee aus schwarzem Glanzleinen, geklöppelte Spitzen und in der Farbe oft von tiefem schwarz. Besichtigen kann man die aufwendige Herstellung dieser ältesten Tracht des Alpenraumes in der Juppenwerkstatt in Riefensberg.
Wir sind bei unserer kurzen dreitätigen Reise am ersten Tag in Langenegg im Hotel Krone gelandet - es lag sozusagen am Wegrand und war eine Spontanentscheidung. Eine, die wir nicht bereuten. Uns erwartete nicht nur eine beschaulich klappernde Minimühle neben einem Gemüse- und Kräutergarten, der schon erahnen ließ, dass der Koch ein Künstler sein muss. Und weder das viergängie Abend-Menü noch das Frühstücksbuffet ließen dann auch keine Wünsche offen. Der Wellness-Bereich ist nicht riesig, aber ausreichend mit Pool und Saunabereich und wer gerne Tennis spielt, findet gegenüber einen großen Tennisplatz. Das Hotel bietet allerdings weder Massagen noch kosmetische Anwendungen an.
Langenegg ist ein kleiner Ort, der aber ideal für einen Urlaub mit Kindern ist. Der Lausbubenweg lädt Groß und Klein zur abenteuerlichen Wanderung ein.
Am nächsten Tag stand ein Besuch in Schwarzenberg mit dem Angelika-Kauffmann-Haus auf dem Programm. Der schon in 18. Jahrhundert weit gereisten Klassizismus-Malerin ist die Ausstellung NACH ITALIEN ! gewidmet und zeigt viele malerisch festgehaltene Eindrück ihrer ausgedehnten Bildungsreise, die als „Grand Tour“ bekannt wurde. Im gleichen Haus ist auch ein sehr sehenswertes Heimatmuseum untergebracht, welches viele Eindrücke in das einstige, häufig karge Leben der Wäldler zeigt.
Schwarzenberg zählt zweifelsohne zu den malerischten Orten des Bregenzerwaldes mit seinen vielen, reich mit Schindeln verzierten alten Häusern und deren üppigen Blumenschmuck. Fast ein Muss ist daher auch ein Besuch im 265 Jahre alten Gasthof Hirschen, der nicht nur viele Künstler, sondern auch gekrönte Häupter als Gäste beherben durfte. Übernachtungsgäste schwärmen davon, dass man hier “…alles länger macht, weils so herrlich ist. Länger schlafen, länger träumen, länger frühstücken…”.
Von Schwarzenberg nach Andelsbuch ist es nur ein Katzensprung und wer modische Tracht liebt, sollte einen Abstecher ins Trachtengeschäft Rainer nicht versäumen.
Endstation unserer Reise bildete der kleine Ort Mellau. Bekannt wurde er in der Nachkriegszeit als das “sündigste Dorf Österreichs” und zu verdanken hat er diese Auszeichnung der rührigen Wirtin des einstigen Gasthof Sonne, heute ein Lifestyle-Resort vom Feinsten. Aber der Geist der Wirtin Margret Bischofsberger, die nicht nur den Alkohol, sondern auch den Twist in den hintersten Bregenzerwald brachte, der ist noch heute zu spüren. Klein-Paris nannte man Mellau und die Zieharmonika spielende Vollblutwirtin scherte sich weder um staatlichen noch kirchlichen Verordnungen. Ihre Enkelin, Natalie Läßer, pflegt das Erbe der Großmutter und das zeigt sich auch im herzlichen Umgang mit ihren Gästen. Aus drei Tischen und zwölf Stühlen wurden erst zwanzig, dann sechszig Betten und längst hat man sehr geschickt das Alte mit dem Neuen verschmolzen, und schon immer auf Nachhaltigkeit viel Wert gelegt.
Das Lifestyle-Resort Sonne ist heute ein Erwachsenen-Hideaway für gehobene Ansprüche, nicht nur im Wellness-Bereich, sondern vor allem auch in der Küche, wo internationale Spitzenköche den Löffel schwingen und die Gäste täglich aufs Neue zu verwöhnen verstehen. Egal, ob man mit Mann, Freundin oder Schwiegermama anreist - man wird verwöhnt von den Fingerspitzen bis zu den Zehen. Männerrunden gönnen sich übrigens neben der Entspannung gerne von Freitag bis Sonntag auch die reine Männersache mit Rum und Bier das gönn ich mir! Geboten wird für die Herren dabei zusätzlich ein Bierbad mit Pfiff, eine Rumverköstigung und köstliche Männerschokolade. Kostet pro Person ab € 413,– inkl. 2 Übernachtungen mit reichhaltigem Frühstücksbuffet und abendlichen 5-Gang Gourmet Dinner. Und keine Frage: Echte Männer schlafen auch nach diesem Schlaraffenland-Ausflug noch gut! Dafür sorgen schon die hochwertigen Matratzen und Betten aus Naturfasern. Und klar, WLAN ist natürlich kostenlos im ganzen Haus verfügbar.
Ob Hotel, Gastronomie oder Festspiele: Zum Eintritt benötigt man einen gültigen 3-G-Nachweis, also den Nachweis über einen negativen Test, eine gültige Impfung oder eine bereits durchgemachte Infektion. Es gibt keine Maskenpflicht, keine maximale Größe von Gästegruppen und keine Sperrstunde. Mitarbeiter:innen erbringen einen 3-G-Nachweis oder tragen einen Mund-Nasen-Schutz. Eine Ausnahme besteht in der Nachtgastronomie: Hier wird eine Impfung oder ein PCR-Test benötigt. Weder eine Genesung nach Infektion noch ein Antigen-Tests ist dafür ausreichend.
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